idw - Informationsdienst
Wissenschaft
16. Herbstsymposium des Instituts für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Klinikum der Universität München greift eine hoch aktuelle, gesellschaftliche Problematik auf
Migrationsprozessse finden weltweit statt. Man spricht von Migration, wenn jemand länger als ein Jahr außerhalb seines Herkunftslandes verbringt. Gründe sind der Wunsch nach Schutz und Überle-ben, nach Sicherung des Lebensunterhaltes (Einkommen weniger als 1 Dollar /Tag in manchen Dritte-Welt-Ländern), nach Arbeit, nach der Möglichkeit, Lesen und Schreiben zu lernen oder eine sehr gute Ausbildung zu bekommen. "Die Vorstellungen, was Krankheit ist und was krank macht, sind kulturel-len Einflüssen unterworfen und können sehr unterschiedlich ausfallen. Es gibt unterschiedliche Wege zur Heilung und unterschiedliche Heiler", erklärt Professor Reiner Frank vom Institut für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Klinikum der Universität München.
Hilfesuchende aus anderen Kulturen stellen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie zwischen 10 und 30% der Patienten, in vielen Jugendhilfeeinrichtungen noch mehr. Ob Migrantenfamilien selber um Hilfe bitten oder ob andere Instanzen sie schicken - an die Mitarbeiter stellen sie häufig besondere Anforderungen. Nicht nur unterschiedliche Annahmen über Gesundheit und Krankheit, über Famili-enbeziehungen und Geschlechterrollen, sondern ganz besonders unterschiedliche Annahmen über Sinn und Möglichkeiten der jeweiligen Einrichtungen können häufig zu Missverständnissen und Vorbehal-ten führen.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Servicedienste der Kinder- und Jugendpsychiatrie und der Ju-gendhilfe stehen daher vor der Aufgabe, Minoritäten ein bedarfsorientiertes Angebot zu machen und ihre Dienste für diesen wachsenden Personenkreis zu öffnen. Beim Symposium wird ein Modell vor-gestellt, das auf vier Schwerpunktthemen basiert:
o Training der Professionellen, sowohl zu Themen des kulturellen und sozialen Hintergrundes der Patienten als auch zu den kulturellen Traditionen unserer eigenen Praktiken und Routinen
o Entwicklung von Netzwerken zu den Migrantencommunitys, ihren Repräsentanten und zu den anderen Servicediensten der Region
o Entwicklung migranten- und minoritätenorientierter Serviceangebote
o Kultursensible Team- und Organisationsentwicklung
Eines der Themen des Symposiums ist auch die Gesundheit von Migrantenkindern. "Ausländische Kinder sind unter den jungen Patienten von Kliniken überrepräsentiert. Und bei Erwachsenen anderer Nationalitäten dauern Klinikaufenthalte länger. Es werden häufiger technische Untersuchungen durch-geführt", berichtet Professor Frank.
Es gibt außerdem eine Reihe von Untersuchungen über gesundheitliche und insbesondere über seeli-sche Probleme von Kindern und Jugendlichen. Sie kommen mehrheitlich zu dem Schluss, dass Migra-tion alleine keine seelischen Probleme hervorrufen muss. Vielmehr spielen Anlass und Umstände, die Lebenssituation der Familie und die Bedingungen im aufnehmenden Land eine gewichtige Rolle. Die Anpassung an die neuen Lebensbedingungen ist ein länger dauernder Prozess.
"Es gibt bei allen Problemen eine ganze Reihe positiver Beispiele von Migrationsprozessen", zieht Professor Frank Bilanz. "Das Symposium soll u.a. dazu beitragen, bestehende Aktivitäten noch besser bekannt zu machen und zusammenzuführen."
Das Münchner Kinder- und Jugendpsychiatrische Herbstsymposium hat Tradition: Zum 16. Mal findet die Veranstaltung des Instituts für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Klinikum der Universität unter der Leitung von Prof. Dr. Reiner Frank statt. Und zwar am
Samstag, 14.Oktober 2006
von 9.15 bis 16 Uhr
im Großen Hörsaal des Instituts für Physiologie
Pettenkoferstraße 14
80336 München
Das Thema "Kulturen, Migration und seelische Gesundheit" wird von neun Referentinnen und Refe-renten unter unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. Angemeldet haben sich 250 Teilnehmer, u.a. Psychiater, Psychologen, Psychotherapeuten und Sozialpädagogen.
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Reiner Frank
Leitung Ambulanz und Poliklinik
Institut und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und
Psychotherapie am Klinikum der Universität München
Lindwurmstraße 2a
80336 München
Tel: 089/5160-5156
E-Mail: Reiner.Frank@med.uni-muenchen.de
Klinikum der Universität München
Im Klinikum der Universität München werden an den Standorten Großhadern und Innenstadt jährlich rund 85.000 Patienten stationär und 371.000 Patienten ambulant behandelt. Die 44 Fachkliniken, Institute und Abtei-lungen verfügen über etwa 2.400 Betten. Von insgesamt 9000 Beschäftigten sind rund 1800 Mediziner. Jährlich finden zahlreiche medizinische und wissenschaftliche Kongresse und Tagungen, sowie Kurse und Informations-veranstaltungen für Patienten statt. Das Klinikum der Universität München zählt zu den größten Gesundheitsein-richtungen in Deutschland und hat im Jahr 2004 mehr als 52 Millionen Euro an Drittmitteln eingeworben. Seit 1. Juni 2006 ist das Klinikum der Universität München eine Anstalt des öffentlichen Rechts.
Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.klinikum.uni-muenchen.de
Criteria of this press release:
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Psychology, Social studies, Teaching / education
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences, Transfer of Science or Research
German
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).