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03/01/2000 11:28

Chemietechnik in Dortmund: Mehr als 500 Promovierte gingen forschend an den Berufsstart

Ole Lünnemann Referat Hochschulkommunikation
Universität Dortmund

    Am heutigen 1. März 2000 wurde im Fachbereich Chemietechnik der Universität Dortmund das 500. und 501. Promotionsverfahren erfolgreich abgeschlossen. Das Jubiläum ist Anlass für eine positive Bilanz der Reform-Fakultät, deren Absolventen und Doktoranden beste Arbeitsplatzchancen haben und schon an der Hochschule Millionen an Forschungsmitteln umsetzen. Umweltschutz ist dabei das Hauptthema.

    Als der Fachbereich vor rund 30 Jahren seinen innovativen Diplomstudiengang eröffnete, war er noch im Aufbau- und Verfügungszentrum (AVZ) der Dortmunder Universität in Eichlinghofen untergebracht. Doch der Chemietechnik gelang es im April 1994, als erste Abteilung der jungen Universität in ihr eigenes Fakultätsgebäude auf der sogenannten Hauptbaufläche (HBF), dem heutigen Campus Nord, zu beziehen. Seither haben nahezu 2000 Absolventen ihr Ingenieurdiplom für Chemietechnik erhalten.

    Von Anfang an wurden die Dortmunder "Chemietechniker" - wie sie nicht ganz korrekt genannt werden - von der Industrie und von staatlichen Stellen mit offenen Armen empfangen. Dies war kein Wunder, weil der Reformstudiengang eine echte Synthese gelungen war zwischen dem Studium der "Technischen Chemie", das bundesweit von zahlreichen Fachbereichen der Chemie angeboten wird, und dem Studium der "Verfahrenstechnik", das traditionell von Maschinenbau-Fakultäten angeboten wird.

    Von Seiten der Industrie war seit langem bemängelt worden, dass die Technischen Chemiker nicht selten zu wenig in ingenieurwissenschaftliches Denken geschult seien, während den Verfahrens-Ingenieuren oft das naturwissenschaftliche Stoffgefühl fehle.

    Die erfolgreiche Integration beider Aspekte machte der Erfolg der Dortmunder Chemietechnik aus. Er wurde bald zum Vorbild für ähnliche Studienreformen in einer Reihe von weiteren Universitäten. Dort können heute dem Dortmunder Modell verwandte Studiengänge - meist unter der Bezeichnung "Chemieingenieurwesen" - absolviert werden.

    Trennen und Veredeln

    Was viele nicht wissen: Auch die moderne Umweltschutztechnik ist heute zum größten Teil Chemietechnik. Sie ist der Kern der Stofftrenn- und Stoffveredelungstechnik. Beim Recylcling werden häufig Rohstoffgemische in wiederverwertbare und den Menschen nützliche Produkte sowie in Reststoffe getrennt.

    Beispiel: Aus Erdöl wird durch Trenntechnik Benzin gemacht. Ebenso wird in der Umwelttechnik aus verunreinigten Abfallstoffgemischen mit den gleichen chemietechnischen Trennverfahren wieder reine Stoffe erzeugt. Aus Abwasser wird so Trinkwasser, aus verseuchten Böden sauberes Erdreich. Die Recyclingmaterialien im gelben Sack sind die Quelle zahlreicher neuer Gebrauchsgüter.

    Die Chemietechnik ist also ebenso wie die in ihr integrierte Umwelttechnik eine sehr konsumorientierte und lebensnahe Technik. Sie sorgt sich um die meist nicht besonders beachteten Produkte des täglichen Bedarfs. Jeder braucht sie, jeder benutzt sie, ohne darüber nachzudenken, welche anspruchsvolle Technik bei der Herstellung verwandt wird. Ob es sich um Lebensmittel, Pharmazeutika, Papier, Kosmetika, Heizöl, Düngemittel, Kunststoffe und viele andere Konsumgüter mehr handelt oder um Recyclingprodukte, von Schadstoffen befreite Luft, sauberes Wasser und Erdreich handelt, immer müssen edle und nützliche Stoffe von unedle oder schädliche Bestandteilen der Ausgangsstoffgemische getrennt werden.

