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08/15/2007 11:00

Frauen sagen, wo's lang geht - Inzuchtvermeidung bei wilden Tüpfelhyänen

Josef Zens Pressestelle des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.

    Hyänenweibchen vermeiden Inzucht, indem sie einfache Regeln bei der Partnerwahl anwenden. Das haben Forscher des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin zusammen mit einem Kollegen der Universität Sheffield nachgewiesen. Sie berichten über ihre große Studie in der neuesten Ausgabe von Nature. Den Wissenschaftlern zufolge haben Tüpfelhyänenweibchen klare Vorstellungen davon, welche Männchen sie als Paarungspartner akzeptieren.

    Hyänenweibchen vermeiden Inzucht sehr effizient und brauchen dazu nur einfache Regeln bei der Partnerwahl. Das haben Forscher des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin zusammen mit einem Kollegen der Universität Sheffield in einer groß angelegten Studie an frei lebenden Tüpfelhyänen in Tansania nachgewiesen. Sie berichten über ihre zehnjährige Arbeit in der neuesten Ausgabe der renommierten Wissenschaftszeitschrift Nature. Den Wissenschaftlern zufolge haben Tüpfelhyänenweibchen klare Vorstellungen davon, welche Männchen sie als Paarungspartner akzeptieren. Mehr noch: Jene Männchen, die sich an den Vorlieben der Weibchen orientierten, hatten den höchsten Paarungserfolg.

    "Tüpfelhyänenweibchen wählen zur Fortpflanzung bevorzugt Männchen, die nach ihnen in der eigenen Gruppe geboren wurden oder die erst nach ihrer Geburt in die Gruppe eingewandert sind", sagt Dr. Oliver Höner vom IZW. Durch diese einfache Partnerwahl-Regel verhindern die Weibchen Inzucht sowohl mit ihren eigenen Vätern als auch mit älteren Brüdern, die nicht abgewandert sind. Darüber hinaus wählen ältere Weibchen besonders gerne Männchen, die schon lange Gruppenmitglieder sind, vorausgesetzt sie erfüllen die obige Grundregel und haben sich ihnen gegenüber freundlich verhalten.

    Diese Partnerwahl-Regeln bedeuten, dass sich Männchen, die kürzlich geschlechtsreif wurden und sich erfolgreich fortpflanzen wollen, die Gruppe mit den meisten jungen Weibchen aussuchen sollten. Tatsächlich wählen die jungen Männchen mit großer Vorliebe die Gruppe mit den meisten jungen Weibchen. Da meistens nicht die eigene Gruppe die höchste Zahl junger Weibchen aufweist, sondern andere Gruppen in der Nachbarschaft, wandert die Mehrzahl der Männchen zu diesen Gruppen aus.
    "Die Taktik der Männchen, ihre Fortpflanzungskarriere dort zu beginnen, wo die meisten jungen Weibchen sind, ist sehr erfolgreich, denn diese Männchen haben langfristig Zugang zu vielen Weibchen und zeugen viel mehr Nachkommen als Männchen, die Gruppen mit wenigen jungen Weibchen wählen", sagt Dr. Höner.

    Die Resultate der Forscher basieren auf genetischen Vaterschaftsanalysen von mehr als 400 Nachkommen und zeigen erstmals, dass Abwanderungsverhalten der Männchen, das an die Vorlieben der Weibchen angepasst ist, einen selektiven Vorteil bietet. Vaterschaftsanalysen und Beobachtungen wurden an der Hyänenpopulation des Ngorongoro-Kraters im Nordosten Tansanias durchgeführt. Alle ungefähr 380 Hyänen, die dort momentan in acht Gruppen leben, sind den Forschern individuell bekannt, wurden seit zehn Jahren beobachtet und sind mit Hilfe des genetischen Fingerabdrucks für Vaterschaftsanalysen charakterisiert.

