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Wissenschaft
Auch künstliche Zähne sind nicht resistent gegen den Zahn der Zeit. Um Prothesen und Implantate schon beim Design möglichst widerstandsfähig zu machen, setzen Zahnmediziner mehr und mehr auf Computerhilfe. Die Schweizer Firma Cendres & Métaux SA hat nun an der Universität Bonn eine neue Stiftungsprofessur eingerichtet, die sich genau diesem Thema widmet. Es ist seit mehr als drei Jahrzehnten das erste Mal, dass in Deutschland eine Professur für Zahnmedizin gestiftet wurde.
Ludger Keilig fixiert den großen Flachbildschirm vor sich, von dem ihm ein digitalisierter Unterkiefer entgegen leuchtet. Hinter dem Eckzahn steht noch ein einzelner Backenzahn, daneben klafft eine Lücke. Keilig fährt mit der Maus über den Monitor und setzt ein paar Häkchen. Aus dem Nichts materialisiert sich in der Lücke eine Prothese mit drei Backenzähnen. "Hier sehen Sie die Verankerung, über die die Prothese an den natürlichen Zähnen befestigt ist", erklärt der Mathematiker und färbt die entsprechende Stelle rot ein.
Der Zahnersatz ist so mit den natürlichen Zähnen verbunden, dass der Patient sie nachts herausnehmen kann. Möglich wird das durch eine grazile Verankerung, die flüchtig an die Steckverbindung von Fischertechnik-Steinen erinnert. Die Kaukräfte im Mund stellen sie vor besondere Herausforderungen. "Wir stellen uns hier die Frage: Wie kann man die Geometrie der Verankerung so gestalten, dass sie nicht bricht?", erklärt Professor Dr. Christoph Bourauel.
Der 48-Jährige ist Bonns erster Professor für "Oralmedizinische Technologie". Die Stiftungsprofessur wurde von der Schweizer Firma Cendres & Métaux SA ins Leben gerufen, die - neben Uhren und Schmuck - unter anderem Materialien für die Zahnheilkunde herstellt. 400.000 Euro lässt sich das Unternehmen die Professur in den nächsten fünf Jahren kosten. "Wir arbeiten seit Jahren mit Cendres & Métaux zusammen", erklärt der Direktor der Abteilung für Zahnärztliche Propädeutik und Experimentelle Zahnheilkunde Prof. Dr. Helmut Stark. "Dazu kommt, dass die Medizinische Fakultät die Einrichtung des Lehrstuhls mit Nachdruck unterstützt hat."
Von der Zahnspange bis zum Zahnersatz
Ein weiteres gutes Argument für das Engagement der Schweizer ist die interdisziplinäre Ausrichtung des Bonner Zentrums für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde. Professor Bourauel ist Physiker, seine Mitarbeiter und Kollegen rekrutieren sich aus der Mathematik und Informatik. Dazu kommen Biologen, Anatomen und Ingenieure. Ihr gemeinsames Ziel: Materialien und Therapiemöglichkeiten für alle Altersstufen zu verbessern - angefangen von der Zahnspange bis zum herausnehmbaren Zahnersatz. "Es ist dazu sehr wichtig, dass Forscher aus verschiedenen Gebieten zusammenarbeiten", betont Stark. "Das bedeutet leider nicht, dass es in Deutschland normal wäre."
Gebürtig stammt Bourauel aus Marburg, zog aber bereits mit 16 Jahren in die damalige Bundeshauptstadt, wo er später auch Physik studierte. Seit Januar 2005 ist er außerplanmäßiger Professor in der Poliklinik für Kieferorthopädie. Der Vater eines sechsjährigen Sohnes und einer elfjährigen Tochter tüftelt auch in der Freizeit: Er baut ferngesteuerte Flug- und Schiffsmodelle. Dass er auch noch andere Talente hat, beweist sein zweites großes Hobby: Er spielt E-Bass in einer Rock- und Bluesband.
Seine Forschung sei aber alles Andere als "l'art pour l'art", betont er: "Alles, was wir hier herausfinden, wird mittelfristig in die Klinik Einzug halten!"
Kontakt:
Professor Dr. Christoph Bourauel
Oralmedizinische Technologie
Telefon: 0228/287-22332
E-Mail: bourauel@uni-bonn.de
Professor Bourauel
(c) Frank Luerweg / Uni Bonn
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Criteria of this press release:
Materials sciences, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
regional
Studies and teaching
German
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