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05/30/2007 11:24

Wie verändert das Breitband-Internet die "T-City" Friedrichshafen?

Frank Luerweg Abteilung Presse und Kommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    And the winner is - Friedrichshafen! Die Stadt am Bodensee wurde am 21. Februar unter 52 Bewerbern aus ganz Deutschland zur "T-City" gekürt. Die Telekom hatte den Wettbewerb ins Leben gerufen und als Hauptpreis den Aufbau einer extrem schnellen Internet-Infrastruktur ausgesetzt. Außerdem fördert das Unternehmen in der "T-City" Modellprojekte, die den Einsatz der neuen Technologie dokumentieren. 110 Millionen Euro lässt sich die Telekom ihr Engagement kosten. Geografen der Universität Bonn untersuchen, was sich dadurch in Friedrichshafen verändert.

    Eine halbe Million Besucher kann die Stadt am Bodensee Jahr für Jahr begrüßen. Vielleicht können sie sich bald in der Touristeninformation Geräte leihen, die man heute eher aus Science-Fiction-Streifen kennt: Elektronische Reiseführer könnten über eine drahtlose Internetanbindung aktuelle Informationen über Sehenswürdigkeiten, Ausstellungen und Konzerte im gerade besuchten Stadtviertel einblenden. Mittags oder Abends könnte dazu auch noch gleich die passende Werbung erscheinen: "Lust auf einen Schoppen Wein? Unser Restaurant ist gleich um die Ecke! Heute im Angebot?"

    Ein gutes Dutzend Projekte hat Friedrichshafen in seiner Bewerbung zur T-City formuliert. "Wir wollen untersuchen, wie diese Ideen umgesetzt werden und ob sich nach und nach nicht ganz neue Anwendungen entwickeln, an die heute noch niemand gedacht hat", erklärt der Geograph Michael Lobeck. Der Forscher leitet mit Professor Dr. Claus Wiegandt die wissenschaftliche Untersuchung des Projekts "T-City". Für die Bonner Wissenschaftler bietet die Studie eine seltene Chance: Sie können von Anfang an mitverfolgen, wie eine neue Technologie eine Stadt und ihre 58.000 Einwohner verändert.

    Zusammenarbeit im virtuellen Konstruktionsraum

    Denn die Telekom spendiert Friedrichshafen momentan eine ultraschnelle Internet-Anbindung, die deutschlandweit ihres Gleichen sucht: Rund 50 Megabit Daten pro Sekunde sollen dort durch die Glasfaserleitungen jagen - zehnmal soviel wie heute üblich. Sukzessive will der Branchenriese auch das Mobilfunknetz ausbauen. Per drahtloser Internetanbindung sollen dann immerhin noch Datenraten von mehr als sieben Megabit pro Sekunde erreicht werden.

    Mit der neuen Breitbandtechnik verbindet die Stadt unter anderem wirtschaftliche Hoffnungen. Die Idee: Unternehmen können besser miteinander kooperieren und beispielsweise in virtuellen Konstruktionsräumen gemeinsam Produkte entwickeln. Gleichzeitig könnten die Mitarbeiter unabhängiger werden, da sich ein Teil der Arbeit vom heimischen Arbeitsplatz erledigen ließe. Auch ganz neue Geschäftsmodelle sind denkbar: So könnten Softwareunternehmen ihre Produkte "aus der Steckdose" anbieten. Firmen müssten dann nicht mehr für jeden ihrer Computerarbeitsplätze eine eigene Textverarbeitung kaufen, sondern würden via Internet auf eine zentral auf dem Server liegende Softwarekopie zugreifen.

    Die Bonner Geografen waren schon beim Bewerbungsverfahren zur "T-City" in das Projekt eingebunden. In den nächsten Jahren wollen sie nun beobachten, ob sich die Hoffnungen des Gewinners erfüllen. "Wir untersuchen, wie die Umsetzung der Projekte voranschreitet und was sich dadurch ändert", erläutert Wiegandt. Wie entwickelt sich die Arbeitslosenquote im Vergleich zu Städten mit ähnlichen Rahmenbedingungen? Wie viele Bürger siedeln sich neu in Friedrichshafen an, wer wandert ab? Wie entwickelt sich die Zahl der Firmen?

    "Uns interessieren aber nicht nur die ökonomischen Aspekte, sondern beispielsweise auch, wie sich durch die Breitband-Technik das Freizeitverhalten der Bürger verändert", erläutert Lobeck. Dazu wollen die Wissenschaftler Probanden gewinnen, die ihre Mediennutzung und Sozialkontakte minutiös notieren. So können sie auch die Auswirkung auf das städtische Zusammenleben dokumentieren: Spielt sich in Friedrichshafen das Leben künftig nur noch in Chatrooms ab? Oder finden durch die bessere Vernetzung Einwohner mit denselben Interessen zusammen, die sich sonst nie getroffen hätten?

    Kontakt:
    Diplom-Geograph Michael Lobeck
    Geographisches Institut der Universität Bonn
    Telefon: 0228/73-7243
    E-Mail: michael.lobeck@geographie.uni-bonn.de

    Professor Dr. Claus Wiegandt
    Telefon: 0228/73-7231
    E-Mail: wiegandt@uni-bonn.de


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    Criteria of this press release:
    Economics / business administration, Geosciences, Information technology, Media and communication sciences, Social studies
    transregional, national
    Research projects
    German


     

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