idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
12/14/2000 10:12

Lebensglück auch ohne Nachwuchs

Dr. Wolfgang Hirsch Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Jena (14.12.00) Das Vorurteil, dass Kindersegen zum Lebensglück dazugehört, ist falsch. Das zumindest fanden Psychologen der Universitäten Jena und Freiburg/Breisgau in einer gemeinsamen Studie mit 424 Befragten zwischen 43 und 65 Jahren, je zur Hälfte Kinderlose und Eltern, heraus.

    "Kinderlose Paare sind genauso glücklich und sozial eingebunden, sie sind nicht kränker oder gesünder, haben nicht mehr psychosomatische Störungen, depressive Verstimmungen oder andere Erkrankungen als andere", fasst Diplom-Psychologin Karla Ningel von der Friedrich-Schiller-Universität Jena zusammen. Das Projekt wurde zwei Jahre lang durch das Bundesforschungsministerium gefördert.

    Der entscheidende Schritt für eine erfolgreiche psychische Bewältigung von Kinderlosigkeit sei es, alternative Lebenskonzepte zu entwickeln, die ebenfalls Erfüllung versprechen, erklärt Projektleiter Prof. Dr. Bernhard Strauß. "Eigene Kinderlosigkeit muss ja nicht zwangsläufig ein Leben ohne Kinder bedeuten", so Karla Ningel, "im umgekehrten Fall heißt, eigene Kinder zu haben, ja auch nicht automatisch, dass man wirklich eine intensive Familienbeziehung aufgebaut hat."

    Darüber hinaus gibt es auch Paare, die sich einen symbolischen Ersatz geschaffen haben und zum Beispiel gemeinsame Hobbies pflegen. Diese Strategie wappnet gegen mögliche depressive Verstimmungen, etwa wenn mit dem Eintritt ins Rentenalter eine neue Lebensphase beginnt. Bei manchen älteren Menschen taucht im Zusammenhang mit solchen Umbrüchen das Problem der eigenen Kinderlosigkeit noch einmal in der Reflexion auf.

    Die Wissenschaftler teilten die Befragten in vier Gruppen ein: ungewollt Kinderlose, die sich nicht in medizinische Behandlung begaben, solche, die eine - erfolglose - künstliche Befruchtung bzw. Fremdsamenspende auf sich nahmen, gewollt Kinderlose und natürlich Familienväter und -mütter. "Am besten kommen bei der langfristigen Bewältigung von Kinderlosigkeit jene Menschen zurecht, die sich entweder bewusst gegen Nachwuchs entschieden haben oder eine Kinderlosigkeit aufgrund von Fertilitätsstörungen als Schicksal akzeptieren", weiß Karla Ningel.

    Ungünstig aus psychologischer Sicht sind Grübeleien oder Selbstschuldzuweisungen. Negativ wirken sich auch tief verwurzelte soziale Stereotype aus, also bei Männern, wenn sie sich einen Stammhalter wünschen, oder bei Frauen, die den Kindersegen als definitiven Bestandteil ihrer Geschlechterrolle ansehen. "Vegetative Symptome wie depressive Verstimmungen, das Gefühl von Überforderung und Erschöpfung, die bei Frauen häufig in den Wechseljahren auftreten, können auch mit einer nicht bewältigten Kinderlosigkeit zusammenhängen", so Karla Ningel. "Daran sollten Hausärzte denken."

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. Bernhard Strauß, Dipl.-Psych. Karla Ningel
    Institut für Medizinische Psychologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Tel.: 03641/936700 bzw. 937795, Fax: 937794
    E-Mail: bernhard.strauss@med.uni-jena.de oder karla.ningel@med.uni-jena.de

    Friedrich-Schiller-Universität
    Referat Öffentlichkeitsarbeit
    Dr. Wolfgang Hirsch
    Fürstengraben 1
    07743 Jena
    Tel.: 03641/931031
    Fax: 03641/931032
    E-Mail: h7wohi@sokrates.verwaltung.uni-jena.de


    Images

    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Psychology, Social studies
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).