    Viele Aufgaben warten auf Lösung

    Keine Frage, dass bei einem solch umfangreichen Aufgabenkatalog sehr viel Forschung und Entwicklungsarbeit geleistet werden muss. So wundert es nicht, dass über 25 % der Studentinnen und Studenten nach der Diplomprüfung zusätzliche eine Doktorarbeit schreiben. Die reichhaltige Palette der anstehenden Probleme bietet eine Fülle von aktuellen Forschungsthemen.

    Dabei ist - wie in vielen technisch geprägten Bereichen- die Finanzierung der Forschungsarbeiten eine große Hürde. Im Schnitt muss für die Fertigstellung einer Dissertation in der Chemietechnik ungefähr eine halbe Million aufgewendet werden. So errechnet sich für die 500 Doktoranden der Dortmunder Chemietechnik eine Summe von rund 250 Millionen DM an investierten Forschungsmitteln.

    Weit mehr als die Hälfte dieser Summe musste auf dem Drittmittelmarkt gegen starke Konkurrenz der übrigen Universitäten und sonstigen Forschungsinstitute eingeworben werden. Drittmittel sind Gelder, die der Universität nicht im normalen Haushalt vom Land bereitgestellt werden. Meist kommen sie aus der Industrie, aus Stiftungen, vom Bundesforschungsministerium, von der deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), von der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) oder von der Europäischen Union.

    Die 500. und 501. Dissertation

    Die beiden frisch Promovierten, Dr.-Ing. Christina Wagner und Dr.-Ing. Gregor Fernholz, haben auf höchst unterschiedlichen Gebieten gearbeitet.

    Christina Wagner befasste sich mit der Abtrennung von Schadstoffen aus Rauchgasen durch Absorptionstechnik. Ihre Arbeit erstellte sie im Rahmen eines von der Vereinigung der Großkraftwerksbetreiber (VGB) und der AiF mitfinanzierten Projekts, das sie am von Prof. Weinspach geleiteten Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT (Oberhausen) durchführte. Ihre Ergebnisse präsentierte Frau Wagner auf mehreren nationalen und internationalen Tagungen. Mittlerweile arbeitet die ambitionierte Ingenieurin bei einer renommierten Unternehmensberatungs-Gesellschaft, der Boston Consulting Group.

    Gregor Fernholz hat seine Dissertation zum Thema "Prozessführung einer halbkontinuierlich betriebenen reaktiven Rektifkationskolonne" verfasst. Hierbei geht es um die Kombination einer chemischen Reaktion mit der Abtrennung des gewünschten Produkts in einem einzigen Apparat, womit unter anderem Energie eingespart werden kann. Die Arbeit wurde in einem Kooperationsprojekt der Dortmunder Lehrstühle für Anlagensteuerungstechnik und Thermische Verfahrenstechnik durchgeführt. Fernholz ist seit Januar 2000 bei der Bayer AG Leverkusen in der zentralen technischen Entwicklung beschäftigt.

    · Weitere Information:
    · Dekan Prof. Dr. rer. nat. Arno Behr, Ruf 0231-755 2310
    E-Mail: dekan@ast.chemietechnik.uni-dortmund.de

    · Geschäftsführer Dipl.-Ing Wolfram Guhr, Ruf 0231 755 2363
    E-mail: guhr@chemietechnik.uni-dortmund.de
    · Prof. Dr. rer. nat. Cornelius Friedrich, Ruf 0231-755 5115
    E-mail: friedric@chemietechnik.uni-dortmund.de
    · Prof. Dr.-Ing. Sebastian Engell, Ruf 0231 755 2362,
    E-mail: s.engell@ct.uni-dortmund.de
    · Prof. Dr. techn. Peter Walzel, Ruf 0231 755 6088
    E-mail: p.walzel@ct.uni-dortmund.de


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    Criteria of this press release:
    Biology, Chemistry, Environment / ecology, Mechanical engineering, Oceanology / climate
    transregional, national
    Organisational matters, Studies and teaching
    German


     

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