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Wissenschaft
Prof. Zenker führt erste Operation mit Herz-Lungen-Maschine in Deutschland durch: Was vor 50 Jahren am 18. Februar 1958 in Marburg geschah, ist in die Medizingeschichte eingegangen. Erstmals in der Bundesrepublik wurde mit Hilfe einer Herz-Lungen-Maschine am offenen Herzen operiert. "Die Pionierleistung von damals war die Voraussetzung für die Routineeingriffe heutzutage", sagt Prof. Dr. Bernhard Maisch, Direktor der Marburger Klinik für Innere Medizin, Schwerpunkt Kardiologie, am Universitätsklinikum Gießen und Marburg.
Vor 50 Jahren hatten sich die Marburger Herzchirurgen Prof. Dr. Rudolf Zenker und sein Assistent Dr. Hans Georg Borst länger als ein Jahr auf diese Operation vorbereitet. Experimente mit Maschinen, die den Blutkreislauf und die Sauerstoffversorgung des Körpers aufrechterhalten, während das Herz still gelegt wird, um es reparieren zu können, waren seit 1937 in den USA versucht wurden - allerdings ohne Erfolg. Erst 1953 gelang im amerikanischen Philadelphia die erste "offene" Herzoperation mit der Herz-Lungen-Maschine.
Prof. Zenker, damals Chef der Marburger Chirurgie, drängte auch in Marburg auf die Umsetzung bzw. Entwicklung einer Herz-Lungen-Maschine. 1956 bekam er eine solche Maschine zur Verfügung gestellt und entwickelte sie zusammen mit dem Physikalischen Institut der Universität Marburg so weiter, dass sie für Operationen mit Menschen verwendet werden konnte. Gleichzeitig wurde in einem eigens für diesen Zweck eingerichteten Tier-Operationssaal in der Klinik eine sehr große Zahl von Versuchsoperationen an Hunden vorgenommen. Im Februar 1958 fühlten sich die Marburger Chirurgen bereit, dass an Hunden erprobte Operationsverfahren bei einem Menschen anzuwenden: Zenker führte das Skalpell, sein Assistent Borst betreute die Herz-Lungen-Maschine.
Obwohl die letzte Generalprobe der Operation an einem Hund tragisch verlief, erklärte sich die damals 29-jährige Johanna Kilian bereit, sich am folgenden Tag operieren zu lassen. Die arbeitsunfähige junge Frau litt bereits seit neun Jahren wegen eines Lochs in der Trennwand zwischen rechter und linker Herzkammer. Damals beschrieb sie ihren Zustand: "Ich war stets müde und konnte keine Arbeiten verrichten. Mir fiel das Gehen und das Sprechen schwer, ich litt unter Herzjagen, Beinschwellungen und nächtlichen Anfällen von Asthma." Das alles, weil sich das mit Sauerstoff angereicherte Blut aus den Lungen mit dem verbrauchten Blut aus dem Körperkreislauf mischte.
Die Operation am 18. Februar 1958 verlief erfolgreich. Im Marburger Operationsbericht ist vermerkt: "Das Loch hatte eine Größe von 5 zu 3 cm, es konnte durch fortlaufende Naht, die durch Einzelnähte verstärkt wurde, leicht verschlossen werden. 22 Minuten lang übernahm die Herz-Lungen-Maschine die Funktion von Herz und Lunge. Nach Abschalten der Maschine übernahm das Herz ohne Störung wieder seine Pumpleistung. Trotzdem fürchteten die Ärzte Komplikationen im Nachhinein, sei es nun ein Herzstillstand, Blutungen oder gar das Platzen einer Naht. Drei Wochen wachten sie am Bett der Patientin. Die Öffentlichkeit wurde erst nach knapp zwei Monaten informiert, als die Patientin aus der Klinik entlassen werden konnte (sie lebte noch mindestens 25 weitere Jahre gesund und munter!) Sofort meldeten sich etwas 30 weitere Herzkranke bei Zenker zu einer derartigen Operation an.
"Der anhaltende Erfolg der herzchirurgischer Maßnahmen heute beruht neben der Leistung eines sehr guten Operateurs bei Herzklappen- und Herzkranzgefäßoperationen in der vorausgehenden peniblen Diagnostik und Indikationsstellung durch den Kardiologen und der interdisziplinären Betreuung der Patienten im Herzzentrum, wie wir es in Marburg seit Beginn der 90er Jahre haben", erklärt Maisch.
Criteria of this press release:
History / archaeology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Organisational matters
German
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