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Wissenschaft
Presseinformation Nr. 2 - 1998 Darmstadt, 19. Februar 1998
Online nach Portugal mit dem Satelliten
Stellen Sie sich einen grauen, regnerischen Tag in Deutschland vor. Sie sitzen an Ihrem Arbeitsplatz und versuchen ein neues Layout fuer eine Produktbroschuere eines Getraenkeherstellers zu entwerfen. Zitronen und Orangen sind vorgegebene Designelemente. Der Regen und die Kaelte erschweren Ihnen hinsichtlich ihres Vorstellungsvermoegens und ihrer Kreativitaet den Designprozess. Wie waere da ein direkter Blick in das sonnige Portugal? Zitronen- und Orangenbaeume in weichem Sonnenlicht - sicher ein moeglicher Inspirationsschub.
Kein Problem fuer die Mitarbeiter der Abteilung "Intelligente Online-Dienste" (IOD) des Zentrums fuer Graphische Datenverarbeitung (ZGDV) in Darmstadt. Im Rahmen ihres Projektes SATCAM haben sie die Moeglichkeit, die am Partnerinstitut CCG (Centro de Computacao Graphica) in Coimbra (Portugal) installierten Videokameras ueber Internet anzusteuern und die von ihnen aufgenommenen Videosequenzen ueber einen Satelliten zu empfangen.
Das SATCAM-Projekt dient der Erforschung und Evaluierung des Zusammenspiels von terrestrischen und satellitenbasierten Verbindungen. Ziel des Projektes ist, eventuelle Schwierigkeiten bei dem Zusammenspiel dieser Transportmedien zu erkennen und Loesungsansaetze zu finden. Moegliche Probleme koennen z.B. durch unterschiedliche Zeitverzoegerungen beim Datentransfer ueber die verschiedenen Kanaele entstehen.
Vielleicht die wichtigste Ausgangsbasis fuer heutige Telekommunikationstechniken bilden die weit verbreiteten Kupfer- und Glasfasernetze (terrestrisch), die in Verbindung mit Technologien wie zum Beispiel ISDN mit einer Datenuebertragungskapazitaet von zweimal 64 kb/sec. genutzt werden koennen. Eine sinnvolle Ergaenzung zu terrestrischen Datentraegern bilden Satelliten, da diese mit 2048 kb/sec. eine ca. 16fache Datenuebertragungskapazitaet haben und selbst abgelegenste Gebiete erreichen.
Satellitenverbindungen werden seit Jahrzehnten in verschiedenen Bereichen (z.B. fuer das Senden und Empfangen von Radio- und Fernsehsignalen oder fuer das Routing von Telefongespraechen) eingesetzt. Hingegen sind interaktive Telekommunikationsanwendungen, die satellitenbasierte Verbindungen fuer die Datenkommunikation nutzen, noch relativ jung und unerforscht, insbesondere in Faellen, in denen terrestrische und satellitenbasierte Verbindungen gemeinsam genutzt werden.
SATCAM benutzt einen geostationaeren Satelliten, der eine feste Position in der Umlaufbahn mit einer Entfernung von 36.000 km zur Erde hat. Die Verbindung zum Satelliten wird ueber einen Router, gekoppelt mit einer Satelitenschuessel, hergestellt. Die feste Position des Satelliten hat Vor- und Nachteile. Die Satellitenschuessel muss nur einmal ausgerichtet werden - allerdings sind nur bestimmte Gebiete erreichbar.
Um das SATCAM-System fuer verschiedene Anwendungen flexibel einsetzbar zu machen, wurde die Software in drei verschiedene Komponenten aufgeteilt. Die erste Komponente, das "User-Interface" bietet eine graphische Benutzungsoberflaeche, die individuell an jede Anwendung und Beduerfnisse des Benutzers angepasst werden kann. Momentan enthaelt sie das Control-Panel fuer die Kamera und eine Visualisierung entsprechender Videobilder. Die dritte Komponente steuert die Kamera, kann aber individuell an andere Geraete angepasst werden. Wiederverwendbar bleibt die zweite, die generische Kommunikations-Komponente, welche die Verbindung zwischen Darmstadt und Portugal herstellt. Dabei kann sie die moeglichen Kommunikationswege (terrestrisch und satellitenbasiert) je nach Anforderung effizient einsetzen. Grosse Datenmengen, wie Videobilder, werden ueber den Satelliten, also den Traeger mit der hoeheren Bandbreite (groesserer Datendurchsatz pro Sec.) gesendet. Geringe Datenmengen, wie Kamerasteurungsbefehle, werden ueber ISDN oder Internet uebermittelt. Natuerlich sind auch andere Kombinationsmoeglichkeiten (terrestrisch/terrestrisch oder satellitenbasiert/satellitenbasiert) denkbar. Wichtigstes Ziel ist jedoch die Evaluierung des Zusammenspiels unterschiedlicher Kommunikationswege. Das o.g. Szenario ist ein gutes Beispiel fuer die simultane Nutzung terrestrischer und satellitenbasierter Kommunikationswege und der gleichzeitigen UEbertragung von schmal- und breitbandigen Daten.
Ca. 100.000 DM muessen pro Jahr fuer das Anmieten der Raumsegmente des Satelliten investiert werden. Hinzu kommen noch die Anschaffungs- und Installationskosten fuer die Satellitenanlage. Gerade groessere Firmen mit weltweit verteilten Sitzen koennten von diesem Projekt profitieren. Zum Teil benutzen Banken und Grosskonzerne heute schon Satellitenverbindungen, um ueber einen "business-chanel" Informationen weltweit zu verbreiten. SATCAM wird die Moeglichkeit zur direkten Interaktion, aufgrund direkter Einflussnahme via Internet, bieten. Eine weitere Anwendungsmoeglichkeit hierfuer sind internetbasierte multimediale Lernsysteme, innerhalb derer Programme weltweit verteilte Schueler gemeinsam lernen koennen. Zum Beispiel koennen an den Leiter eines via Satellit uebertragenen Kurses, direkte Anfragen von Schuelern ueber das Internet gestellt werden.
Nach Abschluss des SATCAM-Projektes soll Projektpartnern eine Evalutionsumgebung zur Verfuegung stehen. Diese erlaubt ihnen durch das Erstellen von Applikationsprototypen die Verwendbarkeit satellitenbasierter Telekommunikationstechnologien fuer ihre speziellen Zwecke zu ueberpruefen. Die Verwendung der Evalutionsumgebung ermoeglicht hierbei das Erstellen von Applikationsprototypen in zeit- und kostenguenstiger Weise.
Erste Eindruecke ueber das Projekt koennen im World-Wide-Web unter http://webcam.zgdv.de gewonnen werden.
Fuer weitere Informationen wenden Sie sich bitte an: Zentrum fuer Graphische Datenverarbeitung, Dr. Klaus Boehm, Rundeturmstrasse 6, 64283 Darmstadt, Telefon: 06151/155-113, Fax: 06151/155-450
Criteria of this press release:
Geosciences, Information technology
transregional, national
Research projects
German
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