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06/30/2000 09:07

Die unvollendete Transformation - Ostdeutschlands Wirtschaft zehn Jahre nach Einführung der D-Mark

Ingrid Dede Bereich Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Wirtschaftsforschung Halle

    Von Anfang an gehört zur ostdeutschen Transformation, dass positive und negative Bewertungen ihrer Ergebnisse und Auswirkungen nebeneinander bestehen. Gewinner und Verlierer der Transformation, Erfolg gegen Misserfolg: in diesen Begriffspaaren zeigt sich die Ambivalenz der ostdeutschen Entwicklung. Zehn Jahre nach Einführung der D-Mark hat sich an den harten Kontrasten in den Ur-teilen nichts geändert.
    (Erschienen in: IWH-Wirtschaft im Wandel 8/2000 oder unter www.iwh-halle.de)

    Von Anfang an gehört zur ostdeutschen Transformation, dass positive und negative Bewertungen ihrer Ergebnisse und Auswirkungen nebeneinander bestehen. Gewinner und Verlierer der Transformation, Erfolg gegen Misserfolg: in diesen Begriffspaaren zeigt sich die Ambivalenz der ostdeutschen Entwicklung. Zehn Jahre nach Einführung der D-Mark hat sich an den harten Kontrasten in den Urteilen nichts geändert.
    Die Selektion düsterer Daten ist leicht möglich: extrem hohe Arbeitslosigkeit in Demmin, dramatischer Wohnungsleerstand in Brandenburg, bruchartiger Produktionsrückgang in der Schmuckindustrie, massive Abwanderung aus Hoyerswerda. Ist denn ausgeschlossen, dass die ostdeutsche Wirtschaft wieder implodiert, bevor sie sich richtig entfaltet hat?
    Düstere Prognosen dieser Art werden hier nicht geteilt. In den zehn Jahren seit Einführung der D-Mark in der DDR ist der Erneuerungsprozess der ostdeutschen Wirtschaft weit vorangeschritten. Die Bevölkerung realisiert heute einen Lebensstandard, der in der sozialistischen Mangelwirtschaft der DDR nicht vorstellbar gewesen war. An die Stelle der zusammengebrochenen Produktionsstrukturen sind Unternehmen gerückt, die sich im Wettbewerb bewähren und an den Weltmärkten orientieren müssen. Das Bruttoanlagevermögen der gewerblichen Wirtschaft ist weitgehend modernisiert; es besteht inzwischen schon zu mehr als 80 Prozent aus Anlagen, die nach 1990 errichtet worden sind. Dem Verfall von Wohnraum und Infrastruktur ist Einhalt geboten, die Erneuerung mit großem Aufwand vorgenommen worden. Die ökologische Lebensgrundlage, in der DDR unverantwortlich beeinträchtigt, wird wiederhergestellt. Die marktwirtschaftlichen Institutionen sind in Ostdeutschland fest etabliert und inzwischen eingeübt. Das ist eine positive Bilanz.
    Ostdeutschland wird in einigen Jahren zweifellos einen stabilen Wirtschaftssektor haben, der sich im internationalen Wettbewerb behaupten kann. Dafür sorgt unternehmerische Initiative, die darauf gerichtet ist, vom Standort Ostdeutschland aus mit Innovationen Märkte zu erobern. Die nachhaltige Dynamik der Industrie belegt, dass ostdeutsche Unternehmen keineswegs auf verlorenem Posten stehen, sondern im scharfen Wettbewerb bestehen.
    Aber: niemand kann mit Gewissheit voraussagen, wie groß dieser Wirtschaftssektor sein wird. Es ist denkbar, dass der ostdeutsche Wirtschaftssektor zwar wettbewerbsfähig, aber zu klein bleibt, um alle Beschäftigungswünsche, wie sie heute im Lande bestehen, zu befriedigen; zu klein auch, um die gesamtwirtschaftliche Leistung je Einwohner der in Westdeutschland rasch anzugleichen. Es ist denkbar - nicht zwingend. Und deshalb bleibt die unvollendete Transformation eine Herausforderung. Alle Akteure müssen sich weiter voll auf die Entfaltung des wirtschaftlichen Potenzials Ostdeutschlands konzentrieren.
    Wie das am besten erreicht werden kann, ist strittig. Eine verbreitete Position ist, dass nach wie vor auf massive staatliche Wirtschaftsförderung gesetzt werden muss. Die bisherigen Förderprogramme sind fortzusetzen, auch ist nach neuen Ansätzen zu suchen. Hinter dieser Position steht die Einschätzung, dass staatliche Förderung nicht nur notwendig, sondern auch in der Lage ist, wirksam zur weiteren Entfaltung der Wirtschaft beizutragen.
    Die andere Position ist, dass der marktorientierte Erneuerungsprozess Ostdeutschlands im Kern von unternehmerischer Aktivität getragen werden muss. Das Heil ist nicht in neuen Förderprogrammen zu suchen, denn die staatliche Wirtschaftsförderung stößt zunehmend an Wirkungsgrenzen. Die Förderprogramme werden auf den wirksamen Kern begrenzt; darüber hinaus schafft der Staat mit einer leistungsfähigen Infrastruktur optimale Voraussetzungen für die wirtschaftliche Entwicklung. Diese Position liegt der folgenden Analyse über den Stand der Transformation und den bestehenden Handlungsbedarf zugrunde.
    Rüdiger Pohl
    Institut für Wirtschaftsforschung Halle
    Präsident
    Tel. (0345) 77 53 700
    rph@iwh-halle.de


    More information:

    http://www.iwh-halle.de


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    Criteria of this press release:
    Economics / business administration
    transregional, national
    Scientific Publications
    German


     

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