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06/14/2007 15:33

"Rhetorik der Erinnerung"

Christel Lauterbach Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Justus-Liebig-Universität Gießen

    Tagung zu "Gedächtnis und Literatur in den 'geschlossenen Gesellschaften' des Real-Sozialismus zwischen 1945 und 1989" (Teil II) auf Schloss Rauischholzhausen - Lesung und Gespräch mit Brigitte Burmeister und Bernd Schirmer

    Welche Rolle haben literarische Texte als "Gedächtnismedien" in den Ländern des Real-Sozialismus gespielt? Mit dieser Frage befasst sich unter dem Titel "Rhetorik der Erinnerung - Gedächtnis und Literatur in den 'geschlossenen Gesellschaften' des Real-Sozialismus zwischen 1945 und 1989 (Teil II)" eine wissenschaftliche Tagung, die in Verbindung mit dem P.E.N.-Zentrum Deutschland und dem Sonderforschungsbereich 'Erinnerungskulturen' (SFB 434) vom 18. bis 20. Juni 2007 auf Schloss Rauischholzhausen, der Tagungsstätte der Universität Gießen, stattfindet. Es ist der zweite Teil einer Tagung, die Prof. Dr. Carsten Gansel, Institut für Germanistik, bereits im Mai 2006 an der Universität Gießen organisiert hatte. Am 18. und 19. Juni finden jeweils um 19 Uhr Lesungen von Brigitte Burmeister und Bernd Schirmer statt.

    Die diesjährige Tagung wird verstärkt von der in der kulturwissenschaftlichen Forschung formulierten Position ausgehen, dass Literatur erstens ein Medium ist, über das in Form von "narrativen Inszenierungen" individuelle und generationenspezifische Erinnerungen für das kollektive Gedächtnis bereitgestellt werden. Insofern kann die Art und Weise der narrativen Inszenierung in literarischen Texten etwas über die in einer Gesellschaft funktionierenden Prozesse der Gedächtnisbildung aussagen. Zum Zweiten werden in literarischen Texten individuelle, generationenspezifische wie kollektive Formen von Erinnerung gewissermaßen 'abgebildet' und damit wiederum beobachtbar. Wenn dies so ist, dann besteht die Chance, mit der Untersuchung von Texten herauszufinden, welche Erinnerungen in spezifischen Gesellschaften jeweils bereitgestellt werden und auf welche Weise dies erfolgt.

    Für die Tagung wird zudem zu beachten sein, dass Institutionen und Körperschaften wie Nationen, Staaten, die Kirche oder eine Firma kein Gedächtnis besitzen, sondern sich eines 'machen'. Für eben diesen Zweck "bedienen sie sich memorialer Zeichen und Symbole, Texte, Bilder, Riten, Praktiken, Orte und Monumente" (Aleida Assmann). Über diese Gedächtnismedien werden an die Individuen einer Gesellschaft ganz bestimmte Inhalte weitergegeben, ihre Identitäten geprägt, womit sie letztlich zu Trägern eines "kollektiven Gedächtnisses" avancieren. Weil dies so ist, erfolgt die Ausbildung des kollektiven Gedächtnisses gezielt, es werden vor allem in 'geschlossenen Gesellschaften' durch Kanonisierung und Zensurierung ganz bestimmte Wertinhalte und Normen in die Gesellschaft eingespeist. In diesem Rahmen kommt der Literatur eine besondere Rolle zu. Für die Festigung des kollektiven Gedächtnisses sind Erzählungen, mithin auch literarische Texte, von besonderer Bedeutung, denn über sie können ganz bestimmte Inhalte memoriert, verallgemeinert, vereinheitlicht und über Generationen hinweg tradiert werden.

    Auf der Tagung werden 20 Beiträger, die aus Kanada, Österreich, Polen, Ungarn, Rumänien und Deutschland kommen, über das Verhältnis von Literatur und Gedächtnis in den Ländern des Real-Sozialismus diskutieren. Eine Reihe von Gästen hat sich außerdem angekündigt, so dass die Organisatoren mit rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmern rechnen. Auf zwei Lesungen werden zudem Brigitte Burmeister (Montag, den 18. Juni 2007, um 19 Uhr) und Bernd Schirmer (Dienstag, den 19. Juni 2007, um 19 Uhr) in Lesung und Gespräch das Thema der Tagung vertiefen. Beide Autoren sind Mitglieder des P.E.N-Zentrums Deutschland.

    Der Tagungsband zum ersten Teil dieser Tagung, der im Mai 2006 an der Universität Gießen stattfand, ist inzwischen unter der Herausgeberschaft von Carsten Gansel als Bd. 29 in der Reihe "Formen der Erinnerung" des Sonderforschungsbereichs 'Erinnerungskulturen" (SFB 434) erschienen.

    Kontakt:

    Prof. Dr. Carsten Gansel
    Institut für Germanistik
    Otto-Behaghel-Str. 10, 35394 Gießen
    Telefon: 0641 99-29145
    E-Mail: Carsten.Gansel@germanistik.uni-giessen.de


    More information:

    http://www.uni-giessen.de/cms/fbz/fb05/germanistik/


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    Criteria of this press release:
    History / archaeology, Language / literature, Law, Politics, Social studies
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences
    German


     

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