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Wissenschaft
Sozialwissenschaftler der Universität Jena schließen Zweite Deutsche Abgeordnetenbefragung ab
Jena (13.07.07) Sozialwissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität Jena haben soeben die Zweite Deutsche Abgeordnetenbefragung abgeschlossen. In den vergangenen vier Monaten haben sie mehr als 1.200 Abgeordnete aus 13 Landesparlamenten, dem Deutschen Bundestag und dem Europäischen Parlament über ihr Rollenverständnis, die Mandatsausübung und die Einschätzung der parlamentarischen Arbeit befragt. Die Erhebung ist zentraler Bestandteil der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten "Jenaer Abgeordnetenstudie", einer langfristig angelegten Untersuchung parlamentarischer Führungsgruppen im vereinten Deutschland. Angesiedelt ist dieses von Prof. Dr. Heinrich Best und Prof. Dr. Karl Schmitt geleitete Forschungsprojekt im Sonderforschungsbereich (SFB) 580 "Gesellschaftliche Entwicklungen nach dem Systemumbruch" der Jenaer Universität.
Nach einer ersten vorläufigen Auswertung spricht sich eine große Mehrheit der Abgeordneten für die Offenlegung der Einkünfte aus Nebentätigkeiten aus. Ähnlich deutlich ist die Unterstützung dafür, dass Abgeordnete für ihre Altersversorgung selbst aufkommen sollen. "Damit reagieren die Mandatsträger auf die zusehends kritische Wahrnehmung in der Öffentlichkeit", vermutet Projektleiter Prof. Best. Dafür spreche auch, so der Soziologe weiter, dass die Parlamentarier in den vergangenen zehn Jahren einen deutlichen Vertrauensverlust in Politik und Parteien wahrnehmen. Die Verantwortung dafür sehen sie sowohl in überzogenen Versprechungen ihrer eigenen Zunft als auch in der Art der Medienberichterstattung.
Insgesamt haben weit mehr als die Hälfte der Mandatsträger an der Telefonbefragung teilgenommen. Die höchste Ausschöpfung erreichten die Sozialwissenschaftler im Thüringer Landtag (91 %) und im Landtag von Sachsen-Anhalt (86 %). In einzelnen Fraktionen beteiligten sich sogar alle Abgeordneten, darunter die Linkspartei in Sachen-Anhalt und Thüringen, die thüringische SPD und die hessischen Bündnisgrünen. "Die große Auskunftsbereitschaft zeigt, dass die Abgeordneten die Bemühungen der Wissenschaft um ein modernes und realistisches Bild der parlamentarischen Akteure zu schätzen wissen", freut sich Prof. Schmitt.
Bestätigt finden sich die Resultate der vorausgegangenen Jenaer Befragung 2003/04 hinsichtlich des Arbeitspensums und der Politik als Beruf. Die wöchentliche Arbeitszeit der Abgeordneten betrage auch in sitzungsfreien Wochen weit über 40 Stunden und beläuft sich bei den Mitgliedern des Bundestags in den Sitzungswochen auf Durchschnittswerte zwischen 60 und 70 Stunden. Weiterhin sehen die Abgeordneten ihre Tätigkeit mehrheitlich als richtigen Beruf an. Entsprechend verstehen sich die meisten Parlamentarier als Berufspolitiker. Für die Jenaer Forscher überraschend, verbindet sich mit diesem Selbstverständnis aber nicht die Vorstellung, der politischen Elite anzugehören. "Offenkundig akzeptieren die Abgeordneten die Beruflichkeit der Politik, obwohl sie für viele nicht mehr als eine Episode in ihrer Berufsbiografie erstellt. Vor etwaigen normativen Implikationen, wie sie beim Begriff der Elite mitschwingen, schrecken sie jedoch zurück", so die Wissenschaftler der Jenaer Universität.
Vertiefende Einblicke in die Selbstwahrnehmung der deutschen Parlamentarier erwarten die Forscher von der nun anstehenden umfassenden Auswertung der Zweiten Deutschen Abgeordnetenbefragung, deren Ergebnisse voraussichtlich ab Oktober vorliegen werden.
Kontakt:
Dr. Michael Edinger
Sonderforschungsbereich 580 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Projekt A3 "Parlamentarische Führungsgruppen"
07737 Jena
Tel.: 03641 / 945055
E-Mail: michael.edinger[at]uni-jena.de
Criteria of this press release:
Law, Politics
transregional, national
Research results
German
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