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Wissenschaft
XI. Bayreuther Historisches Kolloquium an der Universitaet am 26. und 27. Mai
Wozu Historie heute?
VERLEIHUNG DER EHRENDOKTORWUERDE AN PROFESSOR KONRAD REPGEN
Bayreuth (UBT). Seit zehn Jahren veranstalten die Bayreuther Historiker jaehrlich das Bayreuther Historische Kolloquium. Nachdem die vergangenen zehn Kolloquien sich mit historischen Spezialthemen beschaeftigt haben, soll es beim kommenden, XI. Bayreuther Historischen Kolloquium, das am Freitag und Samstag an der Universitaet stattfindet, um Grundsaetzliches gehen: Was ist der Sinn und Zweck historischen Forschens in der Gegenwart? An allgemeine Erklaerungen ist bei dem Kolloquium, das in diesem Jahr von Dr. Amalie Foessel (Mittelalterliche Geschichte) und Dr. Christoph Kampmann (Geschichte der Fruehen Neuzeit) organisiert und geleitet wird, freilich nicht gedacht. Im Gegenteil: Anschaulich und konkret soll die heutige Bedeutung historischer Forschung vorgefuehrt werden. Historikerinnen und Historiker der juengeren Generation werden aus ihren jeweiligen Forschungsgebieten berichten und sich dabei in Vortrag und Diskussion der Frage nach dem Sinn und der Aufgabe ihrer Arbeit stellen.
Den Anfang machen dabei drei Vertreter "klassischer" historischer Disziplinen, die zugleich drei verschiedene Epochen vertreten: Ueber die wissenschaftliche Edition von Quellen berichtet am Freitag (26. Mai, 9.30 Uhr, Zimmer 1.81, Gebaeude Rechts- und Wirtschaftswissenschaften) die Mittelalterhistorikerin Claudia Maertl, Professorin aus Muenchen und Mitarbeiterin der renommierten Monumenta Germaniae Historica. Der Vortrag von Guenther Heydemann, Professor fuer Neuere Geschichte an der Universitaet Leipzig, wird sich dann am Freitag (26. Mai, 10.00 Uhr c. t., Zimmer 1.81, Gebaeude Rechts- und Wirtschaftswissenschaften) mit einem Gebiet beschaeftigen, das lange Zeit als wichtigster Gegenstand der historischen Wissenschaft ueberhaupt galt: Der Geschichte der zwischenstaatlichen Politik. Heydemann wird darlegen, warum sich die Historiker auch heute noch mit der "Politik der grossen Maechte" in der Vergangenheit befassen und welche Fragen sie dabei heute stellen bzw. stellen sollten.
Zu den klassischen historischen Disziplinen gehoert schliesslich auch die Ur- und Fruehgeschichte, die im Gegensatz zu den beiden vorgenannten nicht auf schriftlichen Quellen beruht, sondern mit archaeologischen Funden arbeitet. Ueber ihre heutige Stellung im Rahmen der historischen Zunft wird Dr. Stefan Winghart vom Muenchner Amt fuer Landesdenkmalpflege am Freitag (26. Mai, 11.30 Uhr, Zimmer 1.81, Gebaeude Rechts- und Wirtschaftswissenschaften) sprechen.
