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11/22/2000 00:00

Bundeskabinett beschließt Milliardenprogramm für die Gesundheitsforschung

Iris Büscher Pressereferat
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

    Bulmahn: "Ursachenbekämpfung von Krankheiten steht an erster Stelle"

    Das Bundeskabinett hat am heutigen Mittwoch ein umfassendes Gesundheitsforschungsprogramm verabschiedet. Das neue Programm "Gesundheitsforschung: Forschung für den Menschen" hat zum Ziel, allen Gruppen der Bevölkerung eine bestmögliche medizinische Versorgung zu sichern. In fünf Jahren werden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit den UMTS-Mitteln 1,6 Milliarden Mark in die Gesundheitsforschung investiert. Bundesministerin Bulmahn: "Mit dem Forschungsprogramm verfolgen wir erstmals einen ganzheitlichen Ansatz, der von der Gesundheitsvorsorge über die Erforschung von Krankheitsursachen bis hin zu strukturellen Änderungen in der Gesundheitsforschung und der besseren Verzahnung von Gesundheitsforschung und Wirtschaft führt".

    Ein wichtiger Schwerpunkt im neuen Gesundheitsforschungsprogramm ist es, die eigentlichen Ursachen von Krankheiten zu erkennen und zu überwinden, statt Krankheitssymptome zu bekämpfen, erklärte Bundesforschungsministerin Bulmahn anlässlich der Vorstellung des Programms in Berlin. So leide beispielsweise in Deutschland jeder Dritte an allergischen Erkrankungen und Asthma. Trotz dieser hohen Verbreitung sei unser Wissen um die Entstehung und Ursachen von Allergien unzureichend. Hier müssten Ärzte und Forscher, Kliniken und Praxen von verschiedenen Fachdisziplinen in der Forschung zusammenarbeiten. Große Hoffnung setze sie auf die Krankheitsbekämpfung durch die Genomforschung. Mit den zur Verfügung gestellten UMTS-Mitteln werde die Funktionsanalyse von Genen mit Nachdruck gefördert und vorangetrieben. Damit werde die Ursache für die Entstehung von Krankheiten aufgeklärt und die Möglichkeit neuer Therapieverfahren geschaffen. Bulmahn: "Wir setzen bei der Forschung der Genfunktionen ganz gezielt auf die Bereiche Krebs, Allergien und Infektionen."

    Mit dem neuen Forschungsprogramm will die Bundesregierung darüber hinaus Forschungsergebnisse schneller in den Alltag der Arztpraxen vermitteln. Die Prävention soll ausgebaut und die Gesundheitsvorsorge verbessert werden. Mit Netzwerken in der medizinischen Forschung sollen Hausärzte schnell und zeitnah durch gezielte Fortbildung über neue Präventions- und Behandlungsverfahren informiert werden. Die Verbindung zwischen Forschung und ärztlichem Alltag soll auch im Mittelpunkt von Herz-Kreislauf-Kompetenznetzen stehen, die Anfang nächsten Jahres eingerichtet werden.

    "Außerdem wollen wir dazu beitragen, dass wir auch für die Zukunft ein leistungsfähiges und finanzierbares Gesundheitswesen garantieren können", sagte Forschungsministerin Bulmahn. Sie wies darauf hin, dass in Deutschland ein stetig wachsender Anteil älterer Menschen lebt. Deshalb werde es im Rahmen des Forschungsprogramms einen Förderschwerpunkt zur Pflegeforschung geben. Es gehe darum, neue Pflegekonzepte zu entwickeln und ihren gezielten Einsatz zu fördern.

    Abschließend erklärte Bundesministerin Bulmahn, mit dem neuen Forschungsprogramm werde die deutsche Position ihre wichtige Rolle auf dem Gebiet der Gesundheitsforschung im internationalen Wettbewerb gestärkt. Sie gehe davon aus, dass das Gesundheitsforschungsprogramm dazu beitragen werde, das hohe Niveau der Gesundheitsversorgung auszubauen. Mit der angestrebten Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft werde ein Beitrag zur Schaffung effektiver Strukturen im Gesundheitswesen geleistet.

    Die wichtigsten Handlungsbereiche des neuen Forschungs-programms konkret:

    Effektivere Bekämpfung von Krankheiten

    Heute sind immer noch rund 2/3 aller bekannten Krankheiten nicht ursächlich heilbar. Ein großer Teil tritt sehr häufig auf und ist gekennzeichnet durch frühen Tod, chronischen Verlauf oder anhaltenden Schmerz für die Menschen. Hier werden noch immer Krankheitssymptome bekämpft ohne die eigentliche Krankheitsursache zu überwinden. Diese Tatsache war Anstoß für den Schwerpunkt im Gesundheitsforschungsprogramm zur effektiven Bekämpfung von Krankheiten.

