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12/18/2007 14:03

Strukturiert Promovieren: DFG richtet zwölf weitere Graduiertenkollegs ein

Dr. Eva-Maria Streier Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

    Themen reichen von Schriftbildlichkeit über Automatismen bis zu Membranproteinen

    Nr. 84
    18. Dezember 2007

    Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet zwölf weitere Graduiertenkollegs ein. In ihnen erhalten Doktorandinnen und Doktoranden die Möglichkeit, in einem strukturierten Forschungsprogramm auf hohem fachlichem Niveau zu promovieren. Die nun eingerichteten Kollegs befassen sich unter anderem mit bisher wenig erforschten Dimensionen der Schrift, mit mathematischen Strukturen in der modernen Quantenphysik und mit dem Zusammenspiel von Mikroorganismen, Nahrungsfaktoren und Immunsystem im Darm. Weitere Themen sind Automatismen in Informationstechnik, Medien und Kultur sowie Mikro- und Nanostrukturen in Optoelektronik und Photonik. Zwei der neuen Einrichtungen sind Internationale Graduiertenkollegs, in denen die Geförderten direkt mit ausländischen Forschungspartnern zusammenarbeiten.

    Die Einrichtung der zwölf neuen Graduiertenkollegs wurde vom zuständigen Bewilligungsausschuss auf seiner jüngsten Sitzung in Bonn beschlossen. Sie sind die ersten Kollegs, die nach der Änderung des Antragsverfahrens bei der DFG positiv entschieden wurden. Seit Ende 2006 müssen alle Anträge auf neue Graduiertenkollegs ein zweistufiges Verfahren durchlaufen, in dem zunächst eine Antragsskizze eingereicht werden muss, nach deren positiver Begutachtung ein Vollantrag gestellt werden kann. Im ersten Jahr nach der Einführung dieses Verfahrens sind 76 Antragsskizzen bei der DFG eingegangen.

    Neben den Einrichtungen der zwölf neuen Graduiertenkollegs - die im Laufe des Jahres 2008 ihre Arbeit aufnehmen und zunächst viereinhalb Jahre gefördert werden - beschloss der Bewilligungsausschuss auch die Fortsetzung von zwei Graduiertenkollegs für eine weitere Periode. Damit fördert die DFG nun insgesamt 247 Graduiertenkollegs, von denen 55 Internationale Graduiertenkollegs sind. Eine besondere Rolle spielen Graduiertenkollegs vor allem angesichts der Diskussion um die Qualität der Promotionen an den deutschen Universitäten.

    Die neuen Graduiertenkollegs im Einzelnen:
    (in alphabetischer Reihenfolge der Sprecherhochschulen)

    Ein weiter gefasstes Verständnis von Schrift und Schriftlichkeit steht im Fokus des Graduiertenkollegs "Schriftbildlichkeit: Über Materialität, Wahrnehmbarkeit und Operativität von Notationen". Über die phonographisch-sprachzentrierte Bedeutung der Schrift als Medium zum Aufzeichnen mündlicher Sprachen hinausgehend, soll im interdisziplinären Zusammenspiel von 13 Fächern untersucht werden, welche Rolle die Schrift beim schriftlichen Rechnen, in naturwissenschaftlichen Formeln, musikalischen Partituren und Diagrammen, in der konkreten Poesie oder beim Programmieren spielt. (Freie Universität Berlin; Sprecherin: Professor Dr. Sybille Krämer)

    Das Internationale Graduiertenkolleg "Membrane Proteins and Biological Membranes" widmet sich den Integralen Membranproteinen, die etwa ein Drittel aller Proteine einer Zelle ausmachen. Durch die Verbindung individueller experimenteller Ansätze mit hoch spezialisierten Messtechniken sollen unter anderem der Einbau der Proteine in die Membran, ihre Zusammensetzung und ihre Wechselwirkung mit Lipiden sowie der Transport von Proteinen, kleinen Molekülen und Ionen durch die Membran untersucht werden. Auch durch die Bestimmung der dreidimensionalen Struktur soll das Wissen über die Membranproteine erweitert werden, was auch für die Entwicklung künftiger pharmazeutischer Wirkstoffe von hoher Bedeutung ist. (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg; Sprecher: Professor Dr. Thorsten Friedrich; Kooperationspartner: Universität Basel, Schweiz; Université Louis Pasteur Strasbourg, Frankreich)

