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06/02/2007 12:46

Zu viele Patienten in deutschen Kliniken müssen die Zähne zusammenbeißen: Akutschmerzkurs hilft

Meike Drießen Pressestelle
Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS)

    Obwohl es längst Mittel und Wege gibt, Schmerzen im Krankenhaus zu verhindern, müssen in Deutschland noch viel zu viele Patienten die Zähne zusammenbeißen. Insbesondere die Behandlung akuter Schmerzen, z. B. nach einer Operation, liegt in den allermeisten Krankenhäusern im Argen. Komplikationen und Chronifizierung sind die unangenehmen und mitunter teuren Folgen - in jedem vierten Fall haben chronische Schmerzen ihren Ursprung in einer Operation. Wie sich dieser Missstand beheben lässt, und das mit vertretbarem Aufwand, vermitteln Spezialisten in deutschlandweit angebotenen Crashkursen der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS). Das einmalige, vom Arbeitskreis Akutschmerz der DGSS entwickelte Programm umfasst die grundlegenden medizinischen Kenntnisse der modernen Schmerztherapie ebenso wie die Organisation einer funktionierenden Schmerzversorgung im Krankenhaus. Die Teilnehmer gehen als kompetente "Kümmerer" zurück in ihre Klinik.

    Berlin, 2. Juni 2007

    Zu viele Patienten in deutschen Kliniken müssen die Zähne zusammenbeißen
    Akutschmerzkurse: Schmerztherapie in die Kliniken bringen

    Obwohl es längst Mittel und Wege gibt, Schmerzen im Krankenhaus zu verhindern, müssen in Deutschland noch viel zu viele Patienten die Zähne zusammenbeißen. Insbesondere die Behandlung akuter Schmerzen, z. B. nach einer Operation, liegt in den allermeisten Krankenhäusern im Argen. Komplikationen und Chronifizierung sind die unangenehmen und mitunter teuren Folgen - in jedem vierten Fall haben chronische Schmerzen ihren Ursprung in einer Operation. Wie sich dieser Missstand beheben lässt, und das mit vertretbarem Aufwand, vermitteln Spezialisten in deutschlandweit angebotenen Crashkursen der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS). Das einmalige, vom Arbeitskreis Akutschmerz der DGSS entwickelte Programm umfasst die grundlegenden medizinischen Kenntnisse der modernen Schmerztherapie ebenso wie die Organisation einer funktionierenden Schmerzversorgung im Krankenhaus. Die Teilnehmer gehen als kompetente "Kümmerer" zurück in ihre Klinik.

    Unnötiger Schmerz verschlingt Unsummen

    Nur etwa jedes zehnte der 2200 Krankenhäuser in Deutschland bietet Patienten derzeit eine moderne Schmerztherapie an. Viel zu häufig wird Schmerz zum Beispiel nach Operationen einfach hingenommen, die Patienten müssen "da durch". Vielfach schrecken die vermeintlich hohen Kosten einer umfassenden Schmerzversorgung die Verantwortlichen ab, zumal die Schmerztherapie nach operativen Eingriffen nach den Regeln der Diagnosis Related Groups (DRG) nicht gesondert abrechnungsfähig ist. Doch Qualität wird belohnt, denn die Folgen einer unzureichenden Schmerzbehandlung gehen weit über das momentane Unwohlsein des Patienten hinaus: Komplikationen wie Lungenentzündung und Thrombosen treten häufiger auf, wenn Patienten aufgrund von Schmerzen nicht durchatmen und sich nicht bewegen können. Die Heilung schreitet langsamer voran, die Liegedauer im Krankenhaus verlängert sich. Jeder 50. Patient leidet nach einer Operation zudem dauerhaft unter chronischen Schmerzen. "Berechnungen zufolge sind chronische Schmerzen in jedem vierten Fall ursprünglich durch eine Operation verursacht", so PD Dr. Albrecht Wiebalck, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum, Sprecher des Arbeitskreises Akutschmerz der DGSS. "Das kostet die Sozialkassen in der Folge rund 100.000 Euro pro betroffenem Patienten."

