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02/03/2009 12:26

Zur Rehabilitation der Bischöfe der Piusbruderschaft

Dr. Monica Fröhlich Dezernat Kommunikation
Otto-Friedrich-Universität Bamberg

    Stellungnahme von Professorinnen und Professoren der Fakultät Katholische Theologie der Otto-Friedrich-Universität Bamberg zur aktuellen Debatte

    Die Rücknahme des Exkommunikationsdekrets gegen die Bischöfe der "Priesterbruderschaft St. Pius X." und die Äußerungen von Bischof Williamson zur Shoah haben einiges Aufsehen erregt. Im Folgenden nehmen die Professorinnen und Professoren der Fakultät Katholische Theologie der Otto-Friedrich-Universität Bamberg zu diesem Thema Stellung.

    Erklärung von Professorinnen und Professoren der Fakultät Katholische Theologie der Otto-Friedrich-Universität Bamberg zur Rücknahme des Exkommunikationsdekrets gegen die Bischöfe der "Priesterbruderschaft St. Pius X." und zu den Äußerungen von Bischof Williamson zur Shoah

    In den letzten Tagen haben die Rücknahme des Exkommunikationsdekrets gegen die 1988 von Erzbischof Lefebvre ohne Erlaubnis und gegen den Willen des damaligen Papstes geweihten Bischöfe sowie die Aussagen eines dieser Bischöfe zur Shoah erhebliches öffentliches Aufsehen erregt. Hierzu nehmen wir wie folgt Stellung:

    1. Wir sind uns dessen bewusst, dass beide Vorgänge grundsätzlich voneinander zu trennen sind. Meldungen wie "Papst rehabilitiert Holocaust-Leugner", die jetzt häufig zu finden sind, stellen einen Zusammenhang her, der so nicht intendiert war, auch wenn die Aussage sachlich stimmt.

    2. Wir würdigen das Bemühen des Papstes um Einheit in der Kirche. Das Verständnis vom Petrusamt als Dienst an der kirchlichen Einheit, das der Theologe Joseph Ratzinger stets vertreten hat, kommt hier zum Ausdruck. Wäre die Großzügigkeit und Offenheit, die man jetzt gegenüber der "Priesterbruderschaft St. Pius X." zeigt, auch anderen Gruppen und Individuen gegenüber angewandt worden, die wegen ihres Verhaltens oder ihrer Lehre nicht mehr in der kirchlichen Gemeinschaft stehen, dann hätten viele Trennungen und Schismen wieder geheilt werden können.

    3. Als Professorinnen und Professoren der Fakultät Katholische Theologie der Universität Bamberg stehen wir fest auf dem Boden des II. Vatikanischen Konzils. Die Prinzipien einer offenen Begegnung mit der Welt und der Kultur von heute, der Religions- und Gewissensfreiheit, die Würdigung des ökumenischen Dialogs und des interreligiösen Austausches sind Grundlagen unserer theologischen Arbeit.

    4. Daher sind wir bestürzt darüber, dass gerade Bischöfe, die viele dieser Grundsätze und damit zentrale Inhalte der kirchlichen Lehre explizit ablehnen, rehabilitiert werden. Dieser Vorgang beschädigt die Glaubwürdigkeit der Kirche erheblich und desavouiert darüber hinaus unsere Bemühungen, das Konzil in der theologischen Arbeit umzusetzen. Die Tatsache, dass die "Priesterbruderschaft St. Pius X." auch nach der Aufhebung der Exkommunikationen wichtige Teile des Konzils wie auch des Motu Proprio "Summorum Pontificum" ablehnt, verschlimmert die Situation erheblich.

    5. Die Reflexion der Beziehung zwischen Kirche und Judentum insbesondere im "Zentrum für Interreligiöse Studien" unserer Universität ist für uns - ebenfalls in Rezeption des II. Vatikanums - ein zentrales Element unserer Arbeit. Die Leugnung der Shoah, die Bischof Williamson in dem besagten Interview betrieben hat, steht also auch im diametralen Gegensatz zu diesen unseren theologischen Bemühungen.

    6. Ein Bischof, der die historische Wahrheit im Wissen darum verfälscht, dass er damit nicht nur auf allgemeine gesellschaftliche Ablehnung stößt, sondern auch ein Delikt begeht, das in Deutschland strafrechtlich geahndet wird, darf nicht rehabilitiert, sondern muss in die Schranken gewiesen werden; er begibt sich damit in eine Situation der Schande, die nicht mit der Würde eines katholischen Bischofs vereinbar ist. Es ist ein Ärgernis, dass eine verbale Distanzierung von seinen Äußerungen die bisher einzige öffentliche Reaktion des Heiligen Stuhles ist.

    7. Unsere Sorge um die Entwicklung der Kirche hat uns veranlasst, öffentlich zu den Vorgängen Stellung zu nehmen.

    Damit schließen wir uns der Erklärung unserer Kolleginnen und Kollegen der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster vom 27. Januar 2009 an.
    Prof. Dr. Klaus Bieberstein, Dekan
    Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins, Prodekanin
    Prof. Dr. Johanna Rahner, Studiendekanin
    Prof. Dr. Volker Eid
    Prof. Dr. Paul Hoffmann
    Prof. Dr. Joachim Kügler
    Prof. Dr. Mirjam Schambeck sf
    Prof. Dr. Heinz-Günther Schöttler

    Weitere Informationen erhalten Sie bei
    Prof. Dr. Klaus Bieberstein
    klaus.bieberstein@uni-bamberg.de
    Tel.: 0951/863-1712


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    Criteria of this press release:
    Religion
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications
    German


     

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