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04/25/2007 17:14

Geisteswissenschaften bei der Sonntagsmatinee

Ursula Zitzler Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Stuttgart

    Von der Entwicklung der Bildung über Weltbilder des Mittelalters bis zur Frage, wie das Abendland christlich wurde.

    Themen aus Geschichte und Literaturwissenschaft bietet die Universität Stuttgart in diesem Sommersemester den Gästen der Sonntagsmatinee. Bei der Reihe unter dem Motto "Stuttgart zu Gast in der Universität" berichten Stuttgarter Wissenschaftler über ihre Forschung. Zum Auftakt am 6. Mai spricht Prof. Franz Quarthal von der Abteilung Landesgeschichte des Historischen Instituts der Uni Stuttgart über das Thema "Durch Naturwissenschaft und Technik aus Not und Elend. Der Weg der neuen Bildung in Schule und Universität in Württemberg im 19. Jahrhundert". "Und sie war doch rund...? Die Erdkugel im Mittelalter" hat Prof. Reinhard Krüger vom Institut für Literaturwissenschaft (Romanische Literaturen I) seinen Vortrag am 3. Juni überschrieben. Am 1. Juli wird Prof. Holger Sonnabend von der Abteilung Alte Geschichte des Historischen Instituts mit seinem Vortrag "Wie das Abendland christlich wurde - eine historische Annäherung".

    Die Wirtschaft des 18. Jahrhunderts war nicht mehr in der Lage, die Bevölkerung zu ernähren. Neben Wirtschaftsförderungsmaßnahmen sollten Schulreformen den Weg in eine bessere Zukunft öffnen: Im 18. Jahrhundert die Hohe Karlsschule in Stuttgart und Reformen in klösterlichen Schulen. Die Hungerkrise von 1816/17 führte zur Gründung der Landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim, 1829 folgte die Gründung der Real- und Gewerbeschule in Stuttgart, in Tübingen war schon 1816 die Staatswirtschaftliche Fakultät gegründet worden. In allen Oberämtern wurden Industrieschulen eingerichtet, die Volksschulen reformiert und flächendeckend neben der Gymnasialausbildung Schulen begründet. Es gelang, eine industriell gebildete Jugend heranzuziehen, die in der Lage war, den technisch-industriellen Fortschritt Württembergs zu tragen. Bis zum Ende des Jahrhunderts nahm die württembergische Industrie einen solchen Aufschwung, dass ausreichend Arbeitsplätze für die Jugendlichen angeboten werden konnten; bis dahin hatte, um der Arbeitslosigkeit zu entgehen, rund ein Drittel jedes Geburtenjahrgangs auswandern müssen. Mit der Einrichtung einer Naturwissenschaftlichen Fakultät in Tübingen 1865 war die Emanzipation der Naturwissenschaften gelungen. Württembergs Industrie hatte "Wege in die Welt" gefunden. Erstaunlich bleibt, dass die Kinder der Industriepioniere ihren Bildungsweg wieder in den klassischen Gymnasien und philosophischen Studiengängen suchten.

    "Und sie war doch rund...? Die Erdkugel im Mittelalter" hat Prof. Reinhard Krüger vom Institut für Literaturwissenschaft (Romanische Literaturen I) seinen Vortrag am 3. Juni überschrieben. Heute ist die Vorstellung, dass sich die Menschen im Mittelalter die Erde als Scheibe vorstellten, weit verbreitet. Was die meisten Menschen im Mittelalter wirklich glaubten oder dachten, wissen wir nicht. Bekannt sind jedoch die schriftlichen Äußerungen von Königen, Päpsten, Universitätsprofessoren, Kirchenlehrern, Bischöfen, Äbten und Äbtissinnen, Mönchen, Predigern, Diplomaten, Handelsreisenden und vielen mehr, die zwischen dem 5. und dem 15. Jahrhundert die Erde als Kugel beschrieben haben. Dies taten sie auf der Grundlage ihrer eigenen Anschauung der Verhältnisse ebenso wie aus der Kenntnis antiker Quellen. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung war das Mittelalter weder dumpf, noch dunkel oder dumm. Vielmehr ist - wird Reinhard Krüger in seinem Vortrag ausführen - die Geschichte der Erdscheibe im Mittelalter eine Erfindung der Neuzeit.

    Am 1. Juli wird Prof. Holger Sonnabend von der Abteilung Alte Geschichte des Historischen Instituts mit seinem Vortrag "Wie das Abendland christlich wurde - eine historische Annäherung" die Reihe im Sommersemester beschließen. Dass sich das Christentum einmal als Universalreligion durchsetzen würde, war in der Anfangsphase dieser Religion noch nicht abzusehen. Das Christentum entstand in einer fernen Ecke des Römischen Reiches. Außerdem hatte es, neben der römischen Staatsreligion, eine starke Konkurrenz in anderen, aus dem Orient stammenden Mysterien- und Erlösungsreligionen und sah sich außerdem immer wieder Verfolgungen ausgesetzt. Und auch als im 4. Jahrhundert das Christentum dank kaiserlicher Protektion zur Staatsreligion wurde, war die Ausbreitung im Westen noch nicht vorprogrammiert. Das Christentum war in seiner Lehre, seiner Liturgie und seiner Terminologie ganz auf die Glaubens- und Vorstellungswelt des Ostens ausgerichtet. Der Vortrag zeigt auf, wie das Abendland, das sich heute gerne als Sachwalter der christlichen Tradition sieht, trotz all dieser Hindernisse christlich werden konnte.

    Die Vorträge beginnen jeweils um 11.00 Uhr (Ort: Uni-Campus Stadtmitte, Keplerstraße 17, Hörsaal 17.02).
    *) Zum bundesweiten Themenjahr der Geisteswissenschaften bietet die Universität Stuttgart im Sommersemester weitere Veranstaltungen, darunter ein deutsch-italienisches Symposium am 4. Mai, das neue Perspektiven auf Leonardo da Vinci und andere Renaissancekünstler eröffnet http://www.uni-stuttgart.de/aktuelles/presse/2007/32.html eine Ringvorlesung "Mensch Sprache!" http://www.uni-stuttgart.de/aktuelles/presse/2007/34.html sowie zwei öffentliche Vorträge im Seminar "Semantik der Sinne"http://www.izkt.de/page.php?id=361.


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    Criteria of this press release:
    History / archaeology
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences
    German


     

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