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Wissenschaft
Jena. (20.06.00) Eine Reform der Juristenausbildung ist bereits in vollem Gange, konstatiert Prof. Dr. Peter M. Huber, Rechtswissenschaftler an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Präsident des Deutschen Juristen-Fakultätentages. "Viele deutsche Unis haben ihre Jura-Studiengänge in den letzten Monaten stärker auf internationale Anforderungen und auf besondere Aufgabenprofile, etwa die des Medien,- Umwelt- oder Wirtschaftsjuristen hin ausgerichtet", erklärt Huber.
"Es gibt auch bereits Abschlüsse neben dem klassischen Staatsexamen, die für die Aufgabe eines Syndikus in Wirtschaftsunternehmen qualifizieren." Damit hätten die insgesamt 42 rechtwissenschaftlichen Fakultäten in Deutschland praktisch eine Reform von unten initiiert. "Wir brauchen dabei nicht auf die Obrigkeit zu warten", kommentiert der Jurist die langwierigen Entscheidungsprozesse in der Justizministerkonferenz.
Vielmehr bewiesen die Fakultäten ihre zielorientierte Handlungsfähigkeit. "Wir schaffen Fakten im Sinne der Studierenden - mit oder ohne den ministeriellen Segen", findet der Jenaer Universitätsprofessor deutliche Worte. "Schließlich fragen die Studenten nicht die Justizminister nach den Zukunftsperspektiven ihrer Ausbildung, sondern uns." Alternative rechtswissenschaftliche Studienschwerpunkte etwa im Wirtschafts- und Umweltrecht, im Sozial- und Arbeitsrecht würden bereits an den meisten deutschen Unis angeboten. "Wir müssen uns wohl auch von dem Gedanken verabschieden, dass absolut jeder deutsche Jurist eine ,Befähigung zum Richteramt' benötigt", so der Jenaer Rechtswissenschaftler.
Überhaupt ist Huber im Vorfeld des 80 Deutschen Juristen-Fakultätentages vom 22. bis 24. Juni in Jena auf Funktionäre schlecht zu sprechen. So plant sein Fakultätentag eine Änderung der Rechtsform, will künftig die Faklutäten als solche, nicht die einzelnen Dekane zur Mitgliedschaft zulassen und sich als Organisation in den neu gegründeten Allgemeinen Deutschen Fakultätentag einbringen. "Damit etablieren wir ein Gegengewicht zur Hochschulrektorenkonferenz, die offensichtlich nicht mehr hinreichend registriert, was an der Basis in den Hochschulen passiert", klagt Huber.
So sind die Juristen überhaupt nicht einverstanden mit den Plänen der Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn, die Habilitation als obligatorische wissenschaftliche Qualifikation für eine Universitätslaufbahn abzuschaffen, und auch die Kriterien für eine so genannte leistungsgerechte Bezahlung von Professoren findet bei den Juristen wenig Gegenliebe. "Gegen Leistungsgerechtigkeit ist prinzipiell nichts einzuwenden," erläutert Huber, "aber mit dem Nullsummenspiel, das Frau Bulmahn vorschwebt, werden nur neue Ungerechtigkeiten geschaffen."
Besonders in diesen Fragen fühlen sich die Jura-Professoren durch die Hochschulrektorenkonferenz nicht hinreichend vertreten. Deshalb sei die Gründung des Allgemeinen Deutschen Fakultätentages ein notwendiger Schritt zur Selbsthilfe, so Huber. Mediziner, Philosophen, Ingenieure, evangelische Theologen und vier weitere Fachdisziplinen haben ihre Reorganisation bereits abgeschlossen.
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Peter M. Huber
Rechtswissenschaftliche Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Tel.: 03641/942200, Fax: 942202
E-Mail: pmhuber@lawnet1.recht.uni-jena.de
Friedrich-Schiller-Universität
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Wolfgang Hirsch
Fürstengraben 1
07743 Jena
Tel.: 03641/931031
Fax: 03641/931032
E-Mail: h7wohi@sokrates.verwaltung.uni-jena.de
Criteria of this press release:
Law, Politics
transregional, national
Science policy
German
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