    Bisherige Studien an sozialen Primaten und anderen Säugetiergruppen sind meist davon ausgegangen, dass Weibchen ihre nahen Verwandten als solche erkennen müssen, um Inzucht mit ihnen vermeiden zu können. Oder es wurde angenommen, dass Weibchen generell Männchen bevorzugen, die in die Gruppe einwanderten. Nahe Verwandte als solche zu identifizieren oder zu wissen, ob ein bereits in der Gruppe lebendes Männchen eingewandert oder niemals abgewandert, sondern lediglich dageblieben ist, ist jedoch nicht trivial, und als entsprechend schwierig und unbefriedigend hat sich der praktische Nachweis dieser Ideen bisher herausgestellt.

    Dagegen ist es für ein Weibchen einfach zu erkennen, ob ein Männchen neu in die Gruppe geboren wurde oder neu eingewandert ist, wenn sie nur Männchen zulässt, die während ihrer Lebenszeit Gruppenmitglied wurden. Daher sind die Partnerwahl-Regeln der weiblichen Hyänen ein simples und effektives Mittel zur Inzuchtvermeidung.

    Wie bei den meisten Säugetierarten werden auch bei den Hyänen die Jungtiere nur von den Weibchen aufgezogen - anders als beim Menschen haben also die Töchter nicht die Möglichkeit, ihren Vater oder ältere Brüder in der Familie kennen zu lernen.

    Quelle:
    Höner OP, Wachter B, East ML, Streich WJ, Wilhelm K, Burke T, Hofer H. Female matechoice drives the evolution of male-biased dispersal in a social mammal. Nature, 16 Aug 2007.

    Kontakt:
    Dr. Oliver Höner, hoener@izw-berlin.de, +49 30 5168 516

    Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW)
    im Forschungsverbund Berlin e.V.
    Alfred-Kowalke-Straße 17
    10315 Berlin
    Postfach 60 11 03, 10252 Berlin
    Fax + 49 30 51 26 104
    http://www.izw-berlin.de
    :: Evolutionary wildlife research for conservation ::

    Anmerkung:
    Der Inhalt dieser Pressemitteilung und der Veröffentlichung stehen bis um 18:00 Uhr in London / 19:00 Uhr in Berlin (MESZ) des 15. August 2007 unter Embargo. Als Quelle für die Informationen ist die oben stehende Nature Publikation zu erwähnen.

    Hintergrundinformationen:
    Das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) ist eine national und international renommierte Forschungseinrichtung, die anwendungsorientierte und interdisziplinäre Grundlagenforschung in den Bereichen Evolutionsökologie und -genetik, Wildtierkrankheiten, sowie Reproduktionsbiologie und -management bei Zoo- und Wildtieren betreibt. Aufgabe des IZW ist die Erforschung der Vielfalt der Lebensweisen, der Mechanismen evolutionärer Anpassungen und der Anpassungsgrenzen inklusive Krankheiten von Zoo- und Wildtieren in und außerhalb menschlicher Obhut sowie ihrer Wechselbeziehungen mit Mensch und Umwelt. Die gewonnenen Erkenntnisse sind Voraussetzung für einen wissenschaftlich begründeten Artenschutz und für Konzepte der ökologischen Nachhaltigkeit der Nutzung natürlicher Ressourcen.
    www.izw-berlin.de

    Das IZW ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, einem Zusammenschluss von 83 Forschungsinstituten. Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören zurzeit 83 Forschungsinstitute und Serviceeinrichtungen für die Forschung. Diese beschäftigen etwa 13.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Stand 12/2006), davon sind ca. 5.400 Wissenschaftler, davon wiederum 2.000 Nachwuchswissenschaftler. Der Gesamtetat aller Institute der Leibniz-Gemeinschaft liegt bei mehr als 1,1 Mrd. Euro pro Jahr. Die Drittmittel betragen etwa 225 Mio. Euro pro Jahr.
    www.leibniz-gemeinschaft.eu


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    Hyänenweibchen vermeiden Inzucht, indem sie einfache Regeln bei der Partnerwahl anwenden.
    Hyänenweibchen vermeiden Inzucht, indem sie einfache Regeln bei der Partnerwahl anwenden.
    Foto: O. Höner / B. Wachter
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    Criteria of this press release:
    Biology, Environment / ecology, Information technology, Oceanology / climate
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

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