    Empfehlungen für eine gesunde Lebensführung und Therapien, die die ganz persönliche Lebenssituation und Veranlagung jedes Einzelnen berücksichtigen, sollen möglich werden. Künftige Förderschwerpunkte werden sich insbesondere auf solche Krankheiten und Krankheitsgruppen konzentrieren, die eine große Belastung für die Menschen darstellen und erhebliche gesundheitspolitische Bedeutung haben. Die molekulare Medizin bzw. die Genomforschung eröffnen hier völlig neue Chancen. Die Zustimmung, Mittel aus den durch den Verkauf der UMTS- Lizenzen erzielten Zinsersparnissen für diesen Bereich einzusetzen, eröffnet die Möglichkeit, hier tatsächlich effektiv und mit der erforderlichen Stärke tätig werden zu können. Mit einem Konzept zur "Krankheitsbekämpfung durch Genomforschung" wird die Analyse der Funktion der Gene gefördert und vorangetrieben. Damit wird die Ursache für die Entstehung von Krankheiten aufgeklärt und die Möglichkeit neuer Therapieverfahren geschaffen. Dabei soll sich ganz gezielt auf Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs, Erkrankungen des Nervensystems, umweltbedingte Erkrankungen sowie Infektionen und Entzündungen konzentriert werden.

    Forschung zum Gesundheitswesen (Public Health)

    Das Programm will durch Forschung zur Verbesserung des Gesundheitswesens auf wichtigen Feldern beitragen. Es geht insbesondere um eine Optimierung der Abläufe und der Organisation bei der Versorgung der Patienten. Mit neuen Handlungsansätzen soll die bessere Versorgung älterer und chronisch kranker Menschen aufgegriffen werden.

    Gesundheitsforschung in Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft

    Mit dem neuen Gesundheitsforschungsprogramm soll eine stärkere Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft erreicht werden. Ergebnisse aus der Gesundheitsforschung sollen schneller in die pharmazeutische und medizintechnische Industrie überführt werden. Damit sollen die enormen Innovationsmöglichkeiten, die sich aus dem explosionsartig zunehmenden Wissen ergeben, auch schneller in Produkte und Verfahren umgesetzt werden. Nur so kann die medizinische Versorgung der Bevölkerung verbessert werden. Da die künftige Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Deutschland entscheidend von einem solchen Transfer abhängt, kann durch die beschriebenen Aktivitäten des Gesundheitsforschungsprogramms auch ein substanzieller Beitrag zur Beschäftigungssituation in Deutschland erwartet werden.

    Stärkung der Forschungslandschaft durch Strukturinnovationen

    Einen wichtigen Akzent setzt das neue Forschungsprogramm auf strukturelle Verbesserung in der Forschungslandschaft. Noch bestehende Defizite der deutschen Gesundheitsforschung sollen damit überwunden werden. Besonders bei der klinischen Forschung, insbesondere bei der Durchführung klinischer Studien muss angesetzt werden. Gemeint sind hier vor allem Therapieoptimierungs- und Therapievergleichsstudien. Hier gilt es organisatorische Verbesserungen zu erreichen. Mit dieser Thematik will das BMBF ein "heißes Eisen" anfassen. Bisher wurden Defizite an dieser Stelle von Wissenschaft, Gesundheitswesen und Wirtschaft nur beklagt, für deren Überwindung fühlte sich keiner der in diesem Feld handelnden Akteure zuständig.

    Das BMBF will darüber hinaus, aufbauend auf den positiven Erfahrungen mit der Förderung der "Interdisziplinären Zentren für Klinische Forschung in den Hochschulkliniken" gemeinsam mit den Ländern vereinbaren, welche Schwerpunkte und Aktivitäten die bereits erzielten strukturellen Verbesserungen weiter befördern können. So wird in Kürze eine neue Fördermaßnahme in den neuen Ländern anlaufen, mit der dringend erforderliche Strukturanpassungen in den medizinischen Fakultäten und Universitätskliniken angestoßen und auf den Weg gebracht werden.


    More information:

    http://www.bmbf.de/presse01/Gesundh.pdf


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Research projects, Science policy
    German


     

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