idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
01/16/2008 14:26

Affengehirne: Ähnlichkeiten zum Menschen

Sonja von Brethorst Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover

    Primaten zeigen Geschlechtsunterschiede in der Verarbeitung von Kommunikationslauten

    Das menschliche Großhirn ist in zwei Hälften unterteilt, die unterschiedliche Funktionen wahrnehmen. Bei kommunikativen Aufgaben zeigen sich jedoch geschlechtsspezifische Unterschiede. Während Männer überwiegend die linke Hirnhälfte benutzen, um Sprache zu verarbeiten, nutzen Frauen zusätzlich Bereiche der rechten Gehirnhälfte. Forscherinnen der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) konnten jetzt zeigen, dass der Grundstein für diese geschlechtsspezifische Verarbeitung schon im frühen Primatengehirn gelegt wurde. Dr. Marina Scheumann und Prof. Dr. Elke Zimmermann vom Institut für Zoologie der TiHo berichten in dem Online-Fachmagazin BMC Biology (http://www.biomedcentral.com/bmcbiol), dass männliche Graue Mausmakis Kommunikationslaute mit der linken Hemisphäre verarbeiten. Eine Eigenschaft, die sie mit Männern teilen. Während die Weibchen keine Bevorzugung einer Gehirnhälfte zeigten und vermutlich, wie Frauen, beide Gehirnhälften zur Verarbeitung von Kommunikationslauten nutzen. Ausserdem konnten sie zeigen, dass auch schon ursprüngliche Primaten eine individuelle Händigkeit aufweisen, also Aufgaben bevorzugt mit der linken oder der rechten Hand ausführen. Diese Entdeckungen können helfen, zu verstehen, wie sich die Spezialisierung der menschlichen Hirnhälften in der Evolution entwickelt hat.

    Für ihre Forschung haben Scheumann und Zimmermann Verhaltenstests mit Grauen Mausmakis (Microcebus murinus) entwickelt. Mausmakis verfügen über ein relativ einfaches Gehirn. Daher eignen sie sich um die evolutionäre Entstehungsgeschichte unseres Gehirns zu untersuchen.
    Die Händigkeit der Mausmakis wurde untersucht, indem die Mausmakis versuchten, einen Mehlwurm durch ein Loch zu greifen. Es stellte sich heraus, dass Vierfünftel aller Lemuren eine ihrer beiden Hände für die Tätigkeit bevorzugt benutzten. Ein verstärkter Einsatz der rechten oder der linken Hand konnte dabei nicht festgestellt werden.

    Um die hemisphärenspezifische Verarbeitung der Kommunikationslaute zu untersuchen wurden den Tieren Rufe von Artgenossen vorgespielt, die positive oder negative emotionale Assoziationen wecken. Außerdem hörten sie Rufe verwandter Lemurenarten, Fledermaustöne und nicht biologische Geräusche. Die TiHo-Forscherinnen konnten zeigen, dass männlichen Lemuren ihr rechtes Ohr zur Wahrnehmung von Kommunikationslauten mit negativen emotionalen Assoziationen bevorzugten, was auf eine Verarbeitung in der linken Hirnhälfte schließen lässt. Hingegen zeigten die Weibchen keine Vorliebe für eine Seite. Dies könnte bedeuten, dass wie beim Menschen, die Gehirnhälften der Männchen stärker lateralisiert sind als die der Weibchen.

    Beim Menschen geht der bevorzugte Einsatz einer Gehirnhälfte für die Sprache mit einer bestimmten Händigkeit einher: 70 bis 90 Prozent aller Menschen sind Rechtshänder, in den meisten Fällen verarbeiten diese Menschen Sprache mit der linken Hirnhälfte. Scheumann und Zimmermann konnten zeigen, dass dieser Zusammenhang bei den Grauen Mausmakis noch nicht auftritt, eine Verknüpfung dieser beiden Fähigkeiten hat sich erst in der späteren Primatenevolution entwickelt. "Die Ergebnisse unserer Studien zeigen, dass ursprüngliche Primaten bereits eine individuelle Händigkeit aufweisen sowie eine geschlechtsspezifische Orientierungsasymmetrie für emotional belegte Kommunikationslaute. Wir vermuten, dass dies ein erster Schritt in der Evolution von Händigkeit und hemisphärenspezifischer Verarbeitung von Kommunikationslauten bei Primaten ist" sagt Scheumann.

    Für weitere Informationen steht Ihnen gern zur Verfügung:
    Dr. Marina Scheumann
    Institut für Zoologie
    Tel. (05 11) 9 53 87 43
    E-Mail: marina.scheumann@tiho-hannover.de


    Images

    Grauer Mausmaki (Microcebus murinus) im Baum, Madagaskar
    Grauer Mausmaki (Microcebus murinus) im Baum, Madagaskar
    Foto: Dr. Marina Scheumann
    None


    Criteria of this press release:
    Biology, Information technology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).