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Wissenschaft
Humboldt-Forschungspreisträger Prof. Dr. Michael Fellows zu Gast an der Universität Jena
Jena (27.09.07) Wie lassen sich präferenzbasierte Wahlsysteme manipulieren? Gelingt es zum Beispiel durch Löschen weniger Mitbewerber dem eigenen Favoriten zum Sieg zu verhelfen? Mit diesen Fragen befassen sich derzeit Informatiker an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. "Natürlich geht es uns dabei darum, solche Wahlsysteme auf ihre Durchführbarkeit zu prüfen und gegen Manipulationen zu schützen", klärt Prof. Dr. Rolf Niedermeier auf. Der Inhaber des Lehrstuhls für Theoretische Informatik I und sein Team wird bei diesem Projekt derzeit von einem renommierten Fachkollegen unterstützt: Prof. Dr. Michael R. Fellows von der University of Newcastle in Australien forscht noch bis Ende September und im nächsten Jahr von April bis Oktober an Niedermeiers Lehrstuhl.
Möglich macht die insgesamt einjährige Kooperation der Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung, mit dem der australische Gast ausgezeichnet worden ist. Der mit 50.000 Euro dotierte Preis wird an herausragende Wissenschaftler vergeben, deren "grundlegende Entdeckungen, Erkenntnisse oder neue Theorien das eigene Fachgebiet nachhaltig geprägt haben und von denen auch in Zukunft weitere Spitzenleistungen erwartet werden."
"Prof. Fellows ist ein weltweit führender Experte auf dem Gebiet der sogenannten Parametrisierten Komplexität", würdigt Prof. Niedermeier seinen Kollegen. Fellows Leistung bestehe darin, zum ersten Mal eine schlüssige Theorie der parametrisierten Komplexität, das heißt einen neuen Ansatz zur Lösbarkeit schwieriger Berechnungsprobleme, entwickelt zu haben.
Grundidee hierbei ist die Identifizierung von Problemeigenschaften in Form von Parametern, die die Berechnungskomplexität des Problems besser und aussagekräftiger charakterisieren, als es die bisher gängige Komplexitätstheorie kann. Fellows Theorie kann in der Praxis beispielsweise bei der Lösung des Problems genutzt werden, Feuerwehrstationen in einem bestimmten Gebiet so zu platzieren, dass jeder Ort so schnell und kostengünstig wie möglich erreicht werden kann.
"Die Arbeitsgruppe um Prof. Niedermeier arbeitet nah an meinem Interessenschwerpunkt", begründet Fellows die Entscheidung, seinen einjährigen Forschungsaufenthalt an der Universität Jena zu verbringen. Er freue sich auf die Zeit in Jena. Und auch die Gastgeber sehen der gemeinsamen Arbeit mit großen Erwartungen entgegen. "Durch seine vielen mehrmonatigen Forschungsaufenthalte an verschiedenen Universitäten weltweit - allein 2007 in Durham, Bergen und Zürich - kommt Prof. Fellows mit vielen unterschiedlichen Strömungen auf dem Feld der Theoretischen Informatik in Berührung, was uns sehr bereichern wird", ist Prof. Niedermeier überzeugt. Fellows sei ein "Knobler, ein Problemerkenner und -löser par excellence." "Von der Zusammenarbeit mit ihm werden auch unsere Doktoranden stark profitieren."
Dem 55-jährigen Kalifornier mit amerikanischem, kanadischem und australischem Pass liegt jedoch nicht allein die universitäre Wissenschaft am Herzen. Vielmehr versucht er, die Informatik bereits Kindern näher zu bringen. Gemeinsam mit zwei Koautoren veröffentlichte Fellows 1998 das Buch "Computer Science Unplugged", das mittlerweile in zwölf Sprachen übersetzt wurde und spielerisch die Grundlagen der Informatik vermittelt. Zusammen mit seiner Ehefrau Dr. Frances Rosamond hat Fellows ab 2004 eine 18-monatige Australienrundfahrt mit dem Wohnmobil gemacht. Neben der Forschung und dem Wellenreiten (beide sind passionierte Surfer) besuchten die beiden während der Tour Grundschulen, wo sie Kindern verblüffende Tatsachen aus Mathematik und Informatik zeigten.
Kontakt:
Prof. Dr. Rolf Niedermeier
Institut für Informatik der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Ernst-Abbe-Platz 2, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 946320
E-Mail: niedermr[at]minet.uni-jena.de
Prof. Dr. Michael Fellows von der University of Newcastle (Australien) forscht derzeit in Jena.
Foto: Enke/FSU
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