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Wissenschaft
Moderne Medizin und der Islam
Breite Debatte erstmals auf Deutsch dokumentiert
RUB-Islamwissenschaftler veröffentlichen Sammelband
Die rasanten Fortschritte in der Biomedizin werfen drängende Fragen auf: Was darf der Mensch? Darf er alles, was er kann - und darf er es, nur "weil" er es kann? Möglichkeiten und Grenzen der modernen Medizin - am Lebensanfang wie am Lebensende - diskutieren Wissenschaftler in aller Welt. Dass insbesondere Muslime diese Debatte kontrovers führen und es keine einfache, einheitliche Meinung zu den verschiedenen Problemen gibt, zeigt der Sammelband "Moderne Medizin und islamische Ethik", herausgegeben vom ehemaligen Bochumer Islamwissenschaftler Dr. Thomas Eich und mit einem Vorwort von Prof. Dr. Gerhard Endreß (RUB). Das Buch entstand aus dem Projekt "Bioethische Fragen im Kontext des islamischen Rechts", das die Deutsche Forschungsgemeinschaft seit 2003 an der RUB fördert. Bereits 2005 veröffentlichte Thomas Eich das Buch "Islam und Bioethik: eine kritische Analyse der modernen Diskussion im islamischen Recht".
Inhaltliche und geografische Breite
Der aktuelle Band leistet gleich zweierlei: Er dokumentiert und erschließt die hochkomplexe Debatte erstmals auf Deutsch in zentralen Texten namhafter Autoren, darunter Muhammad Husain Fadlallah, Abdulaziz Sachedima und Ebrahim Moosa. Und zum ersten Mal zeigt er diese Diskussion in ihrer ganzen geografischen Breite mit Beiträgen aus dem Iran, dem Nahen Osten, aus Nordafrika und Nordamerika. Rechtsgelehrte und Intellektuelle der beiden großen islamischen Glaubensrichtungen - Schiiten und Sunniten - kommen dabei ebenso zu Wort wie Religions- und Literaturwissenschaftler.
Von der Abtreibung bis zum Hirntod
Gegliedert ist das Buch in drei große Kapitel. Bei den "Fragen des Lebensanfangs" geht es unter anderem um Verhütung und Abtreibung, Leihmutterschaft sowie künstliche Befruchtung und dabei insbesondere um die Wahl des Geschlechts des Embryos. Der zweite Themenkomplex befasst sich mit "Klonen und Biotechnologie", während die "Fragen des Lebensendes" zum Beispiel Euthanasie, Hirntod und Organgewinnung diskutieren. Abgerundet werden die Kapitel jeweils durch pointierte Zusammenfassungen der Thesen und Meinungen der Autoren. Dennoch liefere der Band keine kategorischen Aussagen des Musters "der Islam erlaubt/verbietet XYZ", wie sie für die Lobby-Arbeit benötigt würden, so Herausgeber Eich, weil sie "oft schlicht und ergreifend sachlich falsch sind." Ziel sei vielmehr, "anhand ausgewählter Beispiele die unterschiedlichen Ansätze innerhalb islamischer bioethischer Debatten in ihrer Breite zu dokumentieren."
Titelaufnahme
Thomas Eich (Hg.): Moderne Medizin und islamische Ethik. Biowissenschaften in der muslimisch en Rechtstradition. Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2008, 216 Seiten, 13 Euro, ISBN: 978-3-451-29739-7
Weitere Informationen
Prof. em. Gerhard Endreß, Seminar für Orientalistik und Islamwissenschaften der RUB, Tel. 0234/32-28125, E-Mail: gerhard.endress@rub.de
Criteria of this press release:
Law, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Philosophy / ethics, Politics, Religion, Social studies
transregional, national
Scientific Publications
German
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