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Wissenschaft
Seismische Messungen zur Erforschung der norddeutschen Erdkruste
Von Ruegen bis zum Harz: ein tiefer Blick in die Erdgeschichte
GFZ Potsdam: Von 23. September bis Ende November 1996 untersucht das GeoForschungsZentrum (GFZ) Potsdam das Nordostdeutsche Sedimentbecken. Die Untersuchungen sollen von Ruegen bis an den Harz auf einem insgesamt 320 Kilometer langen, von Nordost nach Suedwest verlaufenden Profil auf der Linie Stahlbrode-Bad Wilsnack-Wernigerode stattfinden. Dazu kommt eine Querlinie (NW-SO, etwa von Ludwigslust nach Neuruppin) von 70 Kilometern Laenge. Die Messungen sollen am kommenden Montag im Nordosten der Hauptlinie in Stahlbrode begonnen werden.
Im Mittelpunkt der Expedition stehen die Prozesse, die zur Bildung dieses Beckens mitten im europaeischen Kontinent gefuehrt haben. Seit ueber 250 Millionen Jahren werden hier fast ununterbrochen maechtige Sedimente auf den UEberresten alter Gebirge abgelagert. Die Strukturen der Mittel- und Unterkruste der Erde (15 bis 30 km tief), die Tiefenlage der Grenze zwischen Erdkruste und Erdmantel in ca. 30 Kilometern Tiefe und Strukturen des obersten Erdmantels sollen mit geophysikalischen Messungen moeglichst praezise erkundet werden. Mit den gewonnenen Daten sollen anschliessend die verschiedenen geologischen Ereignisse rekonstruiert werden, die zur Entstehung des Norddeutschen Beckens und den maechtigen Ablagerungen gefuehrt haben. Der Entstehungsprozess solcher intrakontinentalen Becken ist bisher nicht gut bekannt. Sie haben stets grosse Vorkommen an Erdoel und Erdgas; die Erforschung dieser Art von Sedimentbecken ist daher besonders wichtig fuer das Verstaendnis der Bildung solcher Lagerstaetten.
Die derzeitigen Untersuchungen sind Bestandteil des vom Bundesministerium fuer Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie gefoerderten DEKORP 2000- Programms (Deutsches Kontinentales Reflexionsseismisches Programm). Die seismischen Untersuchungen werden mithilfe der Vibroseis-Methode durchgefuehrt. Wie bei einem Echolot-Verfahren werden von einem LKW aus Schallwellen in den Untergrund geschickt, die an Gesteinsschichtgrenzen und geologischen Verwerfungen reflektiert werden. An der Oberflaeche werden diese Echos von 360 Messgeraeten (Geophonen) registriert, die im Abstand von 50 Metern auf einer rund 18 Kilometer langen Messstrecke angeordnet sind. Diese Messanordnung bewegt sich mit acht Kilometern pro Tag entlang der vorgesehenen Messlinie. Daraus ergibt sich eine gesamte Messdauer von etwa acht Wochen. Zusaetzlich zur Vibroseis-Methode wird alle 9 km (also etwa einmal pro Tag) ein Sprengstoffschuss in den Untergrund gebracht. Die von solchen geophysikalischen Sprengungen ausgehende Energie ist erheblich goesser als die der Vibratoren. Damit ist es moeglich, seismische Signale in groesstmoegliche Tiefe zu schicken. Mit den aus grossen Tiefen zurueckgestreuten Echos lassen sich die unterhalb des Nordostdeutschen Beckens liegenden Reste zweier alter Gebirge nachzeichnen, die vor 400 bzw. 300 Millionen Jahren gebildet wurden. Auch die Strukturen der Grenzflaeche zwischen Erdkruste und -mantel und Merkmale des oberen Mantels werden so aufgedeckt. Aus Ankunftszeit und Form der reflektierten seismischen Wellen werden Aufschluss ueber Tiefenlage und Art der Gesteinsgrenzen bis in Tiefen von 60 bis 100 Kilometern erwartet. Die Untersuchungen finden in enger Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt fuer Geowissenschaften und Rohstoffe, der Erdoel Erdgas Gommern GmbH, den Geologischen Laendesaemtern sowie den Universitaeten Kiel, Clausthal und Muenchen statt, deren Studenten begleitende Messungen entlang der Profile durchfuehren werden.
Criteria of this press release:
Geosciences
transregional, national
Research projects
German
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