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Wissenschaft
Vom 12. - 16. Mai 2008 fand die Konferenz "Biodiversity Research - Safeguarding the Future" in Bonn statt. Die dort erarbeiteten, aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Veränderungen, zum Erhalt und zur Erfassung der Biodiversität werden in den internationalen politischen Prozess der jetzt statt findenden Convention on biological diverstiy ein gebracht. Dies ist dringend notwendig, da bereits der Verlust weniger Arten ökologische Prozesse beeinträchtigt, welche für die Menschheit einen großen Wert und Nutzen haben.
Empfehlungen der wissenschaftlichen Konferenz vor der COP9
"Biodiversitätsforschung - die Zukunft sichern"
Bonn, Deutschland, 12. - 16. Mai 2008
Die Konferenz "Biodiversitätsforschung - die Zukunft sichern" führte weltweite wissenschaftliche Fachkompetenz zusammen, um sich mit der gegenwärtigen globalen Biodiversitätskrise zu befassen. Eingeladen von der International Union of Biological Sciences (IUBS) und des Internationalen Biodiversitätsforschungsprogrammes DIVERSITAS trafen sich 258 Wissenschaftler aus 36 Staaten in der Woche vor dem Start der UN-Naturschutzkonferenz der Vertragsstaaten der Biodiversitätskonvention (COP9 der CBD), um eine Stellungnahme vorzubereiten, die die Diskussionen auf der CBD bereichern soll. Dieses Dokument stellt die Schlussfolgerungen ihrer Arbeit vor.
Der wissenschaftliche Konsens
Trotz der besten Vorsätze der Vertragsstaaten, den Verlust an Biodiversität bis zum Jahr 2010 zu verlangsamen, zeigt das verfügbare wissenschaftliche Wissen klar, dass der dramatische globale Niedergang der Biodiversität sich allgemein sogar beschleunigt; dies unterstreicht die dringende Notwendigkeit verstärkten politischen Handelns durch die CBD. Da die Biodiversität uns entscheidende Güter und Ökosystemdienst¬leistungen liefert, stellt sie unser langfristiges "Lebenserhaltungssystem" dar.
Globale Beobachtungssysteme wurden bereits für Wetter, Klima und Erdbeben eingerichtet, ein vergleichbares System auch für die Biodiversität ist dringend erforderlich. Es wird die Wissensgrundlage verbessern und Vorhersagen ermöglichen, um wirksame Handlungs¬strategien herbeizuführen. Der Wert der Güter und Dienstleistungen, die die Biosphäre bereitstellt, sollte in die nationalen Bilanzierungen und politischen Zielsetzungen einbezogen werden.
Das Erreichen dieser Ziele wird neue wissenschaftliche Anstrengungen erfordern und den verbesserten Einbezug wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Politik.
Die Empfehlungen
Um der dringlichen Notwendigkeit gerecht zu werden, den dramatischen globalen Rückgang der Biodiversität umzukehren, empfiehlt die hier versammelte wissenschaftliche Gemeinschaft, dass die Regierungen:
o ein Netzwerk zur integrierten globalen Beobachtung der Biodiversität einrichten, in dem die vorhandenen nationalen und regionalen Monitoringsysteme ergänzt, ausgeweitet und verknüpft werden, um wirksame Informationen über Ökosysteme, Arten, und Gene und die von ihnen gelieferten Dienstleistungen bereitzustellen.
o ihre Unterstützung des "2010-Zieles" intensivieren und auf die verfügbaren Fortschritte aufbauen, um nach 2010 wirksamere Zielsetzungen und verbesserte Indikatoren nutzen zu können.
o die Werte der von der Biodiversität bereitgestellten Dienstleistungen vollständig berücksichtigen und in alle relevanten Politiken und Entscheidungen internalisieren.
o die Investitionen in ein weites Spektrum an Werkzeugen und Technologien erhöhen, um die Beschreibung, Identifizierung, Inventarisierung und Beobachtung der Biodiversität zu beschleunigen.
o sich verstärkt bemühen, dass Information über Biodiversität universell durch technologische Innovationen verfügbar gemacht wird, dies besonders beim Transfer historischer Informationen in Länder reicher Biodiversität.
o in dem vorgeschlagenen Internationalen Regelwerk zur Regelung des Zugangs zu genetischen Ressourcen und des gerechten Vorteilsausgleichs (ABS) rationalisierte und vereinfachte Regeln für die rein wissenschaftliche und öffentlich zugängliche Forschung schaffen, um unnötige Hindernisse für die Generierung von Wissen zu vermeiden, das den Zielen der CBD dient.
o die Wirksamkeit des Dialoges zwischen Wissenschaft und Politik verbessern, indem die vorhandene wissenschaftliche Expertise in vollem Umfang durch die Organe der CBD, inklusive der SBSTTA genutzt wird, und indem ein der wissenschaftlichen Zustandsanalyse der Biodiversität gewidmetes Organ eingerichtet wird.
o die Rolle der Biodiversität für die Verringerung der negativen Effekte des globalen Wandels wahrnehmen und ein diesem Ziel entsprechendes Management der Biodiversität anwenden.
Erläuterungen zum Abschlussdokument der Internationalen COP 9 - assoziierten Tagung der Biodiversitätswissenschaftler
"Biodiversity Research - Safeguarding the Future"
Es nahmen an dieser Konferenz 258 Wissenschaftler aus 36 Staaten teil, um die Sicht der Wissenschaften darzustellen, die im Rahmen der politischen Konsultationen kaum zu Wort kommen.
Die Wissenschaftler äußern sich besorgt über die zunehmende Zerstörung von Lebensräumen und über das andauernde Artensterben, das in Europa und anderswo kaum wahrgenommen wird. Es wird daran erinnert, dass der Verlust von Arten unumkehrbar ist. Gletscher können schmelzen und in Kälte wieder neu wachsen. Eine ausgerottete Art ist dagegen nicht wieder herstellbar und die Evolution neuer, meist ganz andersartiger Lebensformen dauert Millionen von Jahren.
Im Gegensatz zu den Klimaveränderungen, für die harte Daten vorliegen, wird die Beobachtung der Veränderung von Ökosystemen nicht systematisch und koordiniert betrieben und es fehlen staatliche Konzepte dafür. Weiterhin ist noch dringende Grundlagenforschung nötig, damit die Instrumente entwickelt werden, die für "Wetterstationen für Artenvielfalt" benötigt werden. Die Folge ist Ahnungslosigkeit über die Vorgänge, die derzeit den biologischen Reichtum und die Lebensqualität künftiger Generationen zerstören.
Die internationale Gemeinschaft der Wissenschaftler fordert vor allem, die Entwicklung von Technologien zu fördern, die die Erfassung der Arten beschleunigen und die Beobachtung der Ökosysteme ermöglichen. Dies soll in einem international organisierten Netz von Beobachtungsstationen für Biodiversität geschehen. Weiterhin fordern die Wissenschaftler die Regierungen auf, die Bedingungen für Grundlagenforschung zu erleichtern, insbesondere die Probennahme, die nicht aus kommerziellem Antrieb erfolgt. Die Ängste vor Biopiraterie der Länder mit hohem Artenreichtum müssen berücksichtigt werden, dürfen aber nicht zu einer Blockade der Forschung führen.
Ansprechpartner:
J. W. Wägele, Museum Koenig, Bonn
0228 9122 200
e-mail: w.waegele.zfmk@uni-bonn.de
Criteria of this press release:
Biology, Environment / ecology, Geosciences, Information technology, Law, Oceanology / climate, Politics, Social studies
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications, Research results, Scientific conferences
German
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