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12/11/2000 15:59

Atlas zur religiösen Geographie liefert genaue Daten

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Die abnehmende Teilnahme an kirchlichen Riten ist kein neues Phänomen, sondern ein Trend, der schon vor 250 Jahren einsetzte - und das ist nur eine der Erkenntnisse des Historikers Prof. Dr. Lucian Hölscher (Neuere Geschichte). Für den "Datenatlas zur religiösen Geographie im protestantischen Deutschland" sammelt er seit über zehn Jahren Daten zur evangelischen Kirche, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen. Mit Mythen über die "gute alte Zeit" kirchlicher Frömmigkeit und die Neuheit der gegenwärtigen Kirchenkrise räumt er auf. Über die Ergebnisse dieser Forschungen berichtet das aktuelle RUBIN 2/2000 - Wissenschaftsmagazin der RUB.

    Bochum, 11.12.2000
    Nr. 357

    Zahlen entkräften alte Mythen
    Atlas zur religiösen Geographie liefert genaue Daten
    RUBIN 2/00: Einzigartiges statistisches Material

    Die abnehmende Teilnahme an kirchlichen Riten ist kein neues Phänomen, sondern ein Trend, der schon vor 250 Jahren einsetzte - und das ist nur eine der Erkenntnisse des Historikers Prof. Dr. Lucian Hölscher (Neuere Geschichte). Für den "Datenatlas zur religiösen Geographie im protestantischen Deutschland" sammelt er seit über zehn Jahren Daten zur evangelischen Kirche, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen. Mit Mythen über die "gute alte Zeit" kirchlicher Frömmigkeit und die Neuheit der gegenwärtigen Kirchenkrise räumt er auf. Über die Ergebnisse dieser Forschungen berichtet das aktuelle RUBIN 2/2000 - Wissenschaftsmagazin der RUB.

    3.000 Seiten einzigartige Information

    Schon um 1800 hatte die Teilnahme an Gottesdiensten und Abendmahl in großen deutschen Städten ein Ausmaß erreicht, das heutzutage kaum unterschritten wird. Belegt wird dieser Befund durch einen weltweit einzigartigen Bestand statistischer Daten, der seit Mitte des 19. Jahrhunderts von kirchlichen und staatlichen Behörden zusammengetragen worden ist, um die religiösen Bedürfnisse und Gewohnheiten ihrer Mitglieder zu erfassen und zu beeinflussen. Anhand zahlreicher Statistiken, Diagramme und Karten haben die Bochumer Historiker dieses Material nun auf knapp 3000 Seiten ausgewertet, so dass erstmals ein Einblick in das religiöse Verhalten der protestantischen Bevölkerung zwischen 1820 und 1940 möglich ist.

    Deutliches Nord-Südgefälle

    Interessant ist hierbei z. B. die Erkenntnis, dass es ebenso wie im katholischen Frankreich in Deutschland ein deutliches Nord-Süd-Gefälle der Religiosität gab: Gegenüber dem Süden und Mitteldeutschland waren die an Nord- und Ostsee grenzenden Regionen schon immer weniger christlich geprägt - wahrscheinlich aufgrund der späteren und weniger intensiven Christianisierung. Anzeichen hierfür sind die Dichte kirchlicher Gebäude und die Häufigkeit und Regelmäßigkeit der Teilnahme an kirchlichen Versammlungen.

    Deutsche Teilung vorweggenommen

    Über die wichtige Umbruchsperiode der Industrialisierung gibt der Atlas auch Aufschluss. Um 1910 zeichnet sich in Regionen von der Lüneburger Heide über Hessen bis in den bayrischen Wald eine hohe Abendmahlbeteiligungen ab. Im weiten Teilen West- und Mitteldeutschlands hatten Industrialisierung und Wanderbewegungen das traditionelle kirchliche Leben jedoch so weit unterhöhlt, dass es etwa im rheinisch-westfälischen Industrieraum und in Thüringen und Sachsen weiten Raum für alternative weltanschauliche Angebote gab. Besonders auffällig ist der harte Wechsel von hoher zu niedriger Beteiligung an der hessisch-thüringischen Grenze (s. Grafik). Er wirkt wie eine Vorwegnahme der deutschen Teilung 1945 - dies legt die Vermutung nahe, dass der quantitative Niedergang der protestantischen Kirche in der DDR mentalitätsgeschichtlich nicht als Folge der sozialistischen Machtergreifung zu werten ist, sondern dem Sozialismus möglicherweise erst Tür und Tor in den Köpfen der Menschen geöffnet hat.

    RUBIN 2/00 erschienen

    Den vollständigen Beitrag lesen Sie in RUBIN 2/00, wo Sie außerdem folgende Themen finden: Sich selbst vis-à-vis: Was Elstern wahrnehmen; Wenn der Whisky ins Glas rieselt - na dann prost!; Netzwerksicherheit - (k)ein Thema für Sozialwissenschaftler; Den alten Hüttenleuten auf die Finger geschaut; Antibiotikaresistenz: "Fünf vor zwölf" für neue Strategien. RUBIN ist bei der Pressestelle (UV 3/368) für 5 DM erhältlich und steht im Internet: http://www.ruhr-uni-bochum.de/rubin/rubin.htm.

    Weitere Informationen

    Prof. Dr. Lucian Hölscher, Fakultät für Geschichtswissenschaft der Ruhr-Universität, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-24691, Fax: 0234/32-14-540, Email: lucian.hoelscher@ruhr-uni-bochum.de

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    Mit freundlichen Gruessen

    Dr. Josef Koenig
    RUB - Ruhr-Universitaet Bochum
    - Pressestelle -
    44780 Bochum
    Tel: + 49 234 32-22830, -23930
    Fax: + 49 234 32-14136
    Josef.Koenig@ruhr-uni-bochum.de

    Schauen Sie doch bei uns mal rein:
    http://www.ruhr-uni-bochum.de/pressestelle

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    More information:

    http://www.ruhr-uni-bochum.de/rubin/rubin.htm.


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    Criteria of this press release:
    History / archaeology, Philosophy / ethics, Religion, Social studies
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

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