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Stellungnahme von Professorinnen und Professoren der Fakultät Katholische Theologie der Otto-Friedrich-Universität Bamberg zur aktuellen Debatte
Die Rücknahme des Exkommunikationsdekrets gegen die Bischöfe der "Priesterbruderschaft St. Pius X." und die Äußerungen von Bischof Williamson zur Shoah haben einiges Aufsehen erregt. Im Folgenden nehmen die Professorinnen und Professoren der Fakultät Katholische Theologie der Otto-Friedrich-Universität Bamberg zu diesem Thema Stellung.
Erklärung von Professorinnen und Professoren der Fakultät Katholische Theologie der Otto-Friedrich-Universität Bamberg zur Rücknahme des Exkommunikationsdekrets gegen die Bischöfe der "Priesterbruderschaft St. Pius X." und zu den Äußerungen von Bischof Williamson zur Shoah
In den letzten Tagen haben die Rücknahme des Exkommunikationsdekrets gegen die 1988 von Erzbischof Lefebvre ohne Erlaubnis und gegen den Willen des damaligen Papstes geweihten Bischöfe sowie die Aussagen eines dieser Bischöfe zur Shoah erhebliches öffentliches Aufsehen erregt. Hierzu nehmen wir wie folgt Stellung:
1. Wir sind uns dessen bewusst, dass beide Vorgänge grundsätzlich voneinander zu trennen sind. Meldungen wie "Papst rehabilitiert Holocaust-Leugner", die jetzt häufig zu finden sind, stellen einen Zusammenhang her, der so nicht intendiert war, auch wenn die Aussage sachlich stimmt.
2. Wir würdigen das Bemühen des Papstes um Einheit in der Kirche. Das Verständnis vom Petrusamt als Dienst an der kirchlichen Einheit, das der Theologe Joseph Ratzinger stets vertreten hat, kommt hier zum Ausdruck. Wäre die Großzügigkeit und Offenheit, die man jetzt gegenüber der "Priesterbruderschaft St. Pius X." zeigt, auch anderen Gruppen und Individuen gegenüber angewandt worden, die wegen ihres Verhaltens oder ihrer Lehre nicht mehr in der kirchlichen Gemeinschaft stehen, dann hätten viele Trennungen und Schismen wieder geheilt werden können.
3. Als Professorinnen und Professoren der Fakultät Katholische Theologie der Universität Bamberg stehen wir fest auf dem Boden des II. Vatikanischen Konzils. Die Prinzipien einer offenen Begegnung mit der Welt und der Kultur von heute, der Religions- und Gewissensfreiheit, die Würdigung des ökumenischen Dialogs und des interreligiösen Austausches sind Grundlagen unserer theologischen Arbeit.
4. Daher sind wir bestürzt darüber, dass gerade Bischöfe, die viele dieser Grundsätze und damit zentrale Inhalte der kirchlichen Lehre explizit ablehnen, rehabilitiert werden. Dieser Vorgang beschädigt die Glaubwürdigkeit der Kirche erheblich und desavouiert darüber hinaus unsere Bemühungen, das Konzil in der theologischen Arbeit umzusetzen. Die Tatsache, dass die "Priesterbruderschaft St. Pius X." auch nach der Aufhebung der Exkommunikationen wichtige Teile des Konzils wie auch des Motu Proprio "Summorum Pontificum" ablehnt, verschlimmert die Situation erheblich.
5. Die Reflexion der Beziehung zwischen Kirche und Judentum insbesondere im "Zentrum für Interreligiöse Studien" unserer Universität ist für uns - ebenfalls in Rezeption des II. Vatikanums - ein zentrales Element unserer Arbeit. Die Leugnung der Shoah, die Bischof Williamson in dem besagten Interview betrieben hat, steht also auch im diametralen Gegensatz zu diesen unseren theologischen Bemühungen.
6. Ein Bischof, der die historische Wahrheit im Wissen darum verfälscht, dass er damit nicht nur auf allgemeine gesellschaftliche Ablehnung stößt, sondern auch ein Delikt begeht, das in Deutschland strafrechtlich geahndet wird, darf nicht rehabilitiert, sondern muss in die Schranken gewiesen werden; er begibt sich damit in eine Situation der Schande, die nicht mit der Würde eines katholischen Bischofs vereinbar ist. Es ist ein Ärgernis, dass eine verbale Distanzierung von seinen Äußerungen die bisher einzige öffentliche Reaktion des Heiligen Stuhles ist.
7. Unsere Sorge um die Entwicklung der Kirche hat uns veranlasst, öffentlich zu den Vorgängen Stellung zu nehmen.
Damit schließen wir uns der Erklärung unserer Kolleginnen und Kollegen der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster vom 27. Januar 2009 an.
Prof. Dr. Klaus Bieberstein, Dekan
Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins, Prodekanin
Prof. Dr. Johanna Rahner, Studiendekanin
Prof. Dr. Volker Eid
Prof. Dr. Paul Hoffmann
Prof. Dr. Joachim Kügler
Prof. Dr. Mirjam Schambeck sf
Prof. Dr. Heinz-Günther Schöttler
Weitere Informationen erhalten Sie bei
Prof. Dr. Klaus Bieberstein
klaus.bieberstein@uni-bamberg.de
Tel.: 0951/863-1712
Criteria of this press release:
Religion
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications
German
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