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06/27/2000 12:56

Das Frühstücksfernsehen - der unterschätzte Informationsriese

Daniela Pickl Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

    Eichstätter Journalistik untersuchte eine Woche lang private und öffentlich-rechtliche Morgenmagazine

    Auch knapp 13 Jahre nach seinem Sendestart ist das deutsche Frühstücksfernsehen eine noch immer weitgehend unbekannte Programmform geblieben. Da die Deutschen morgens selten fernsehen, werden die Morgenmagazine von den Zuschauern kaum beachtet; nicht mehr als 900.000 Menschen erreichen sie in den Frühstunden. Gleichwohl sind solche Magazine für die Fernsehsender - sei es nun für die öffentlich-rechtlichen Anbieter oder deren private Konkurrenz - offenbar ein Muss im Wettbewerb um Zuschauer-Marktanteile. "Vorreiter" waren einst die Privaten; nachdem aber sowohl bei ProSieben als auch bei RTL die Früh-Magazine wieder eingestellt worden sind, haben momentan nur mehr ARD und ZDF sowie SAT.1 diesen Programmtyp im Repertoire. In einer Studie, die am Studiengang Journalistik der Katholischen Universität Eichstätt (KUE) unter der Leitung von Dr. Ralf Hohlfeld durchgeführt wurde, sind jetzt erstmals Inhalte, Themen und Gestaltung des öffentlich-rechtlichen und privaten Frühstücksfernsehens in Deutschland untersucht worden.

    Ausgehend von der These, dass die Öffentlich-Rechtlichen ein vielfältigeres, ausgewogeneres und informationsorientierteres Programm senden als die Privaten, die wiederum einen größeren Aufwand in die Verpackung und Gestaltung investieren, wurden sämtliche Sendungsbestandteile der Früh-Magazine von ZDF und SAT.1 während einer kompletten Programmwoche analysiert. Auf der Grundlage einer aufgezeichneten Programmwoche (2.404 Analyseeinheiten) kommen Hohlfeld und sein Team zu dem Ergebnis, dass das Frühstücksfernsehen ein "unterschätzter Informationsriese" ist: Fast die Hälfte des Frühprogramms (48 Prozent) besteht schließlich aus aktuellen Informationen. Freilich bestehen hier zwischen der ZDF-Morgensendung und ihrem Pendant auf SAT.1 deutliche Unterschiede: Denn während das ZDF für sich genommen 68,1 Prozent aktuelle Informationen für sich verbuchen kann, kommt SAT.1 hier auf gerade einmal 28,3 Prozent. Der Privatsender sendet dagegen verstärkt Angebote aus dem Bereich Infotainment, Unterhaltung und Spiele.
    Auch bei der Themenstruktur unterscheiden sich die Früh-Maga-zine von ZDF und SAT.1. So setzt zum Beispiel das ZDF stark auf Themen wie Politik und Wirtschaft, während SAT.1 seinen Schwerpunkt vielmehr auf die so genannten "weichen Themen" wie Freizeit oder Gesundheit legt. Für die Eichstätter Forscher ebenfalls von Interesse war die Frage, in welcher Weise die Themen aufgearbeitet werden - hier zeigte sich ein "unterschiedlicher Tiefgang": Das ZDF-Morgenmagazin bietet einen rundum anspruchsvollen Informationsjournalismus, wohingegen SAT.1 bei der journalistische Umsetzung eines Themas weniger in die Tiefe, dafür eher mit betont lockeren Moderationen auf Zuschauerfang geht.

    Nach der Untersuchung des "Sendungskerns" haben sich die Eichstätter Forscher in ihrer Inhaltsanalyse schließlich auch mit der "Schale", der Verpackung des deutschen Frühstücksfernsehens, beschäftigt. Dabei sind sie zu dem Ergebnis gekommen, dass die kurze Verweildauer der Zuschauer am Morgen die Programm-macher offensichtlich dazu veranlasst, mittels optischer und akustischer Gestaltungselemente die Zuschauer unter allen Umständen vom Umschaltknopf fernzuhalten: So zeigt die Inhaltsanalyse zum Beispiel, dass gut ein Drittel der Beiträge (33,5 Prozent) zumindest teilweise mit Musik unterlegt ist oder in 16,6 Prozent der Beiträge Grafiken verwendet werden. Um das Programm dynamisch und flott zu präsentieren, treibt insbesondere SAT.1 mit vielfältigen Ear- und Eyecatchern einen großen Aufwand.

    Eine Zusammenfassung der Ergebnisse der Inhaltsanalyse ist vor kurzem in der Fach-Korrespondenz "Fernseh-Informationen" erschienen: Hohlfeld, Ralf: Das Nebenbei-Fernsehen. Inhalte, Themen und Gestaltung des Frühstücksfernsehens. In: "Fernseh-Informationen", 5 / 2000, S. 21 - 26.


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    Criteria of this press release:
    Media and communication sciences
    transregional, national
    Research results
    German


     

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