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Wissenschaft
"Robert Bosch Stiftung" fördert Projekt am Institut für Psychologie der Universität Jena
Jena (14.04.08) Fast täglich werden in den Medien Ergebnisse wissenschaftlicher Studien publiziert. Auf welchen wissenschaftlichen Methoden sie allerdings basieren, interessiert den Leser zumeist nicht. Ahnen Erwachsene noch, dass sich dahinter genauestens geplante Umfragen oder verschiedene, sehr spezifische Experimente verbergen, verstehen Kinder und Jugendliche meist nur die sprichwörtlichen "böhmischen Dörfer".
Exakt dort setzt die gemeinsame "Toleranzwerkstatt" von Wissenschaftlern des Instituts für Psychologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena und jungen Menschen aus dem Unstrut-Hainich-Kreis an. Das von der "Robert Bosch Stiftung" geförderte Projekt will Kindern und Jugendlichen der Regelschule Aschara und des Salza-Gymnasiums in Bad Langensalza einen Einblick in die sozialpsychologische Forschung vermitteln, erläutert Prof. Dr. Andreas Beelmann, der das Projekt koordiniert. "Wir wollen die Schüler für Sozialwissenschaften interessieren und sie dadurch motivieren, eventuell ein solches Studium aufzunehmen", betont der Jenaer Psychologe.
Bereits seit sechs Jahren forschen Sozial- und Verhaltenswissenschaftler der Jenaer Universität im Rahmen einer von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Forschergruppe über "Diskriminierung und Toleranz in Intergruppenbeziehungen". Wie man Vorurteile jedoch überhaupt erfassen oder Toleranz fördern kann, sollen nun die Schüler in der Anfang April gestarteten halbjährigen "Toleranzwerkstatt" selbst herausfinden. "An unserem Projekt sind insgesamt rund 90 Regelschüler und Gymnasiasten beteiligt", ergänzt Tobias Raabe. Der wissenschaftliche Mitarbeiter in der Abteilung von Prof. Beelmann schreibt derzeit an seiner Doktorarbeit zur Entwicklung von Vorurteilen.
Beim Projekt hätten sowohl die Schüler der 7. und 8. Klasse aus Aschara wie die der Leistungsstufe 11 aus Bad Langensalza "ein sehr anspruchsvolles Programm" in Gestalt eines eigenen kleinen Forschungsvorhabens zu absolvieren. Sie sollen sich mit einer von ihnen selbst gewählten Frage zum Thema zunächst theoretisch auseinandersetzen, um sie dann mit Hilfe sozialwissenschaftlicher Methoden selbstständig zu bearbeiten, auszuwerten und letztlich kritisch zu diskutieren, macht Prof. Beelmann deutlich.
So werden die Regelschüler eine Umfrage zu Vorurteilen in der Fußgängerzone von Erfurt machen. Dazu erarbeiten sie gegenwärtig einen kleinen Fragebogen. Prof. Beelmann hält das für "eine sehr diffizile Angelegenheit", weil den Befragten natürlich nicht von vornherein eine bestimmte Richtung vorgegeben werden soll. "Wir waren überrascht von den Fragen, die sich die Schüler ausgedacht haben", fügt Tobias Raabe hinzu. Etwa, was der Befragte davon halten würde, wenn beim Fußballverein Rot-Weiß Erfurt nur noch Ausländer spielen würden oder was man von einem wöchentlichen Gottesdienst nur für Ausländer im Erfurter Dom halte. Bei den Gymnasiasten hingegen geht es um die Reduktion von Vorurteilen. Ein von den Schülern durchgeführter Vorher-Nachher-Vergleich soll aufzeigen, ob sich eventuell eine Brieffreundschaft mit Ausländern positiv auf die Einstellung zu der jeweiligen Nation auswirkt. Erstaunlicherweise haben die Jugendlichen dabei nicht nur ethnische Vorurteile im Blick, sondern beispielsweise auch solche gegen Homosexuelle, gegen Frauen und Männer.
Umgesetzt wird das Projekt gemeinsam mit sehr engagierten Lehrkräften im Unterricht. Die Ergebnisse werden dann in einer Projektwoche Anfang Juli präsentiert. "Wir hatten anfangs auch Bedenken, ob wir mit unseren Inhalten bei den Kindern und Jugendlichen überhaupt ankommen. Aber ich glaube inzwischen, dass diese Bedenken gegenstandslos sind", betont Prof. Beelmann und verweist auf den Enthusiasmus und die Akribie, mit der die Schüler das Projekt angehen.
Diese können Anfang Mai auch ein bisschen Universitätsluft schnuppern. Dann sind sie an die Friedrich-Schiller-Universität eingeladen, um verschiedene Fächer und Einrichtungen kennen zu lernen und eine Vorlesung zu besuchen. Zugleich ist das die nächste Gelegenheit, sich mit den Wissenschaftlern über ihre Projekte auszutauschen.
Kontakt:
Prof. Dr. Andreas Beelmann / Tobias Raabe
Institut für Psychologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Humboldtstraße 26, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 945901 oder 945904
E-Mail: andreas.beelmann[at]uni-jena.de / Tobias.raabe[at]uni-jena.de
Projektleiter Prof. Dr. Andreas Beelmann von der Universität Jena.
Foto: FSU
None
Criteria of this press release:
Psychology, Social studies, Teaching / education
regional
Research projects
German
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