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05/15/2007 15:00

Kindesmisshandlung: Was das Röntgenbild verrät

Silke Stark Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Röntgengesellschaft e.V.

    Radiologen decken Gewalt gegen Kinder auf

    Berlin, 15. Mai 2007. Die Statistik ist bitter: Jährlich werden in Deutschland ca. 3.000 Fälle von Kindesmisshandlung angezeigt - die Dunkelziffer dürfte jedoch weit darüber liegen. Eine Schlüsselposition beim Aufdecken von Gewalt gegenüber Minderjährigen nimmt - neben dem Kinderarzt - auch der (Kinder-)Radiologe ein. Fehlen äußere Anzeichen, so liefert das Röntgenbild häufig den Beweis für eine Misshandlung. Zeigt die Aufnahme Frakturen verschiedenen Alters oder Brüche, die nicht zum beschriebenen Unfallhergang passen, so gilt es, Alarm zu schlagen. Nur so kann das Kind vor möglichen weiteren Verletzungen geschützt werden. Die Rolle des Radiologen bei der Aufklärung von Kindesmisshandlungen ist einer der Schwerpunkte auf dem diesjährigen Röntgenkongress in Berlin.

    Oft führt eine Routineuntersuchung Radiologen auf die Spur einer Misshandlung. Prof. Markus Uhl, Leiter der Sektion Kinderradiologie an der Universitätsklinik Freiburg, erinnert sich an einen Fall, bei dem das Röntgenbild nicht nur eine verschleppte Lungenentzündung, sondern auch Rippenbrüche zeigte. "Da wird man hellhörig und nimmt die gesamte Krankengeschichte ganz genau unter die Lupe", so Prof. Uhl. Die Nachforschungen ergaben, dass der Junge bereits zuvor mit zahlreichen Verletzungen in verschiedene Krankenhäuser eingeliefert worden war - ein deutlicher Hinweis auf häusliche Gewalt. Der Radiologe verständigte das Jugendamt und ließ das Kind zu dessen Schutz in die Klinik einweisen.

    Neben diesen "Zufallsbefunden" werden viele Kinder bereits mit dem Verdacht auf Misshandlung zum Radiologen überwiesen. Dessen Aufgabe ist es dann, die inneren Spuren der Gewaltanwendung zu dokumentieren - so, dass sie auch vor Gericht Bestand haben. "Zeugenaussagen sind subjektiv und beeinflussbar, ein Röntgenbild dagegen liefert den Beweis für eine Misshandlung schwarz auf weiß", erläutert Prof. Uhl. Deutliche Anzeichen, die für eine Gewaltanwendung sprechen, sind Brüche und Organverletzungen, die kaum durch einen Sturz oder Unfall verursacht werden können. Hierzu gehören Rippenfrakturen in der Nähe der Wirbelsäule sowie Risse in der Bauchspeicheldrüse und besondere Blutungen im Hirn und unter den Hirnhäuten. Letztere sind vor allem Folge des so genannten Schütteltraumas (Shaken Baby Syndrome). Das heftige Schütteln eines Säuglings oder Kleinkindes ist die häufigste Ursache von Todesfällen und schweren Behinderungen bei misshandelten Kindern.

    Bei der Aufdeckung von Gewalt gegenüber Kindern kommen alle bildgebenden Verfahren zum Einsatz - vom konventionellen Röntgen über die Computer- und Magnetresonanztomographie bis hin zum Ultraschall. Da auch einige Krankheiten durch eine hohe Knochenbrüchigkeit gekennzeichnet sind, muss ein auffälliger Befund immer vor dem Hintergrund der bisherigen Krankengeschichte interpretiert werden. Weitere Hinweise für das Vorliegen einer Misshandlung lassen sich aus dem Verhalten des Kindes und seiner Eltern ziehen. Ein Verdacht ist deshalb stets in enger Zusammenarbeit mit dem behandelnden Kinderarzt und einem Psychologen abzuklären. Eine angemessene Einschätzung der Situation ergibt sich erst durch das Zusammensetzen vieler Mosaiksteine - einen ganz entscheidenden davon liefert der Radiologe.

    Diese und weitere Informationen sowie Bildmaterial zum 88. Deutschen Röntgenkongress finden Sie in digitaler Form unter:
    http://www.ipse.de/RoeKo2007/index.php

    Wenn Sie Fragen haben oder zusätzliche Informationen benötigen, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

    Pressekontakt:

    Silke Stark
    ipse Communication
    Tel. 030 288846-22
    Fax 030 288846-47
    Mail s.stark@ipse.de

    Patrick Torka
    ipse Communication
    Tel. 030 288846-28
    Fax 030 288846-47
    Mail p.torka@ipse.de

    Wissenschaftlicher Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Markus Uhl
    Universitätsklinik Freiburg
    Sektion Kinderradiologie
    Tel.: 0761 270 3940
    E-Mail: markus.uhl@uniklinik-freiburg.de

    Über den Deutschen Röntgenkongress
    Mit etwa 7.000 Besuchern pro Jahr ist der Deutsche Röntgenkongress der wichtigste radiologische Fachkongress im deutschsprachigen Raum. Veranstaltet wird er von der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG). Im Zentrum stehen der wissenschaftliche Austausch sowie die fachliche Weiterbildung. Im Rahmen des angeschlossenen Industrieforums stellen jedes Jahr weit über 100 Aussteller aus der Medizintechnik ihre Produktneuheiten vor. Seit 2005 findet der Röntgenkongress in Berlin statt.


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences, Transfer of Science or Research
    German


     

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