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Berlin - Ursachen von Fehlern in der Chirurgie beruhen weniger auf dem Verhalten von Einzelpersonen, als auf Mängeln im System. Dazu gehört auch zu viel Arbeit für zu wenig Menschen mit immer weniger Zeit. Welche Rahmenbedingungen notwendig sind, um Fehler in der Chirurgie zu vermeiden, diskutieren Experten der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) im Rahmen des 125. Kongresses der DGCH. Der Chirurgenkongress findet vom 22. bis 25. April 2008 im ICC in Berlin statt.
Pro Jahr behandeln Ärzte in deutschen Kliniken rund 17 Millionen Fälle. Dabei nehmen sie mehr als 35 Millionen Operationen und medizinische Prozeduren vor. Nach Studien zur Untersuchung des Schadensrisikos ist bei rund drei Prozent der Krankenhausfälle mit therapiebedingten Gesundheitsschäden zu rechnen. Ein Viertel davon sind Folgen von Behandlungsfehlern. Das bedeutet, bezogen auf die Zahl der Patienten 0,75 Prozent und bezogen auf die durchgeführten Maßnahmen 0,35 Prozent. "Es geht nicht darum, das Fehlverhalten Einzelner zu verharmlosen. Doch schon angesichts dieser Zahlen erscheinen - selbst bei der Annahme einer gewissen Dunkelziffer - Fehler in der Chirurgie alles andere als die Regel" sagt Professor Dr. med. Hartwig Bauer, Generalsekretär der DGCH aus Berlin.
Fehler zuzugeben und zu diskutieren trägt unabdingbar dazu bei, Fehler zu vermeiden. Doch Fehlermanagement in Kliniken zeigt, dass nicht allein der Einzelne Ursache von Fehlern ist. Diese liegen auch anderswo: Immer mehr Arbeit bei immer weniger Personal, immer mehr Dokumentation ohne die Frage zu klären, wer diese übernimmt. Bürokratie raubt dem Arzt die Zeit für seine Patienten. "Wir wehren uns deshalb gegen Verallgemeinerung und Desavouierung vieler Tausender Chirurgen, die sich jahraus, jahrein unter zunehmend schwierigen Bedingungen für eine bestmögliche Versorgung ihrer Patienten einsetzen", betont Professor Bauer.
Die DGCH arbeitet mit dem Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) zusammen. Sie praktiziert zudem ein Fehlermeldesystem nach Art des "Critical Incident Reporting" (CIRS). Diese und zahlreiche andere Projekte zeigen, wie sich die Fachgesellschaft für eine verbesserte Fehlerkultur stark macht. Dies beginnt damit, den Nachwuchs umfassend zu qualifizieren. Dazu gehören auch der offene Umgang mit Fehlern, Falldiskussionen und Konferenzen über Komplikationen. "Vor allem aber fordern wir den nötigen Gestaltungsrahmen und die Freiräume dafür, dass diese Fehlerkultur weiterentwickelt werden kann", so Professor Bauer. Denn gute Kommunikation mit dem Team und mit Patienten brauche Schulung, Übung und Zeit. "Gemeinsam haben wir jegliche Anstrengungen zu unternehmen, unsere Chirurgie noch sicherer zu machen. Zur Verbesserung der kommunikativen Kompetenz und für ordentliches Arbeiten benötigen wir vor allem die erforderliche Zeit", sagt Professor Bauer.
Terminhinweis:
Pressekonferenz
der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie
Donnerstag, 24. April 2008, 11.30 bis 12.30 Uhr
Ort: Raum 42, ICC Berlin
mit den Themen:
o Fehler in der Chirurgie aktiv vermeiden: Welche Rahmenbedingungen brauchen Ärzte um Patienten bestmöglich zu behandeln?
o Wie lassen sich aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse optimal in die Praxis umsetzen?
o Wege aus der Nachwuchskrise: Was können Chirurgen von anderen Fächern lernen?
Kontakt für Journalisten und Akkreditierungen:
Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH)
Pressestelle
Beate Schweizer
Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
Tel.: 0711 / 8931 295, Fax: 0711 8931 167
E-Mail: Schweizer@medizinkommunikation.org
http://www.chirurgie2008.de Chirurgenkongress im Internet
Criteria of this press release:
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences
German
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