idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
05/27/2008 11:15

Vom Kunstfehler bis zum Super-GAU

Katrin Czerwinka Referat Öffentlichkeitsarbeit
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Workshop "Kultur und sicheres Handeln" vom 28.-30. Mai im Tagungszentrum der Universität Jena

    Jena (27.05.08) Sicherheitsfragen werden derzeit nicht nur in der Innenpolitik diskutiert. Auch Wissenschaftler des Fachgebiets Internationale Wirtschaftskommunikation (IWK) der Friedrich-Schiller-Universität Jena beschäftigen sich damit. "Kultur und sicheres Handeln" lautet der Titel des elften Jahresworkshops, zu dem sich der Verein "Plattform Menschen in komplexen Arbeitswelten e. V." in Zusammenarbeit mit dem Fachgebiet IWK vom 28. bis 30. Mai im Tagungszentrum der Universität Jena, dem Alten Schloss Dornburg, trifft.

    Anders als für die politischen Sicherheitsexperten steht für die Kommunikationswissenschaftler die Berufs- und Organisationskultur im Mittelpunkt: Fährunglücke, Flugzeugabstürze oder Vorfälle in Atomkraftwerken gehen unter anderem auf menschliches Versagen zurück. Maschinen bringen nicht die vollkommene Sicherheit - werden sie falsch bedient, kann es verheerende Folgen haben. "Schätzungen besagen, dass mehrere 10.000 Menschen in Deutschland jährlich im Operationssaal sterben", so Prof. Dr. Stefan Strohschneider von der Universität Jena. "Chirurgen können mit hoch entwickelter Medizintechnik überfordert sein", so der Professor für Interkulturelle Kommunikation, "können in Extremsituationen falsch reagieren oder nicht ausreichend mit beteiligten Kollegen kommunizieren."

    Der Workshop, an dem neben Wissenschaftlern auch Praktiker aus Medizin, Luft- und Raumfahrt teilnehmen, dient dem Erfahrungsaustausch und der Suche nach berufsspezifischen Lösungsansätzen. Das Anlegen von Checklisten im OP wäre eine Möglichkeit, die Zahl der Unfälle zu verringern. Checklisten für den Ernstfall werden bereits in der Luftfahrt genutzt. Fällt ein Triebwerk aus, muss eine Liste von Instruktionen abgearbeitet werden. Diesen Ansatz auf den Operationssaal zu übertragen, ist unter Experten sehr umstritten: "Der Mensch ist ein komplexes Wesen. Seine Behandlung auf eine Liste zum Abarbeiten zu reduzieren, würde dem nicht genügen", gibt Prof. Strohschneider zu bedenken.

    Checklisten allein retten keine Patienten. "Chirurg und Anästhesist verhalten sich nach verschiedenen berufsspezifischen Mustern. Wir brauchen konkrete Ansätze, um die Kommunikation zwischen den Berufsgruppen zu verbessern." In Zukunft stehe die Kommunikation zwischen dem Klinikpersonal noch größeren Herausforderungen gegenüber, befürchtet Strohschneider: Der Mangel an medizinischem Nachwuchs bringt immer mehr ausländische Ärzte in deutsche Krankenhäuser. Neben Kommunikationsproblemen zwischen den Berufsgruppen werden zunehmend muttersprachliche Verständigungsschwierigkeiten den Berufsalltag erschweren. "Während einer Operation könnte das den Patienten das Leben kosten", fürchtet der Kommunikationswissenschaftler. "Die Einführung eines weltweiten Standardvokabulars für Chirurgen ist eine Möglichkeit, Unfällen im OP vorzubeugen."

    Die Gefährdung des Menschen durch den Menschen: "Noch vor 20 Jahren war von einer Bedrohung der Sicherheit durch mangelnde Kommunikation oder Bedienungsfehler keine Rede. Vielmehr wurde alles daran gesetzt, immer komplexere Maschinen zu entwickeln", erinnert sich Strohschneider. Erst mit steigender Zahl von Unfällen und Katastrophen sei der Mensch hinter der Maschine als Sicherheitsproblem erkannt worden.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Stefan Strohschneider
    Fachgebiet Internationale Wirtschaftskommunikation der Universität Jena
    Ernst-Abbe-Platz 8, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 944376
    E-Mail: stefan.strohschneider[at]uni-jena.de


    More information:

    http://www.iwk-jena.de/
    http://www.uni-jena.de


    Images

    Der Jenaer Wirtschaftskommunikations-Experte Prof. Dr. Stefan Strohschneider.
    Der Jenaer Wirtschaftskommunikations-Experte Prof. Dr. Stefan Strohschneider.
    Foto: FSU
    None


    Criteria of this press release:
    Economics / business administration, Language / literature, Media and communication sciences, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Traffic / transport
    regional
    Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).