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Wissenschaft
Autoindustrie: Beschäftigungspakte verschärfen Standortwettbewerb
(Berlin) Vereinbarungen zur Beschäftigungssicherung sind keine Garantie für die Erhaltung von Arbeitsplätzen. Die Automobilhersteller haben trotz Beschäftigungspakten seit Anfang der 1990er Jahre in Deutschland massiv Jobs abgebaut. Das belegt eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB), über die im März-Heft der WZB-Mitteilungen berichtet wird. Die Forscher haben die Inhalte der Pakte bei deutschen Automobilherstellern zwischen 1993 und 2006 untersucht. Die Studie verweist auf die Chancen und Probleme der Pakte.
Zentrale Merkmale der Vereinbarungen sind detaillierte und langfristige Investitions- und Produktzusagen der Unternehmen sowie der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen. Durch die Verhandlungen werden die Gewerkschaften stärker in die Bewältigung betrieblicher Probleme einbezogen. Entgegen gängigen Thesen führen die Vereinbarungen nicht zu einer Erosion des Flächentarifsystems. Es entsteht vielmehr eine "Mehrebenenstruktur", in der betriebliche und gewerkschaftliche Interessen miteinander vermittelt werden.
Allerdings bewerten die Autoren die Zugeständnisse des Managements und der Beschäftigten als ungleich: Arbeitnehmer bringen unmittelbar wirksame Zugeständnisse bei Löhnen, Arbeitszeiten und Flexibilität ein. Dem stehen Beschäftigungs- und Investitionszusagen des Managements gegenüber, deren Erfolgsbedingungen in der Zukunft liegen und unsicher sind.
Häufig werden die Vereinbarungen vor dem Hintergrund von Verlagerungsdrohungen geschlossen. Die Beschäftigten akzeptieren so immer mehr Abstriche und empfinden die Verhandlungsergebnisse oft als "Erpressung", nicht als fairen Tausch. Dadurch werde die Legitimität der Beschäftigungspakte in Frage gestellt, betonen die Autoren.
Nach Ansicht der Forscher können Beschäftigungspakte schließlich einen internationalen Unterbietungswettbewerb bei Löhnen, Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen auslösen. So werden Lohnkonzessionen in der deutschen Autoindustrie von Unternehmen in Frankreich bereits als Anlass genommen, ebenfalls eine Reduzierung der Löhne zu fordern.
Die Studie "Globalisierungsdruck und Beschäftigungssicherung - Standortsicherungsvereinbarungen in der deutschen Automobilindustrie zwischen 1993-2006" von Ulrich Jürgens und Martin Krzywdzinski ist als WZB Discussion Paper erschienen. Es steht online zur Verfügung unter: http://skylla.wzb.eu/pdf/2006/iii06-303.pdf
Zum Beitrag in den WZB-Mitteilungen: www.wzb.eu/publikation/pdf/wm115/44-47.pdf
Pressekontakt:
Prof. Dr. Ulrich Jürgens, Forschungsgruppe "Wissen Produktionssysteme und Arbeit",
Tel.: 030/25491-272; E-mail: juergens@wzb.eu
Martin Krzywdzinski, Forschungsgruppe "Wissen Produktionssysteme und Arbeit",
Tel.: 030/25491-217, E-mail: krzywdzinski@wzb.eu
Claudia Roth, Referat "Information und Kommunikation", Tel.: 030/25491-510; E-mail: roth@wzb.eu
http://www.wzb.eu/publikation/pdf/wm115/44-47.pdf
http://skylla.wzb.eu/pdf/2006/iii06-303.pdf
Criteria of this press release:
Economics / business administration, History / archaeology, Law, Politics, Social studies
transregional, national
Research results, Science policy
German
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