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Wissenschaft
Stillen gilt allgemein als Schutz vor späterem Übergewicht. Inwieweit es sich auch auf die Entwicklung des Körperfetts in der Kindheit günstig auswirkt, ist noch unklar. Dabei ist es vor allem ein Übermaß an Fettpolstern, das die Entwicklung späterer Erkrankungen begünstigt - mehr noch als ein erhöhter Body-Mass-Index (BMI) allein. Wissenschaftler des Forschungsinstituts für Kinderernährung (FKE) in Dortmund haben daher untersucht, inwieweit Stillen die Bildung von Körperfett bei Jungen und Mädchen beeinflusst. Die Studie des zur Universität Bonn gehörenden Instituts ist online abrufbar unter http://www.nature.com/oby/journal/v16/n2/pdf/oby200757a.pdf.
In der so genannten DONALD-Langzeitstudie erfassen die Dortmunder Forscher seit 1985 detailliert Daten zu Wachstum, Ernährung und Stoffwechsel von Kindern und Jugendlichen. Die Teilnehmer werden als Säuglinge im Alter von drei Monaten in die Studie aufgenommen. Bis zur Volljährigkeit erheben die FKE-Forscher regelmäßig die Ernährungsgewohnheiten ihrer Probanden. Dazu zählt anfangs auch eine detaillierte Befragung zum Stillverhalten der Mütter. Während der gesamten Kindheit wird unter anderem auch der Körperfettanteil der Kinder jährlich durch verschiedene Messungen genau dokumentiert. Die aktuelle Analyse umfasst die Werte von 219 Jungen und 215 Mädchen.
Vor allem Jungen übergewichtiger Mütter profitieren
Dass Stillen vor späterem Übergewicht schützt, ist bereits bekannt. Allerdings findet sich in den meisten Studien nur ein leicht schützender Effekt, der jedoch zunimmt, wenn die Kinder nicht nur in den ersten Wochen gestillt werden. Die aktuellen Ergebnisse der DONALD-Studie bestätigen erstmals auch einen günstigen Einfluss des Vollstillens auf die Entwicklung des Körperfetts in der Kindheit. Voll gestillte Kinder erhalten nur Muttermilch, Wasser oder Tees, also keine Milchflasche oder Beikost.
Erstaunlicherweise fand sich dieser Effekt aber vornehmlich bei Jungen übergewichtiger Mütter: Während bei den Jungen und Mädchen normalgewichtiger Mütter die Körperfett-Menge im Laufe der ersten Lebensjahre abnahm, stieg sie bei Jungen übergewichtiger Mütter ab dem dritten Lebensjahr wieder an - aber nur, wenn sie nicht voll gestillt worden waren. Bei den Mädchen in dieser Studie hingegen war die Entwicklung des Körperfett-Anteils im Wesentlichen davon abhängig, ob ihre Mütter übergewichtig waren. Einen Effekt des Stillens gab es nicht.
Vollstillen scheint Jungen also vor Fettleibigkeit zu schützen, und zwar
gerade dann, wenn die Mütter übergewichtig sind. "Dieses Ergebnis ist auch deshalb interessant, weil es zeigt, dass die positiven Auswirkungen des Stillens nicht auf Vorbild-Effekte zurückzuführen sind", erklärt FKE-Forscherin Anette Buyken. "Stillen scheint bei Jungen eine genetische oder stoffwechselbedingte Prägung in Richtung höheres Körperfett auszugleichen, die aus dem Übergewicht der Mutter resultiert." Von diesem Vorteil profitierten die Jungen übrigens bereits, wenn sie mindestens zwei Wochen lang vollgestillt wurden. "Gerade übergewichtige Mütter haben - häufig hormonell bedingt - größere Schwierigkeiten, ihre Säuglinge zu stillen. Sie benötigen daher in der kritischen Anfangszeit praktische Anleitung", empfiehlt Dr. Mathilde Kersting vom Forschungsinstitut für Kinderernährung.
Kontakt:
Anette Buyken
Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund
Telefon: 0231/79-221050
E-Mail: buyken@fke-do.de
Privatdozentin Dr. Mathilde Kersting
Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund
Telefon: 0231/79-221018
E-mail: kersting@fke-do.de
http://www.nature.com/oby/journal/v16/n2/pdf/oby200757a.pdf - die Studie als pdf-Datei
Criteria of this press release:
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German
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