Doch nicht nur Vertreter traditioneller historischer Disziplinen kommen auf dem Kolloquium zu Wort, sondern es soll auch ueber den Sinn und Nutzen neuerer Forschungsrichtungen gesprochen werden. Dazu zaehlen die Geschlechter- und die Froemmigkeitsgeschichte, die Professorin Ingrid Baumgaertner (Kassel) am Freitag (26. Mai, 14.00 Uhr, Zimmer 1.81, Gebaeude Rechts- und Wirtschaftswissenschaften) und Dr. Bernhard Schneider (Trier) am Freitag (26. Mai, 14.45 Uhr, Zimmer 1.81, Gebaeude Rechts- und Wirtschaftswissenschaften) vorstellen werden. Auf einem anderen Forschungsgebiet, das in letzter Zeit verstaerkte Aufmerksamkeit findet, nimmt die Universitaet
Bayreuth eine ausgesprochene Vorreiterrolle in Deutschland ein: Bei der Betrachtung der afrikanischen Kulturgeschichte. Ueber die Chancen, aber auch die Risiken des neuerwachten Afrikainteresses wird der Bayreuther Privatdozent Dr. Till Foerster am Samstag (27. Mai, 10.45 Uhr, Zimmer 1.81, Gebaeude Rechts- und Wirtschaftswissenschaften) berichten. Ein Kolloquium ueber die Frage "Wozu Geschichte heute?" waere nach Ansicht der Veranstalter unvollstaendig, wenn die Historiker bei der Diskussion dieser Frage unter sich blieben: Der Physiker Dr. Wifredo Dalmau von der Universitaet Tuebingen (27. Mai, 9.00 Uhr, Zimmer 1.81, Gebaeude Rechts- und Wirtschaftswissenschaften) und der Soziologe Privatdozent Dr. Winfried Gebhardt von der Universitaet Bayreuth (27. Mai, 9.00 Uhr, Zimmer 1.81, Gebaeude Rechts- und Wirtschaftswissenschaften) werden im abschliessenden Teil des Kolloquiums Stellung nehmen zu der Frage, welche Bedeutung die historische Forschung aus der Sicht der Naturwissenschaften und der Sozialwissenschaften hat.
Ein ganz besonderer Programmpunkt, zugleich der festliche Hoehepunkt des Kolloquiums, ist fuer den Freitagabend vorgesehen. Im Rahmen des Kolloquiums wird die Kulturwissenschaftliche Fakultaet der Universitaet Bayreuth dem Historiker Professor Konrad Repgen von der Universitaet Bonn die Ehrendoktorwuerde verleihen. Damit ehrt die Kulturwissenschaftliche Fakultaet einen Gelehrten, der sich wie nur wenige andere um die deutsche und internationale Geschichtswissenschaft verdient gemacht hat. Und dies in dreifacher Hinsicht: Einerseits als ausgesprochen produktiver Gelehrter, dessen literarisches Schaffen - heutzutage ungewoehnlich genug - vom 16. Jahrhundert bis zur Zeitgeschichte reicht. Andererseits als akademischer Lehrer, wofuer unter anderem 48 von ihm betreute Promotionen und acht Habilitationen zeugen. Und schliesslich als erfolgreicher Wissenschaftsorganisator und Fachgutachter: Unter Repgens Leitung sind eine ganze Reihe wissenschaftlicher Projekte und Institutionen entstanden, so eines der bedeutendsten fruehneuzeitlichen Editionsprojekte, die "Acta Pacis Westphalicae", und die Kommission fuer Zeitgeschichte, die wichtiges zur Erforschung des nationalsozialistischen Kirchenkampfes und der Gruendungsphase der Bundesrepublik beigetragen hat. Repgens Anregung und Rat spielten auch beim Aufbau geisteswissenschaftlicher Fachbereiche verschiedener deutscher Universitaeten eine ganz wesentliche Rolle, nicht zuletzt beim Aufbau der Kulturwissenschaften in Bayreuth. Die Laudatio fuer Professor Repgen wird Hans Maier, Staatsminister a. D. und Inhaber des Guardini-Lehrstuhls an der Universitaet Muenchen, halten. Professor Repgen hat seinen Festvortrag am Freitag (26. Mai, 17.00 Uhr, Gebaeude Geisteswissenschaften II, Hoersaal H 26) unter das Thema "Vom Nutzen der Historie" gestellt. Gestuetzt auf seine jahrzehntelange Erfahrung als Historiker wird auch er damit unmittelbar zur Grundfrage des Kolloquiums "Wozu Historie heute?" Stellung nehmen.
Das XI. Bayreuther Historische Kolloquium beginnt am Freitag, den 26. Mai 1995 um 9.00 Uhr in der Universitaet (Campus), Gebaeude Recht und Wirtschaft, Raum 1.81. Der akademische Festakt zur Verleihung der Ehrendoktorwuerde an Professor Konrad Repgen findet am 26. Mai 1995, ab 17.00 Uhr in der Universitaet (Campus), Gebaeude Geisteswissenschaften II, Hoersaal H 26 statt.
Criteria of this press release:
History / archaeology
transregional, national
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German
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