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05/24/2007 14:19

Workshop zu "Quellen der Judenräte im besetzten Polen" an der Universität Bielefeld

Ingo Lohuis Informations- und Pressestelle
Universität Bielefeld

    Beeindruckende Zeugnisse aus der Perspektive der Opfer

    Unter Leitung von Dr. Freia Anders, Katrin Stoll und Karsten Wilke (Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie der Universität Bielefeld) findet vom 26. bis 28. Juni 2007 im Internationalen Begegnungszentrum (IBZ) der Universität Bielefeld (Morgenbreede 35) ein Workshop zum Thema "Quellen der Judenräte im besetzten Polen" statt. Dieser Workshop ist Teil eines deutsch-polnisch-israelischen Gemeinschaftsprojekts zur Erforschung des Holocaust und seiner Rezeption. Zeitgenössische Quellen aus den Geheimarchiven der Ghettos ermöglichen es, die Perspektive der Opfer der nationalsozialistischen Judenvernichtung im 2. Weltkrieg nachzuvollziehen. Im Zentrum der von der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" unterstützten Veranstaltung stehen die Meldungen des Bialystoker Judenrats, ein beeindruckendes Zeugnis aus einem Ghetto im besetzten Polen.

    Das Projekt knüpft an regionalgeschichtliche Arbeiten der Veranstalter an. Im so genannten Bielefelder Bialystok-Prozess (1965 bis 1967) verhandelte die Schwurgerichtskammer am Landgericht Bielefeld gegen Mitarbeiter der Dienststelle des "Kommandeurs der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes für den Bezirk Bialystok" (KdS). Die Angeklagten waren an der Deportation der jüdischen Bevölkerung aus den nordostpolnischen Ghettos in Bialystok und Umgebung in die Vernichtungslager beteiligt. Nur auf der Grundlage historischer Dokumente gelang es dem Gericht, den Angeklagten die Kenntnis von Ziel und Zweck der Deportationen nachzuweisen und die Täter der Beihilfe zum Mord schuldig zu sprechen. Dazu gehörten auch die Meldungen des Bialystoker Judenrats. Sie geben Einblicke in die Reaktionsweisen der jüdischen Ghettobevölkerung auf die deutsche Verfolgungs- und Vernichtungspolitik und verdeutlichen eine große Bandbreite menschlichen Verhaltens angesichts der zunehmenden schrecklichen Gewissheit über den laufenden Massenmord. Ein Großteil der Meldungen des Bialystoker Judenrats wurde für das Bielefelder Schwurgericht aus dem Jiddischen übersetzt. Der damalige Übersetzer Prof. Hans-Peter Stähli wird auf dem Workshop anwesend sein und auf seine Tätigkeit zurückblicken.

    Der Workshop setzt sich vergleichend mit der Geschichte der Judenräte in Bialystok, Warschau und Lód auseinander. Im Zentrum steht die Frage nach der Bedeutung der von den Judenräten überlieferten Quellen für die Geschichtswissenschaft sowie die Frage nach ihrer Nutzbarmachung für den Schulunterricht. In der ersten Sektion geht es um Erforschung der Geschichte der Judenräte sowie um öffentliche Nachkriegsdebatten zu deren Rolle. Die Vorträge beschäftigen sich mit der Rezeption der Judenräte in Israel, Polen und der Bundesrepublik Deutschland. Die zweite Sektion beschäftigt sich mit dem Erkenntniswert jüdischer Quellen für die Geschichtsschreibung der Ghettos im besetzten Polen. Die dritte Sektion beleuchtet den Beweiswert der Judenratsmeldungen im Bielefelder Bialystok-Prozess, deren sprachliche Charakteristika und die Möglichkeiten der Vermittlung des Holocaust mittels dieser Quellen.

    Doktorandinnen und Doktoranden aus drei Ländern erhalten die Gelegenheit zum Austausch und zur kritischen Reflexion ihrer Arbeiten und werden dabei von erfahrenen Fachleuten unterstützt.

    Kontakt:
    Dr. Freia Anders, E-Mail: fanders@uni-bielefeld.de
    Katrin Stoll, M.A., E-Mail: katrinstoll@gmx.de
    Karsten Wilke, M.A., E-Mail: kwilke1@uni-bielefeld.de


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    Criteria of this press release:
    History / archaeology, Law, Politics, Social studies
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research projects, Scientific conferences
    German


     

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