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03/23/2000 12:27

Warum liebt der Kartoffelkäfer Pilze? Tagung und Workshop zum Thema:

Marietta Fuhrmann-Koch Öffentlichkeitsarbeit
Georg-August-Universität Göttingen

    Unsere Ökosysteme sind durch eine Vielzahl von Wechselbeziehungen zwischen den verschiedensten Organismen gekennzeichnet. Dabei gibt es nicht nur direkte Interaktionen, beispielsweise zwischen Pflanzen und deren Frassfeinden, sondern auch indirekte Interaktionen, die sozusagen über Umwege, beispielsweise durch Mikroorganismen oder natürliche Gegenspieler, vermittelt werden. Die Entdeckung solcher indirekten komplexen Interaktionen hat zu einer intensiven Forschungstätigkeit geführt, die diesen unauffälligen, dabei aber für das Verständnis der Ökosysteme wichtigen Wechselwirkungen nachspürt.
    Forscher aus dem In- und Ausland treffen sich zu diesem Thema am 31. März und 1. April 2000 an der Göttinger Georg-August-Universität. In der von Prof. Dr. Stefan Vidal (Institut für Pflanzenpathologie und Pflanzenschutz) und Prof. Dr. Teja Tscharntke (Fachgebiet Agrarökologie) organisierten Tagung werden aktuelle Forschungsprojekte vorgestellt und Ergebnisse diskutiert

    Ein wichtiger Forschungsbereich ist die chemische Ökologie, welche die Wirkung der von Pflanzen ausgesandten "SOS"-Duftstoffe auf das Verhalten von natürlichen Gegenspieler hin untersucht. Pflanzen sind nämlich nicht nur Opfer und werden gefressen, sondern verfügen über ein beeindruckendes Arsenal an Möglichkeiten, andere Organismen um Hilfe zu bitten. Da unsere Kulturpflanzen nicht nur durch Insekten gefressen werden, sondern zum gleichen Zeitpunkt auch von Pflanzenpathogenen befallen sein können, wird in einigen Referaten der Frage nachgegangen, welchen Einfluss diese Pathogene auf die Entwicklung der Insekten oder das Verhalten ihrer Gegenspieler haben. Kartoffelkäfer lieben es beispielsweise, wenn ihre Wirtspflanzen durch Pilze befallen sind - warum?
    Ein in jüngster Zeit sehr kontrovers diskutierter Bereich umfasst den Einsatz transgener Pflanzen in der Landwirtschaft. In einem Referat wird die Frage gestellt, ob das veränderte Genexpressionsmuster der Kulturpflanzen die Wechselwirkungen zwischen Kulturpflanzen, Fraßfeinden und Gegenspielern beeinflusst.
    Ein weiterer, top-aktueller Forschungsgegenstand, der auf der Tagung diskutiert wird, beschäftigt sich mit der Frage, in welcher Weise sich die Landschaftsstruktur auf die Agrarökosysteme auswirkt. Sind Untersuchungen auf einzelnen Feldern geeignet, komplexe Vorgänge in einem größerem Zusammenahng widerzuspiegeln?
    Ziel dieser Tagung ist es, durch die Zusammenführung von Arbeitsgruppen, die an sehr unterschiedlichen Problemstellungen arbeiten, den Gedankenaustausch und die Zusammenarbeit
    anzuregen und zu fördern. Auf der Tagung wird daher ein breites Spektrum horizontaler und vertikaler, direkter und indirekter Interaktionen zwischen Organismen vorgestellt und diskutiert.

    Veranstalter:
    Prof. Dr. Stefan Vidal (Institut für Pflanzenpathologie und Pflanzenschutz)
    Tel. : 0551/39-3700
    Fax.: 0551/39-4187

    Prof. Dr. Teja Tscharntke (Fachgebiet Agrarökologie)
    Tel.: 0551/39-9205
    Fax.: 0551/39-8806
    ttschar@uni-goettingen.de

    Ort: Hörsaal I; Ehem. Erziehungswissenschaftliche Fakultät; Waldweg 26
    Beginn: Freitag 31.3.00 - 13:00
    Ende: Samstag 1.4.00 - 14:00
    Teilnehmer: 80 Personen
    Programm: siehe unten

    Programm "Multitrophische Interaktionen"
    Göttingen Freitag 31.März. - Samstag 1. April 2000


