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01/08/2001 10:09

Warum essen wir so gerne Schokolade?

Jochen Brinkmann Kontaktstelle Schule - Universität
Technische Universität Clausthal

    Jungforscherin Anke Domaske aus Hildesheim ging der Sache im Clausthaler SuperLab auf den Grund:"Auf vielen Schokoladen, Joghurts, Keksen steht nur die allgemeine Angabe, daß sie Aromen enthalten, aber nur ganz selten ist vermerkt, um welche es sich dabei handelt. Ich meine, der Verbraucher hat aber ein Recht darauf, zu wissen, was er ißt", sagt Anke Domaske vom Goethegymnasium in Hildesheim. Für eine Woche ist sie im SuperLab des Institutes für Anorganische und Analytische Chemie zu Gast; betreut von der Chemisch-Technischen Assistentin, Frau Petra Lassen, und Professor Dr. Georg Schwedt. In ihrer Arbeit für den Wettbewerb "Jugend forscht" beschäftigt sich Anke Domaske mit Vanillin.

    Natürliche Vanille wird aus der reifen Frucht der Orchideenart Vanilla planifolia Andrews gewonnen. Bourbon-Vanille, die edelste, kommt aus Madagaskar und Réunion, Vanille aus Mexiko ist dagegen etwas weicher und zurückhaltender im Aroma. Anders als bei den meisten Gewürzen ist die Verarbeitung der Vanille nach dem Pflücken ziemlich kompliziert, da die frischen Schoten so gut wie keinen Geschmack haben; das Vanillin ist gebunden und muß erst einer Behandlung mit heißem Wasser unterzogen werden. Diese aufwendige Verarbeitung und außerhalb Mexikos auch die Notwendigkeit künstlicher Bestäubung machen Vanille zu einem der teuersten Gewürze. Dies, und die Tatsache, daß es gar nicht genug natürliche Vanille gäbe, um den riesigen Bedarf zu decken, sorgt dafür, daß Vanille im großen Maßstab künstlich hergestellt wird. "Die Vanillinsubstanz kann aus sich zersetzendem Holzmehl herausgelöst werden", erzählt Anke Domaske. "Und wenn sie so gewonnen worden ist, darf sie als als naturidentische Vanille verkauft werden."

    Im Institut für Anorganische und Analytische Chemie der TU Clausthal konnte Anke Domaske nun mit moderner Analytik feststellen, ob eine Schokolade, die nur den Aufdruck "Aroma" trägt, tatsächlich Vanillin enthält. Und siehe da, bei den Kinderkeksen taucht nach Anwendung einer Trennmethode (Chromatographie: HPLC) ein pfeilscharfes Signal für Vanillin auf. Ein deutliches Zeichen, hier werden die Kinder mit dem süßen Duft der Vanille verführt, Kekse zu "futtern". "Aus Holzmehl wird reines Vanillin gewonnen, das in natürlicher Vanille nur bis zu vier Prozent enthalten ist", weiß Anke Domaske zu berichten.

    Seit fast 500 Jahren ist die Vanille in Europa bekannt. Als sich Hernán Cortés am 14. November 1519 in der aztekischen Hautstadt Tenochtitlán eine Audienz beim Aztekenherrscher Montezuma erzwang, trank er als erster Europäer vanillegewürzte Trinkschokolade; kaum drei Jahre später war Tenochtitlán eine qualmende Ruinenstadt und das Aztekenreich auf ewige Zeit vernichtet. Nicht nur Menschen mögen den Vanillegeschmack. Die Männchen der Wanzenart Eurygaster integriceps locken ihre Holden mit dem Vanilleduft. Wenn das die keksefutternden Kinder wüßten?


    More information:

    http://www.iaac.tu-clausthal.de/SuperLab/superlab.htm
    http://www.wissen.de/


    Images

    Vanillin - ein Stoff, der die Schokolade so süß macht und in reiner Form aus Holzmehl gewonnen wird. Anke Domaske aus Hildesheim (rechts) mit Petra Lassen an der HPLC-Anlage. In ihr können Stoffe getrennt und so chemisch identifiziert werden.
    Vanillin - ein Stoff, der die Schokolade so süß macht und in reiner Form aus Holzmehl gewonnen wird. ...

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    Criteria of this press release:
    Biology, Chemistry
    regional
    Miscellaneous scientific news/publications
    German


     

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