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Wissenschaft
Die Universität Konstanz geht neue Wege - sie bietet ein Schnupperstudium für den Fachbereich Geschichte und Soziologie an. "Im Gespräch" hat mit Dr. Thilo Raufer, Studienberater an der Universität Konstanz, über die Gründe gesprochen.
Herr Raufer, studieren so wenig Studenten Geschichte beziehungsweise Soziologie?
Wir haben derzeit im Lehramtsstudiengang Geschichte einen relativ starken Zulauf, im Bachelor Geschichte wollen wir die Zahl erhöhen. In der Soziologie ist die Zahl der Studierenden für den Bachelor normal.
Warum empfehlen Sie ein Studium an der Universität Konstanz?
Wir haben herausragende Studienbedingungen: Wir sind klein, haben eine exzellente Ausstattung, eine hervorragende Bibliothek, sehr gute Professoren und Dozenten. Zudem arbeiten wir sehr forschungsbezogen und an hoch aktuellen Themen.
Was genau wollen Sie mit Ihrem neuen Angebot erreichen?
Wir wissen, dass wir uns künftig um Studierende sehr bemühen müssen. Deshalb wollen wir mit Hilfe des Schnupperstudiums die Nachfrage nach unseren Studiengängen steigern, indem wir Schülern ermöglichen, sich relativ unverbindlich anzuschauen, wie eine Universität funktioniert, wie Lehrveranstaltungen und Vorlesungen aussehen.
Wie sind Sie auf die Idee für das Schnupperstudium gekommen?
Wir versuchen, unsere Studiengänge im Rahmen eines Marketingkonzepts besser nach außen zu kommunizieren. Eine Maßnahme, um potentielle Studienbewerber an die Universität in Konstanz zu bringen, ist das Schnupperstudium. Wir werden sehen, ob und wie es angenommen wird. Wobei: Ein Schnupperstudium gibt es auch an den Universitäten in Stuttgart und Tübingen. Vom Einzugsgebiet her kann man also nicht allzu weit gehen. Es ist aber vorstellbar, dass wir unsere Aktion auf den Schweizer Kanton Thurgau ausweiten.
Wann können Interessenten an die Universität kommen?
Das ist jederzeit während der Vorlesungszeit möglich, wir sind da völlig flexibel. Allerdings bitten wir darum, sich zwei Wochen vorher anzumelden. Wir treten dann an die Dozenten heran und informieren sie über den Schülerbesuch. Mehr als drei externe Schülerinnen oder Schüler sollten es in einer Lehrveranstaltung nicht sein. Die Zahl der Veranstaltungen, die jemand besuchen möchte, ist ihm oder ihr freigestellt. Danach sollen die Schüler die Möglichkeit haben, ein Beratungsgespräch mit einem Studienberater zu führen. Die Universität ist ja für viele eine "Black Box", vor allem, wenn sie aus bildungsfernen Haushalten kommen. Dieses Hindernis möchten wir abbauen.
Können auch ganze Klassen an einer Veranstaltung teilnehmen?
Für größere Gruppen brauchen wir auf jeden Fall die Zustimmung des Dozenten. Unter Umständen könnten wir dies aber durchaus arrangieren.
Gibt es eine Altersbeschränkung?
Nein. Wobei: Sinnvoll ist es, wenn Schüler frühestens ab der zehnten Klasse zu uns kommen.
Woher erfahren Interessenten, welche Veranstaltungen es wann gibt?
Auf unserer Homepage gibt es eine Übersicht zum Schnupperstudium und auch einen Link zum Veranstaltungsverzeichnis.
Wie reagieren Dozenten auf Ihre Idee?
Bisher neutral. Ich glaube aber, dass die allgemeine Wahrnehmung so ist: Wenn wir gute Studierende wollen, müssen wir uns frühzeitig um sie kümmern.
Erwarten Sie einen großen Ansturm?
Nein, ich glaube nicht, dass wir überrannt werden. Aber das ist ja auch nicht Ziel unserer Aktion.
Haben Sie weitere Ideen, um für ein Studium an der Universität Konstanz Werbung zu machen?
Wir werden im Lauf des Wintersemesters unter anderem verschiedene Schulen in Konstanz besuchen. Die Studienberater gehen in Gymnasien in die Oberstufe, erklären beispielsweise, was ein Studium bedeutet, was ein Bachelor ist, was jemanden erwartet, der Geschichte oder Soziologie studiert.
Immer wieder ist zu hören, Geschichte oder Soziologie seien verstaubte Fächer...
Wer so denkt, den können wir schnell eines Besseren belehren. An der Universität Konstanz wird sehr viel geforscht, sehr viele aktuelle und spezielle, aber auch exotische Themen stehen an. Es ist toll, wenn man geschichtliche Zusammenhänge selber erforschen oder im wahrsten Sinne des Wortes "ausgraben" kann. Auch die Soziologie ist hochinteressant, nehmen Sie nur die Finanzmarktsoziologie, die bei uns im Fachbereich erforscht wird. Spannend ist auch, dass bei uns Historiker und Soziologen auch in der Lehre fächerübergreifend zusammenarbeiten - diese Interdisziplinarität zeichnet den Fachbereich aus.
Welche Möglichkeiten haben Absolventen?
Historiker finden Arbeitsmöglichkeiten in den klassischen Bereichen wie Museen, Archiven und Bibliotheken und natürlich als Lehrer. Sie haben aber auch gute Chancen bei politischen Parteien, Organisationen und beispielsweise Verbänden. Aber auch im Feld der medialen Vermittlung historischer Sachverhalte tut sich derzeit Einiges. Soziologen steht - neben Organisationen, Verbänden oder Tätigkeiten im Kulturbereich - zudem das breite Feld der Markt- und Meinungsforschung offen. Auch der Medien- und Personalbereich kann für sie sehr interessant sein, gerade weil Soziologen Generalisten sind. Und natürlich kann man an beide Studiengänge einen Master anschließen und in die Wissenschaft gehen.
Zur Person:
Dr. Thilo Raufer ist seit Oktober 2006 Fachbereichsreferent des Fachbereichs Geschichte und Soziologie und Studienberater für das Fach Soziologie. Er hat in Konstanz Verwaltungswissenschaft studiert, war dann als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Prof. Hans-Georg Soeffner beschäftigt und wurde in der Soziologie mit einer Arbeit zum Thema "Die legitime Demokratie. Zur Begründung politischer Ordnung in der Bundesrepublik" promoviert. Von Februar 2006 bis März 2007 war er Bologna Berater der Hochschulrektorenkonferenz an der Universität Konstanz.
Weiterführende Links:
http://www.uni-konstanz.de/soziologie oder http://www.uni-konstanz.de/geschichte
Dr. Thilo Raufer
Source: Bild: Universität Konstanz / Pressestelle
Criteria of this press release:
History / archaeology
transregional, national
Schools and science
German
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