idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Wertvolles Maori-Schnitzwerk von erster Cook-Reise in Tuebinger Sammlung aufgetaucht
60 Jahre unerkannt im Magazin
Ein Stueck der Sammlung des Tuebinger Instituts fuer Ethnologie konnte vor kurzem eindeutig der ersten Suedseereise (1768-1771) des Seefahrers und Entdeckers James Cook zugeordnet werden. Es handelt sich dabei um ein 32 mal 92 Zentimeter grosses geschnitztes Paneel, wie sie in den traditionellen Haeusern der neuseelaendischen Maoris zur Ahnenverehrung ueblich sind. Dargestellt ist eine stilisierte Figur, die einen Nachkommen gebiert. Es ist die traditionelle Form, in der sich der Besitzer der Folge seiner Vorfahren unterordnet und diesen huldigt. Das Stueck befindet sich in gutem Zustand.
Besonderen Wert erlangt das Paneel nicht nur als Teil der ersten Reise, sondern in diesem Zusammenhang auch als einzige Schnitzerei dieser Art und Groesse. Aussergewoehnlich ist naemlich, dass bearbeitete Holzobjekte, die nachweislich von den Cook'schen Entdeckungsreisen stammen, mit Sicherheit noch ohne Eisenwerkzeuge hergestellt wurden. Das Tuebinger Paneel ist darueber hinaus das einzige Stueck dieser Zeit, das mit dem Hausbau der Maoris verbunden ist. Damit stellt es eines der aeltesten ethnographischen Zeugnisse der Suedsee dar.
Der Ethnologe Dr. Volker Harms kam der Herkunft des Paneels auf die Spur, waehrend er mit einer internationalen Wissenschaftlergruppe an der vollstaendigen Dokumentation der weltweit groessten Cook-Sammlung an der Universitaet Goettingen arbeitete. Dort hatte er immer wieder auch mit Zeichnungen zu tun, die direkt im Anschluss an die Expeditionen von den mitgebrachten Objekten angefertigt worden waren. Die AEhnlichkeit mit einem Stueck der Tuebinger Sammlung stiess Nachforschungen an, die zur Manuskriptenabteilung der British Library in London fuehrten. Dort lagern auch Zeichnungen, die der Privatgelehrte und Expeditionsteilnehmer Sir Joseph Banks im Jahre 1771 anfertigen liess. Die UEbereinstimmung einer dieser Zeichnungen mit dem Tuebinger Paneel sowie naturwissenschaftliche Untersuchungen des Holzes und dessen Farbe machen nun die Identifizierung eindeutig, wie in einer demnaechst erscheinenden Publikation nachgewiesen wird.
Deutlich unklarer ist der Weg, den die Schnitzerei von ihrer Ankunft in London 1771 bis in das Tuebinger Institut fuer Ethnologie genommen hat. Allein aktenkundig ist, dass das Paneel 1937 dem damaligen Voelkerkundlichen Institut der Universitaet Tuebingen als Schenkung ueberlassen wurde. Die Vorbesitzerin Emma von Luschan war sowohl die Tochter als auch die Ehefrau bedeutender voelkerkundlicher Forscher. So stammt die Schnitzerei wahrscheinlich aus dem Nachlass der Privatsammlung ihres Vaters Ferdinand von Hochstetter, der das Stueck vermutlich in der Zeit zwischen 1860 und 1880 in England erworben hat. Archiv- und Literaturrecherchen legen nahe, dass ihm und allen anderen Beteiligten die Herkunft des Paneels von der ersten Cook-Reise nicht bewusst war.
"Der hohe Wert des Stuecks verhindert leider, es in die neue Ausstellung des Instituts zu integrieren, die am 27.Mai eroeffnet wird" bedauert Dr. Harms. Die fuer die Sicherungsmassnahmen notwendigen Gelder wuerden den Etat der Ausstellung sprengen. Diese stellt eine Erweiterung des Museums im Schloss Hohentuebingen dar und wird Themen aus der Suedsee als zentrale Elemente enthalten. Statt in diesem Kontext praesentiert zu werden, wird das kostbarste Stueck der Ethnologen jetzt in einem Tuebinger Safe aufbewahrt.
Der Presse wird Gelegenheit gegeben, am 29.April um 14 Uhr das Maori-Paneel im Fuenfeckturm des Schlosses Hohentuebingen - dem zukuenftigen Sitz der Ethnologieausstellung - zu begutachten und zu fotografieren. An diesem Termin wird auch Dr. Harms fuer naehere Erlaeuterungen zur Verfuegung stehen.
Ein Schwarzweissfoto kann ueber das Internet im WWW abgerufen werden. Adresse: http://www.uni-tuebingen.de/uni/qvo/pm/pm123.html
Naehere Informationen: Dr. Volker Harms Institut fuer Ethnologie, Schloss, 72070 Tuebingen Tel.: 07071 / 29-73997
Criteria of this press release:
History / archaeology
transregional, national
Research projects
German
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).