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Wissenschaft
Ein Impfstoff gegen Gebärmutterhalskrebs, der nicht gespritzt werden muss, sondern als Schluckimpfung verabreicht werden kann, ist das Ziel einer Arbeit von Dr. Sophia Biemelt vom Lehrstuhl für Biochemie der Universität Erlangen-Nürnberg, und Dr. Martin Müller aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg. Die Wissenschaftler planen Impfproteine in essbarer Form in Pflanzen zu produzieren. Damit könnten vor allem in armen Ländern die fatalen Auswirkungen unsteriler Impfkanülen vermieden werden. Das ehrgeizige Projekt wird von der Wilhelm-Sander-Stiftung für die Dauer von 24 Monaten gefördert.
Im Herbst vergangenen Jahres kam mit der Impfung gegen humane Papillomviren (HPV) der erste gezielt gegen Krebs entwickelte Impfstoff auf den Markt, der Frauen vor Gebärmutterhalskrebs, der gefährlichen Spätfolge einer Infektion mit dem Erreger, schützt. Gebärmutterhalskrebs und einige andere Krebs-
erkrankungen des Anogenitaltrakts werden durch eine Reihe von Hochrisiko-Typen des humanen Papillomvirus (HPV) ausgelöst. Die meisten Papillomviren verursachen jedoch nur harmlose Hautwarzen. Der unter dem Namen Gardasil vertriebenen Impfstoff enthält keine "echten" Viren, sondern besteht aus einem einzigen Virusprotein (L1), das sich im Reagenzglas spontan zu leeren "Virushüllen" zusammenlagert, die für das Immunsystem des Körpers einem echten Virus täuschend ähnlich sind: Das Abwehrsystem reagiert darauf mit der Bildung von Antikörpern, die die Bekämpfung der Viren einleiten.
Der aufwändig herzustellende Impfstoff hat einige Nachteile, die besonders in Ländern der Dritten Welt, wo Gebärmutterhalskrebs ein drängendes Gesundheits-problem ist, ein Hindernis darstellen: Die Kosten sind allein schon produktionsbedingt sehr hoch, auch die Kühlung bei Transport und Lagerung schlägt zu Buche. Außerdem muss das Vakzin in den Muskel injiziert werden, was bei inkorrektem Gebrauch der Impfkanülen zu schweren Folgeinfektionen wie Hepatitis oder AIDS führen kann.
Sophia Biemelt und Martin Müller wollen dieses Problem lösen, indem sie die Proteine des Impfstoffs in gentechnisch veränderten Pflanzen, wie z. B. Kartoffeln, Karotten oder Gerste produzieren möchten. Damit wären einige Probleme elegant gelöst: Die Impfproteine müssen nicht aufwändig aus den pflanzlichen Zellen aufbereitet werden, sondern ein Pflanzenextrakt stellt den Impfstoff dar. Ein essbarer Impfstoff würde eine gezielte Immunantwort an den Schleimhäuten auslösen, die auch die Eintrittspforten des Virus sind. Pflanzen benötigen zum Gedeihen nicht viel mehr als Wasser, Nährsalze und Sonnenlicht, außerdem übertragen sie keine für den Menschen gefährlichen Krankheitserreger. Möglicherweise könnten die "Impfpflanzen" direkt dort angebaut werden, wo sie benötigt werden, so dass auch Transportkosten entfallen. Allerdings wirkt eine oral verabreichte Impfung möglicherweise nicht so effizient wie die klassische Injektion, schränken die Wissenschaftler ein.
In Vorstudien hatten Biemelt und Müller bereits bestimmte Proteine der Papillomviren in Tabak- und Kartoffelpflanzen produziert und konnten damit in Mäusen einen Immunschutz erreichen.
Kontakt:
Dr. Sophia Biemelt
Lehrstuhl für Biochemie
Tel. 09131/85-25239
sbiemelt@biologie.uni-erlangen.de
Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert dieses Forschungsprojekt mit über 210.000 €.
Stiftungszweck der Stiftung ist die medizinische Forschung, insbesondere Projekte im Rahmen der Krebsbekämpfung. Seit Gründung der Stiftung wurden dabei insgesamt über 160 Mio. Euro für die Forschungsförderung in Deutschland und der Schweiz bewilligt. Die Stiftung geht aus dem Nachlass des gleichnamigen Unternehmers hervor, der 1973 verstorben ist.
Weitere Informationen: www.wilhelm-sander-stiftung.de
Criteria of this press release:
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Research projects
German
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