    "Fast Track" könnte 500.000 Krankenhaustage sparen

    Dass das alles nicht nötig ist, lernen die Teilnehmer der Akutschmerzkurse in einem zweitägigen interaktiven Programm von führenden Experten. So beginnt eine umfassende Schmerztherapie im Idealfall schon vor der Operation, und wird währenddessen und danach konsequent weiterführt. "Fast Track"-Konzept nennt sich die Methode, bei der über einen Katheder schon während einer Bauchoperation zusätzlich zur Vollnarkose lokal Schmerzmittel über einen Katheter in die betroffene Körperregion geleitet werden. Das vermindert die Entstehung sympathischer Reflexe auf das Operationstrauma, modifiziert die hormonelle Stressantwort und erhält die Funktionen des Darmes aufrecht. Nach der Operation kann der Patient, der durch das Pflegepersonal speziell geschult und angeleitet wird, schmerzfrei durchatmen, schnell wieder aufstehen und normal essen. Nach ca. zwei Tagen ist der Schmerz so weit abgeklungen, dass der Katheder entfernt werden kann. "Die 'Fast-track'-Rehabilitation reduzierte am Campus Mitte der Charité die Häufigkeit allgemeiner Komplikationen um mehr als 50 Prozent und stellte das Wohlbefinden der Patienten so rasch wieder her, dass sie bereits nach fünf bis sieben Tagen anstatt zehn bis 20 Tagen bei fast vollständiger Leistungsfähigkeit nach Hause entlassen werden können", berichtet Prof. Dr. Wolfgang Schwenk von der Charité. Geschätzte 500.000 Krankenhaustage ließen sich durch den flächendeckenden Einsatz des "Fast Track"-Konzepts jährlich in Deutschland einsparen.

    Kinder und ältere Menschen brauchen gezielte Behandlung

    Besonderes Gewicht des Kurses liegt auch auf der Versorgung von Patientengruppe mit besonderem Risiko, wie zum Beispiel Suchtkranke, Kinder und alte Menschen. "Wir berichteten unseren Kursteilnehmern über die neuesten pathophysiologischen Erkenntnisse in der Entstehung des kindlichen Schmerzsystems und der Wahrnehmung von Schmerzen", erklärt Eva Hoffmann (DRK-Kliniken Berlin Westend). Schlechte Schmerzbehandlung könne "zur Strafe fürs ganze Leben" werden. So kann eine nicht ausreichende Schmerzbehandlung mit damit verbundenem Stress beim Säugling oder sogar noch ungeborenen Kind gravierende, irreversible Veränderungen des Schmerzsystems verursachen, die dann zu einer geänderten, verstärkten Schmerzwahrnehmung führen. Die höchste Rate an operativen Eingriffen und schmerzhaften Erkrankungen weisen jedoch ältere Menschen auf. Altersbedingte Erkrankungen von Herz, Lunge, Nieren und Kreislauf wie auch Demenzerkrankungen erschweren das Erkennen und die Therapie von Schmerzen. Im Akutschmerzkurs der DGSS werden den Teilnehmern daher auch die wichtigsten Kenntnisse zur Schmerzmessung und sinnvollen Behandlungsstrategien alter und oft hilfloser Menschen mit Schmerzen vermittelt.

    Einmaliger Kurs

    Die Akutschmerzkurse der DGSS sind in Deutschland einmalig und werden mehrmals im Jahr an unterschiedlichen Orten angeboten. Sie richten sich sowohl an Ärzte als auch Pflegepersonal und Verwaltungsmitarbeiter von Kliniken. Sie vermitteln die wichtigsten medizinischen Kenntnisse über eine optimale Schmerztherapie im Krankenhaus ebenso wie Möglichkeiten der Organisation. "Wir bilden 'Kümmerer' aus, die ihr Wissen mit in ihr Arbeitsumfeld nehmen, sich in ihrer Klinik für die Schmerztherapie verantwortlich fühlen und einsetzen und kompetenter Ansprechpartner vor Ort sind", so Dr. Wiebalck. "Die Kurse sind angesichts der eingeschränkten Ressourcen eine preisgünstige Möglichkeit, Qualität in der Schmerzversorgung in die Kliniken zu tragen."

    Ansprechpartner

    Eva Hoffmann, Fachärztin für Anästhesie, Spezielle Schmerztherapie, Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, DRK Kliniken Berlin Westend, Spandauer Damm 130, 14050 Berlin, E-Mail: e.hoffmann@drk-kliniken-westend.de, Tel.: 0152-0157-4173

    PD Dr. med. Albrecht Wiebalck, Universitätsklinik für Anaesthesiologie, Intensiv-, Palliativ- und Schmerzmedizin, BG-Kliniken Bergmannsheil, Bürkle-de-la-Camp-Platz 1, 44789 Bochum, Tel. 0234/302-6895, E-Mail: albrecht.wiebalck@rub.de

    http://www.akutschmerzkurs.de


    More information:

    http://www.akutschmerzkurs.de


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Transfer of Science or Research
    German


     

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