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Stephan Baader ist neuer Professor für Anatomie am Universitätsklinikum Jena
Jena (19.06.07) Sie sind zwei ungleiche Brüder: Charlie - eitel und selbstverliebt, Raymond - verschlossen und abweisend. Raymond kann zwar die schwierigsten Rechenaufgaben mühelos im Kopf lösen und lernt von einem Tag auf den anderen ein Telefonbuch zur Hälfte auswendig. Ein einfaches Gespräch dagegen, ein Lächeln, eine Berührung überfordern ihn maßlos. So erzählt der Film "Rain Man" die Geschichte von Charlie und Raymond, der an Autismus leidet.
"Viele Menschen mit dieser Störung brauchen ein Leben lang Hilfe, da sie aufgrund ihrer Defizite im zwischenmenschlichen Verhalten und in der Kommunikation völlig isoliert aufwachsen", sagt Prof. Dr. Stephan Baader vom Universitätsklinikum Jena. Der neu berufene Professor für Anatomie erforscht mit seinem Team die Ursachen dieser Krankheit, von der etwa 4 bis 5 Menschen unter 10.000 betroffen sind.
Autismus, so viel steht heute fest, ist eine Erbkrankheit. Im Unterschied zu vielen Erkrankungen, deren Ursache eine einzige Erbinformation darstellt, basiert Autismus aber auf über hundert derzeit bekannten Genen. Die Forscher versuchen nun, dieses Gen-Puzzle zusammenzusetzen. "Mäuse, denen eines dieser Gene fehlt oder die es in mehreren Kopien tragen, weisen strukturelle Veränderungen im Kleinhirn auf, wie sie auch bei Patienten mit Autismus gefunden wurden", erläutert Prof. Baader erste experimentelle Anhaltspunkte. Zudem zeigen diese Mäuse Verhaltensdefizite, die autistischen Mustern ähneln. "Das Kleinhirn ist der Teil des Zentralnervensystems, dem bisher nur eine wichtige Funktion beim Erlernen von Motorik zugeschrieben wurde." Doch inzwischen, so der gebürtige Augsburger, mehrten sich die Anzeichen, dass das Kleinhirn auch für kognitive Funktionen und die Sprachentwicklung wichtig ist. Genau dies ist auch bei Patienten mit Autismus gestört.
Ursprünglich war der Biologe bei seinen Grundlagenforschungen zur Differenzierung der Neuronen im Kleinhirn auf diese mit Autismus assoziierten Gene aufmerksam geworden. "Unser Gehirn besteht aus Milliarden von Nervenzellen. Jede einzelne ist Teil eines hochkomplexen Netzwerkes", erläutert Prof. Baader den Hintergrund. Damit dieses Netzwerk funktioniert, muss jede Zelle ihre genaue Position "kennen" und "wissen", mit welchen anderen Zellen sie in Kontakt tritt. "Doch woher kennen die Nervenzellen ihre eigene ,Hausnummer'?" Mit dieser Frage hat sich Stephan Baader während seiner Habilitation an der Universität Bonn intensiv befasst. Dabei fand er heraus, dass Gene, die jetzt auch für die Entstehung von Autismus verantwortlich gemacht werden, die Verschaltung von Nervenzellen des Kleinhirns steuern. Seine Habilitation schloss Baader im Jahr 2001 ab.
Die Fähigkeit der Nervenzellen, komplexe neuronale Netzwerke aufzubauen und diese zeitlebens immer wieder neu zu organisieren und an veränderte Bedingungen anzupassen, fasziniert den heute 42-Jährigen. Bereits seine Doktorarbeit am Uniklinikum Tübingen fertigte Stephan Baader zu einem neurowissenschaftlichen Thema an. Zuvor hatte er an der Uni Würzburg studiert. Nach der Promotion 1992 ging Baader als Wissenschaftlicher Angestellter an die Universität Ulm. 1997 wechselte er mit einem Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft an die Ohio State University in Columbus (USA). Seit 1999 leitete er eine Arbeitsgruppe am Anatomischen Institut der Uni Bonn, bevor der zweifache Familienvater dem Ruf nach Jena folgte.
Kontakt:
Prof. Dr. Stephan Baader
Institut für Anatomie I des Universitätsklinikums Jena
Teichgraben 7, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 938540
E-Mail: stephan.baader[at]mti.uni-jena.de
Prof. Dr. Stephan Baader vom Universitätsklinikum Jena.
Foto: Günther/FSU-Fotozentrum
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Criteria of this press release:
Biology, Information technology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
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