idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
03/15/2000 08:11

Struktur von Flugzeugturbinenmaterial analysiert

Axel Burchardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Projekt Jenaer Werkstoffwissenschaftler dringt auf atomare Ebene vor

    Jena (15.03.00) Der Aufbau von Flugzeugturbinen ist ziemlich gut, daher sind Unfälle wegen Materialfehlern der Turbinenschaufeln eher unwahrscheinlich. "Die Oxidationsschutzschicht der untersuchten Turbinenschaufel hat von der Mikrostruktur her sehr gute Eigenschaften", urteilt Prof. Dr. Uwe Glatzel. Das Team des Werkstoffwissenschaftlers von der Friedrich-Schiller-Universität Jena hat gerade ein Projekt für die Motoren- und Turbinen-Union München (MTU) beendet, bei dem die Mikrostruktur der Aluminiumbeschichtungen von Turbinenschaufeln analysiert wurde.

    Die untersuchte Flugzeugturbine besitzt 18 Scheiben, auf denen sich jeweils etwa 120 Turbinenschaufeln befinden. Jede dieser hochkomplexen Schaufeln kostet bis zu 6.000 Mark, da die Herstellung dieses einkristallinen Werkstoffs sehr aufwendig ist. Es dauert rund 30 Stunden bis die innen hohlen, etwa 10 cm hohen Schaufeln im Ofen gegossen und mit einer Schutzschicht, bei der Aluminium in den Werkstoff eindringt, überzogen sind.

    Dabei sind die Werkstoffe in diesem Bereich extremen Belastungen unterworfen. "Die Gastemperaturen liegen zur Zeit bei ca. 1.400°C, die durch raffinierte Kühlung auf ca. 1.100°C gesenkt werden. Die Spannungen auf Grund des Eigengewichts der Schaufeln entsprechen den Kräften, die ein Mittelklassewagen verursacht, der auf einer Fläche von ca. einem Quadratzentimeter aufgehängt ist", veranschaulicht Prof. Glatzel. "Um die Effektivität der Flugturbinen zu erhöhen muss versucht werden, die Einsatztemperatur immer höher zu schrauben", weist der Jenaer Werkstoff-Experte auf die Anforderungen.

    Um die erhofften Fortschritte zu erzielen, muss die Material-Struktur der Turbine exakt bekannt sein. Hier ist es vor allem Silke Wöllmer aus Glatzels Team gemeinsam mit Kollegen von der Universität Stanford gelungen, die Struktur weiter aufzuklären. Unter einer extrem dünnen Oxidhaut, so die bisherige Meinung, liegen zwei dickere Schichten. Die Oxidhaut wird automatisch an der Oberfläche erzeugt. Als Schutzmechanismus des Werkstoffs ist sie sehr wichtig, "man verhindert nicht die Oxidation, sondern erzeugt sie", erklärt Uwe Glatzel. Allerdings verbraucht sich die darunter liegende Schicht beim Betrieb und nutzt sich ab. Eine externe Nachbearbeitung der Schaufeln ist regelmäßig notwendig und wird von den Firmen auch durchgeführt.

    Die Jenaer Materialwissenschaftler führten Strukturanalysen auf atomarem Niveau durch. Diese zeigten, dass die Schaufel mehr Schichten mit vielfältigeren Strukturen aufweist als bisher angenommen. Die aufwendigen Untersuchungen waren nur Dank modernster Großgeräte, wie dem in Jena vorhandenen Transmissionselektronenmikroskop, möglich. Durch die Schichtenanalyse konnte auch das Spannungsverhalten der Schaufeln ermittelt werden. Im Ergebnis zeigten die Jenaer Experten, wie der Schichtaufbau aussehen sollte, um erwünschte Druckspannungen zu erzeugen und negative Zugspannungen zu vermeiden. Es ist nun Aufgabe der Industrie, die Materialstruktur entsprechend zu verbessern, indem die Herstellungsbedingungen nach den Jenaer Erfahrungen verändert werden.

    Dass die Industrie von den Jenaer Untersuchungen überzeugt ist, zeigt auch eine jüngst vereinbarte neue Zusammenarbeit. Nun geht es in Glatzels Team darum, wie der Abrieb der äußeren Oxidationsschicht reduziert werden kann und welche Strukturveränderungen dafür notwendig sind.

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr.-Ing. Uwe Glatzel
    Technisches Institut der Universität Jena
    Löbdergraben 32
    07743 Jena
    Tel.: 03641/947790
    Fax: 03641/947792
    E-Mail: uwe.glatzel@uni-jena.de


    Friedrich-Schiller-Universität
    Referat Öffentlichkeitsarbeit
    Axel Burchardt M. A.
    Fürstengraben 1
    07743 Jena
    Tel.: 03641/931041
    Fax: 03641/931042
    E-Mail: hab@sokrates.verwaltung.uni-jena.de


    Images

    Criteria of this press release:
    Materials sciences, Mathematics, Physics / astronomy, Traffic / transport
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).