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Aktuelle Buchpublikation am Wittener Institut für Familienunternehmen (WIFU) der Universität Witten/Herdecke beleuchtet den "Familienfaktor"
Mit der Übernahme des Dax-Konzerns Continental durch das Familienunternehmen Schaeffler rückte die Leistungsfähigkeit von Betrieben in Familienbesitz auch in den Fokus einer breiteren Öffentlichkeit. Lange verkannt, erwirtschaften Familienunternehmen beständig mehr als die Hälfte der deutschen Bruttowertschöpfung. Rund 70 Prozent aller Jobs sind hier angesiedelt. Die Arbeit des Wittener Instituts für Familienunternehmen (WIFU) zielt mittlerweile seit rund zehn Jahren auf ein interdisziplinäres Verständnis von Familienunternehmen und Unternehmerfamilien. Das neueste Buch "Familienunternehmen verstehen" des Instituts der Universität Witten/Herdecke beantwortet eine große Zahl von Fragen zur Dynamik in diesen Unternehmen und Familien und zu Vorgängen, die von außen unverständlich, ja irrational erscheinen.
Das Besondere an Familienunternehmen ist, dass die beteiligten Personen immer zugleich Mitglied in Familie und Unternehmen sind. Diese beiden Systeme überschneiden sich mit ihren unterschiedlichen emotionalen und rationalen Logiken und stellen ihre Entscheidungsträger manchmal vor unlösbare Situationen, die die Qualität von Paradoxien haben können. Diese Verbindung fordert Familie wie Unternehmen heraus und setzt sie zeitweise Zumutungen aus, die nicht immer leicht zu bewältigen sind.
In "Familienunternehmen verstehen" kommen neben Wittener Wissenschaftlern zahlreiche andere führende Experten zu Wort. Das Thema wird aus verschiedenen Perspektiven betrachtet - der Psychologie, Organisationsberatung, System- und Familientherapie, Sozialwissenschaft, Ökonomie und den Betriebs- und Kulturwissenschaften. Im Zentrum des Buches steht das "Consciousness raising": Es geht darum, Bewusstheit herzustellen über die Besonderheiten des "Familienfaktors" in Familienunternehmen. "Dies ist ein zentraler Schlüssel für die Prävention von Konflikten", betont der Mitherausgeber und Akademische Direktor des WIFU, Prof. Dr. Arist von Schlippe. "Je besser die Mitglieder einer Unternehmerfamilie ihre multiplen Rollen und die komplexe Situation verstehen, in der sie sich befinden, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie diese Konflikte als Herausforderung begreifen, um gemeinsame Lösungen zu finden."
Ob es um Nachfolgeregelungen, Mehrgenerationen-Unternehmen, Krisenmanagement, wirtschaftliche Entscheidungsprozesse, Gleichheits- oder Gerechtigkeitsfragen, Strategieentwicklung, Gesellschafter- oder Investoreninteressen geht, um nur einige Stichworte zu nennen, das Buch "Familienunternehmen verstehen" bietet sich in seiner Breite und Ressourcenvielfalt und gleichzeitig der Fokussierung auf einzelne Thematiken als ein Nachschlagewerk an.
Es gewinnt nicht zuletzt auch dadurch an Relevanz, dass Familienunternehmen gerade in jüngster Zeit außerordentlich erfolgreich waren. Die großen unter ihnen wie beispielsweise Oetker, Merck oder Haniel haben in den letzten drei bis fünf Jahren im Schnitt mehr Geld verdient als die DAX-Unternehmen und dabei auch noch mehr Arbeitsplätze geschaffen. Anders als bei börsenorientierten Unternehmen können Familienunternehmen nicht von Großinvestoren gezwungen werden, die Gewinne kurzfristig auszuschütten. Die Langfristperspektive der Familienunternehmen betrifft viele Bereiche. So sind in diesen Unternehmen die führenden Mitarbeiter zwei bis drei Mal so lange tätig wie in Aktiengesellschaften - eine Kontinuität, die wiederum dem wirtschaftlichen Erfolg zugute kommt.
Arist von Schlippe, Almute Nischak, Mohammed El Hachimi (Hg.): Familienunternehmen verstehen - Gründer, Gesellschafter und Generationen, Vandenhoeck & Ruprecht, 1. Aufl. 2008, ISBN 978-3-525-49135-5, 39,90 €
Kontakt: Prof. Dr. Arist von Schlippe,
Tel.: 02302/926-513, schlippe@uni-wh.de
Criteria of this press release:
Economics / business administration, Psychology, Social studies
transregional, national
Scientific Publications, Transfer of Science or Research
German
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