    Freitag

    13:00 Begrüssung
    13:15 S. Scheu / Darmstadt
    Pflanzen und generalistische Praedatoren als Vermittler zwischen dem Zersetzer- und dem Phytophagensystem
    13:55 H. Pfanz; W. Zelgert / Essen
    Sind Landschnecken Gourmets? Der Einfluß unterschiedlicher Luftschadstoffe auf das Fraßverhalten von Cepaea-Arten
    14:20 F. Wäckers / Zuerich
    Mechanismen über welche Pflanzen die indirekte Verteidigung mittels extraflorale Nektarien optimieren
    14:45 Pause
    15:15 A. Hilbeck / Zürich
    Der Einfluss von gentechnisch veränderten Pflanzen auf die Interaktionen zwischen Herbivoren und Prädatoren
    15:55 K. Focke; S. Vidal / Göttingen
    Pflanzenpathogene beeinflussen das Herbivoren/Parasitoid-System Trialeurodes vaporariorum/ Encarsia formosa
    16:20 D. Schenk; J. Friedli; S. Bacher / Bern
    Mutualistische Interaktionen zwischen einem Rostpilz und einem
    Ruesselkaefer an der Ackerkratzdistel
    16:45 Pause
    17:15 J. Ruther / Berlin
    Die Rolle wirtsassoziierter Milben bei der olfaktorischen Wirts- und Partnerfindung des Kornkäferparasitoiden Lariophagus distinguendus
    17:40 M. Rostás; M. Hilker / Berlin
    Reziproke Interaktionen zwischen dem phytopathogenen Pilz Alternaria brassicae und Phaedon cochleariae (Chrysomelidae) an Chinakohl
    18:05 G. Mölck; U. Wyss / Kiel
    Pflanzenspezifische Orientierung des Parasitoiden Aphelinus abdominalis nach blattlausinduzierten Pflanzenduftstoffen
    18:30 Poster Session
    JL. Boevé / Brüssel
    Ein neues EU-Projekt zur Chemischen Ökologie von Insekten
    S. Dorn / Zuerich
    Utilisation of interactions between plants and insects: A concept for
    a more sustainable agriculture in LDC's.
    G. Petersen / Kiel
    Kommunikative Wechselwirkungen zwischen Hyperparasitoiden,
    Primärparasitoiden und Blattläusen
    D. Schenk; J. Friedli; S. Bacher / Bern
    Aufenthaltsort herbivorer Insekten auf ihrer Wirtspflanze: Trade-off zwischen Nahrungsqualitaet und Mortalitaetsrisiken?
    K. Schöps / Kiel
    Wirtspflanzenwahl des Wegerichscheckenfalters, Melitaea cinxia, - Sind Lande-frequenz und Eiablagepräferenz korreliert?
    M. Simon; M. Hilker / Berlin
    Reziproke Interaktionen zwischen phytopathogenem Rostpilz und herbivorem Weidenblattkäfer an Weide
    19:30 Social event


    Samstag
    9:00 S. Eber; R. Brandl / London & Leipzig
    Populationsdynamik eines Pflanzen-Herbivoren-Parasitoid Systems - Effekte von Habitatstruktur und Fragmentierung
    9:40 C. Thies; T. Tscharntke/ Göttingen
    Landschaftsstruktur und Herbivor-Parasitoid-Dynamik in Agrarökosystemen
    10:05 I. Schmale; F. Wäckers; C. Cardona; S. Dorn / Zürich
    Nutzung der Wechselwirkungen zwischen Pflanzenresistenz, Herbivoren und Parasitoiden für den integrierten Vorratsschutz mit Parasitoiden
    10:30 Pause
    11:00 S. Schütz / Giessen
    Kartoffelkäfer lieben es verpilzt! Wechselwirkungen zwischen Kartoffelkäfern und Phytophthora infestans über ihre gemeinsame Wirtspflanze Kartoffel

    11:40 S. Dobler / Freiburg
    Mehrfache Übergänge zur Sequestration von Pflanzensekundärstoffen bei Longitarsus Flohkäfern - was wir daraus über notwendige Präadaptationen lernen können

    12:05 M. Hilker; C. Dippel; C. Kobs / Berlin
    Insect egg deposition induces Pinus to "call" for egg parasitoids
    12:30 Pause
    13:00 S. Thießen; T. Tscharntke; W. Boland / Göttingen / Jena
    Response of black alder trees to the damage made by insects and to treatment with chemicals
    13:25 J. Steidle / Berlin
    Verwirrende Vielfalt oder immer das Gleiche? Wie ein generalistischer Parasitoid seine verschiedenen Wirtskomplexe erkennt
    14:00 Ende


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    Criteria of this press release:
    Biology, Information technology, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research projects, Scientific conferences
    German


     

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