    An Promovierende aus der Mathematik und der theoretischen Physik wendet sich das interdisziplinäre Graduiertenkolleg "Mathematische Strukturen in der modernen Quantenphysik". In ihm geht es um neue Zugänge zu Geometrie und Topologie, neue Techniken in der Analysis unendlicher Systeme und um die Theorie der Invarianten von Operatoralgebren. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse sollen helfen, die Physik von Materie, Zeit und Raum auf der Quantenskala zu beschreiben und zu verstehen - und damit die moderne Mathematik auf einem ihrer zentralen Felder voranzubringen. (Georg-August-Universität Göttingen; Sprecher: Professor Dr. Ralf Meyer)

    Das Graduiertenkolleg "Sortierung und Wechselwirkung zwischen Proteinen subzellulärer Kompartimente" richtet seinen Blick auf den Golgi-Apparat und auf das endosomale Kompartiment - jene Schaltstellen der Zelle, in denen sich entscheidet, auf welchem Weg neu synthetisierte Proteine und von außen aufgenommene Moleküle ihre Zielorganellen erreichen. Kommt es dabei zu Fehlsortierungen, kann dies zu Funktionsverlusten in den Zielorganellen führen, die nicht nur die Entwicklung der Zelle, sondern des gesamten Organismus negativ beeinflussen können. Die Klärung dieser Zusammenhänge soll nicht zuletzt Ansatzpunkte für neue oder alternative Strategien zur Therapie von Erkrankungen aufzeigen. (Universität Hamburg; Sprecher: Professor Dr. Thomas Braulke)

    Gleich drei zentrale Felder der modernen Mathematik und der mathematischen Physik verbindet das interdisziplinäre Graduiertenkolleg "Analysis, Geometrie und Stringtheorie". Die Untersuchung der Schnittstellen und der Wechselwirkungen zwischen allen dreien ist das Thema der geplanten Forschungsarbeiten, die von der Analysis auf singulären und berandeten Mannigfaltigkeiten über die komplexe und algebraische Geometrie bis hin zur nichtkommutativen Feldtheorie und zur topologischen Stringtheorie ein breites Spektrum abdecken. Die Kollegiatinnen und Kollegiaten sollen dabei in allen drei Gebieten eine Grundausbildung erhalten und sich anschließend in zweien davon vertiefen. (Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover; Sprecher: Professor Dr. Elmar Schrohe)

    Das Graduiertenkolleg "Transnationale Soziale Unterstützung" geht von der Annahme aus, dass angesichts der globalen Entwicklungen auch die zukünftigen Herausforderungen sozialer Hilfe nicht mehr alleine durch nationalstaatlich und -gesellschaftlich orientierte Unterstützungsbeziehungen und -strukturen gelöst werden können. Die damit immer wichtigeren transnationalen Konstellationen sozialer Unterstützung sind bislang jedoch kaum erforscht. Diesen Mangel will das Kolleg in drei zentralen Untersuchungsbereichen - "Transnational Family Care", "Transnational Networks", "Transnational Professional Support" - beheben helfen. Damit zielt es nicht zuletzt darauf ab, die Handlungsmöglichkeiten der Akteure, etwa in transnationalen sozialen Organisationen, zu stärken (Johannes Gutenberg-Universität Mainz und Universität Hildesheim; Sprecherin/Sprecher: Professor Dr. Cornelia Schweppe, Mainz; Professor Dr. Wolfgang Schröer, Hildesheim)

    "PUMA Programm- und Modell-Analyse" ist der Titel des Graduiertenkollegs, das vier aktuelle Ansätze zur Modell- und Programmanalyse untersuchen und weiterentwickeln will: die Verifikation durch Theorembeweise, das Model Checking, die Abstrakte Interpretation und die Typsysteme. Alle vier sollen auf ihre gemeinsamen und komplementären Grundlagen hin betrachtet und in praktisch nutzbaren Tools eingesetzt werden. Die so entwickelten Ansätze sollen in software-intensiven Systemen angewendet und getestet werden. (Technische Universität München und Ludwig-Maximilians-Universität München; Sprecher: Professor Dr. Helmut Seidl, TU München)

