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12/07/2006 10:27

Neubürger: draußen vor der Tür

Dr. Paul Stoop Abteilung Kommunikation
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH

    Kaum Migranten unter den Bundestagskandidaten

    (Berlin) Migranten werden von den Parteien nach wie vor kaum als Parlamentsbewerber aufgestellt. So hatten von allen Bundestagskandidaten 2005 nur 2,1 Prozent einen Migrationshintergrund. Zum Vergleich: Deutsche mit Migrationshintergrund machten 2005 zehn Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Unter den im Bundestag vertretenen Parteien stellte die Union die wenigsten Kandidaten mit Migrationshintergrund (0,8 Prozent), die PDS/Linkspartei mit 3,7 Prozent die meisten. Gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil und dem Stimmenanteil, den die Parteien von dieser Wählergruppe zu erwarten haben, sind Migranten sowohl als Parlamentsbewerber als auch als Parlamentsmitglieder noch immer stark unterrepräsentiert, heißt es in einem Beitrag für das Dezember-Heft der "WZB Mitteilungen".

    Dabei müssten die Parteien ein wachsendes Interesse an der Aufstellung von Kandidaten mit Migrationshintergrund haben, schreibt die Autorin, die Politikwissenschaftlerin Sara Claro da Fonseca. Denn mit der Staatsbürgerschaftsreform 1999 haben sich allein zwischen 2000 und 2005 knapp 900.000 Ausländer einbürgern lassen - mehr als im gesamten Zeitraum zwischen 1980 und 1999.

    Auf den Bedeutungszuwachs dieser Wählergruppe haben die Parteien bisher nur zögerlich reagiert. Nach der Staatsbürgerschaftsreform stieg der Anteil der Migranten unter den Parlamentskandidaten nur leicht: von 1,6 Prozent 1998 auf 1,7 Prozent 2002. "Proportionale Repräsentation ist ein langfristiges, aber schwer zu erreichendes Ziel", nennt die Autorin einen Grund für den schwachen Anstieg. Zum Teil würden Parteien vor der Aufstellung von Migranten als Wahlbewerber zögern, weil sie Stimmenverluste fürchten. Zudem sind Migranten eine Bevölkerungsgruppe mit einem vergleichsweise niedrigen Bildungsniveau. "Damit ist ihre Unterrepräsentation auch ein Schichteneffekt", schreibt da Fonseca.

    Auffällig ist dagegen der starke Anstieg von Migranten unter den parteilosen Einzelbewerbern. Bei der Bundestagswahl 2002 hatte ihr Anteil noch bei fünf Prozent gelegen, 2005 bereits bei 10,1 Prozent. "Der viel höhere und kräftig steigende Anteil von Migranten unter den parteilosen Einzelbewerbern zeigt, dass Migranten zwar eine zunehmend mobilisierte Gruppe sind, die aber wenig Platz in den sich zur Wahl stellenden Parteien findet", schreibt die Autorin.

    Für ihre Untersuchung hat die Autorin den so genannten IMMCANDS-Datensatz ausgewertet. Er umfasst alle Wahlbewerber zum Deutschen Bundestag seit 1998.

    Der Beitrag ist online verfügbar unter: www.wzb.eu/publikation/pdf/wm114/32.pdf

    Pressekontakt:
    Claudia Roth, Referat Information und Kommunikation, Tel.: 030/25491-510, E-mail: roth@wzb.eu
    Sara Claro da Fonseca, Abteilung "Demokratie: Strukturen, Leistungsprofil und Herausforderungen", Tel.: 030/25491-356, E-mail: fonseca@wzb.eu


    More information:

    http://www.wzb.eu/publikation/pdf/wm114/32.pdf
    http://www.wzb.eu


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    Criteria of this press release:
    History / archaeology, Law, Politics, Social studies
    transregional, national
    Research results, Science policy
    German


     

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