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Alle reden von Reform - Wir setzen Sie um! - unter diesem Motto trafen sich die Verantwortlichen der sieben Universitäten, die derzeit von der Volkswagen-Stiftung in ihrem Programm "Leistungsfähigkeit durch Eigenverantwortung" mit insgesamt rd. 19 Mio. DM gefördert werden, mit Vertretern der Stiftung und Mitgliedern ihres Beraterkreises am 02./03. März 1998 in Clausthal zum Erfahrungsaustausch. Es ist der zweite Workshop zu diesem Programm. Ausgerichtet wurde er gemeinsam mit der Volkswagen-Stiftung von der Technischen Universität Clausthal, die neben der Freien Universität Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin, der Universität Hamburg, der Universität Gesamthochschule Kassel sowie den Universitäten Bremen und Heidelberg zu den Geförderten gehört.
Das Programm "Leistungsfähigkeit durch Eigenverantwortung" soll den Universitäten die Möglichkeit geben, bessere Entscheidungsprozesse, Leitungsstrukturen und Organisationsformen zu entwickeln, praktisch umzusetzen und zu erproben. Ziel ist nicht Erkenntniszuwachs im Theoretischen, sondern die Veränderung der universitären Praxis - dies freilich nicht als Selbstzweck, sondern um die Universitäten in die Lage zu versetzen, ihre wissenschaftlichen Aufgaben in Forschung, Lehre und Ausbildung besser zu erfüllen.
Die große Bandbreite der von den beteiligten Hochschulen ergriffenen Eigeninitiativen zeigen auf, daß die von den Arbeitsgruppen definierten Projektziele und die eingeschlagenen Wege stark voneinander abweichen. Die Freie Universität Berlin plant die leistungsabhängige Mittelverteilung sowie die Forschungsprojekt- und Forschungsschwerpunktförderung als hochschulinterne Steuerungsmodelle. Die Humboldt-Universität zu Berlin strebt eine weitreichende Ver-besserung der bestehenden Leitungs- und Entscheidungssysteme an. Das Projekt der Universität Bremen zielt auf einen Prozeß der Organisationsentwicklung, in dem Leistungsorientierung und Qualitätsentwicklung, neue Formen der Entscheidungsbeteiligung und ein Kontrakt-Verhältnis zwischen Universität und Land im Mittelpunkt stehen. Die Universität Hamburg strebt eine strategische Orientierung der Universität mit entsprechender Reorganisation der Entscheidungs-, Verwaltungs- und Leitungsstrukturen an. Die Universität Heidelberg plant eine Dezentralisierung der Ressourcenverantwortung mit der Zielsetzung, universitätsinterne Märkte zu eröffnen. Die Universität Gesamthochschule Kassel verfolgt mit ihrem Vorhaben die Reorganisation der Aufgaben- und Verantwortungsstruktur in den Fachbereichen. Die Technische Universität Clausthal hat bereits eine Zusammenführung ihrer Fachbereiche in leistungsfähige Einheiten vollzogen.
Damit ist jeweils ein hoher Anspruch erhoben, an dem sich die einzelnen Projekte und mit ihnen auch das Programm der Volkswagen-Stiftung am Ende werden messen müssen.
Der 2. Workshop im Rahmen des Programms "Leistungsfähigkeit durch Eigenverantwortung" der Volkswagen-Stiftung bestätigte, daß die geförderten Universitäten den eingeschlagenen Weg konsequent weiterzugehen bereit sind und daß ihre Bemühungen um bessere Leistungs- und Entscheidungsstrukturen in den Hochschulen dann Akzeptanz und Unterstützung finden werden, wenn es gelingt, die "Betroffenen" zum rechten Zeitpunkt und in angemessener Weise als Akteure in die Prozesse einzubinden. Deutlich wurde aber auch, daß die Entwicklung neuer Budgetierungs-, Steuerungs-, Controlling- und Evaluierungsverfahren ohne die Verständigung über ein "Leitbild" orientierungslos bleibt und damit anfällig wird auch für fragwürdige Einflußnahmen von außen: "Strukturreformen ohne universitäres Leitbild sind blind, Leitbilddiskussionen ohne strukturelle Initiativen sind leer", drückte es der Generalsekretär der Volkswagen-Stiftung, Dr. Wilhelm Krull, in Anlehnung an Kant aus. Und schließlich war man sich unter den Workshop-Teilnehmern auch darin einig, daß der Zwang zum Sparen in den Hochschulen zwar einiges in Bewegung gebracht hat, daß vielerorts aber inzwischen die Grenze erreicht ist, wo weitere finanzielle Einschnitte bereits eingeleitete Reforminitiativen überrollen und bei den Beteiligten die Motivation zu zerstören drohen. Dazu der Clausthaler Rektor Prof. Dr.-Ing. Peter Dietz: "Wenn bestimmte Garantien nicht eingehalten werden, entzieht man jeder Reformbemühung die Geschäftsgrundlage".
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