    An Doktorandinnen und Doktoranden aus der Biologie, Medizin und der Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaft richtet sich das Graduiertenkolleg "Mittlerfunktion des Darms zwischen luminalen Faktoren und Signalen des Wirtes". In ihm soll unter anderem das Zusammenwirken von Nahrungsfaktoren und Ernährung mit Transportvorgängen in der Darmflora und die Auswirkungen auf das enterische Nervensystem untersucht werden. Weitere Arbeiten sollen sich mit der Entstehung chronischer Entzündungen im Darm und hier speziell mit den Immunfunktionen und den neuronalen und hormonellen Regelkreisen befassen. Zusätzlich zur wissenschaftlichen Ausbildung soll auch die Sozialkompetenz der Kollegiatinnen und Kollegiaten gestärkt werden. (Technische Universität München; Sprecherin: Professor Dr. Hannelore Daniel)

    Mit den Grundlagen zweier Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts befasst sich das Graduiertenkolleg "Mikro- und Nanostrukturen in Optoelektronik und Photonik". Ob in Kommunikation, Verkehr, Medizin, Kultur oder Unterhaltung - die Produkte der Optoelektronik und Photonik sind allgegenwärtig. Die dafür unverzichtbaren Mikro- und Nanostrukturen sollen nun in einem interdisziplinären Programm weiter erforscht werden, wobei es einerseits um periodische Strukturen und andererseits um optische Mikroresonatoren gehen soll. Die so gewonnenen Erkenntnisse können unter anderem für die Entwicklung schwellenloser Laser, aber auch für die optische Nachrichtenübermittlung und -verschlüsselung von hoher Bedeutung sein. (Universität Paderborn; Sprecher: Professor Dr. Heinz-Siegfried Kitzerow)

    Abläufe, die sich einer bewussten Kontrolle weitgehend entziehen, stehen im Mittelpunkt des Graduiertenkollegs "Automatismen - Strukturentstehung außerhalb geplanter Prozesse in Informationstechnik, Medien und Kultur". Auf allen drei Feldern sollen Automatismen dabei materialanalytisch, mit den Mitteln der Theorie oder der ingenieurmäßigen Konstruktion untersucht werden. Der Brückenschlag zwischen den verschiedenen Kulturwissenschaften und der Informatik ist dabei ebenso Ausgangspunkt wie Ziel der Arbeiten. (Universität Paderborn; Sprecher: Professor Dr. Hartmut Winkler)

    Forschungsthemen und -ansätze aus Deutschland und China bringt das Internationale Graduiertenkolleg "Adaptive Minds: Neuronal and Environmental Constraints on Learning and Memory" zusammen. In ihm geht es um die ebenso grundlegende wie aktuelle Beziehung zwischen Kognition und Kultur. In insgesamt acht Bereichen soll untersucht werden, inwieweit kognitive Prozesse durch kulturelle Faktoren geprägt werden oder kulturunabhängig sind. Die hierdurch gewonnenen Erkenntnisse sollen die Kognitionswissenschaften und speziell die cross-kulturelle Kognitions- und Hirnforschung stärken. (Universität des Saarlandes; Sprecher: Professor Dr. Axel Mecklinger; Kooperationspartner: Chinese Academy of Sciences, Institute of Psychology, Beijing/China)

    Das Graduiertenkolleg "Bewertung gekoppelter numerischer Partialmodelle im Konstruktiven Ingenieurbau" will erstmals methodische Grundlagen schaffen, mit denen die Qualität von Prognosemodellen des Ingenieurwesens in einer quantifizierbaren Form bewertet werden kann. Dies soll die Einsatzmöglichkeiten von Partialmodellen wesentlich erweitern helfen, die wiederum für die Prognose der Funktionsfähigkeit, der Sicherheit und der Zuverlässigkeit von Tragwerken aller Art im Ingenieurwesen von grundlegender Bedeutung sind. (Bauhaus-Universität Weimar; Sprecher: Professor Dr.-Ing. Tom Schanz)

    Weitere Informationen erteilen die Sprecherinnen und Sprecher der Graduiertenkollegs.

    Ansprechpartnerin in der DFG-Geschäftsstelle ist Dr. Annette Schmidtmann, Leiterin der Gruppe Graduiertenschulen, Graduiertenkollegs, Nachwuchsförderung, Tel. +49 228 885-2424, Annette.Schmidtmann@dfg. de

    Mehr zu den Graduiertenkollegs unter www.dfg.de/gk/.


    More information:

    http://www.dfg.de/gk/


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    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    transregional, national
    Research projects, Transfer of Science or Research
    German


     

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