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Wissenschaft
Die Mitteilung von Greifswalder Wissenschaftlern, dass Weißfäulepilze Reet zerstören können, ist auf großes öffentliches Interesse gestoßen. Es gab viele positive Reaktionen aus ganz Deutschland. Einige wenige Reethändler zeigten sich jedoch irritiert. Sie zweifeln die Ergebnisse an und stellen sie öffentlich in Frage. Ein Grund mehr für die Greifswalder Wissenschaftler, die Untersuchungen zu vertiefen, um den Reetdachdeckern noch mehr Informationen im Kampf gegen das vorzeitige Verrotten von Schilfdächern in die Hand zu geben.
"Oftmals basieren Äußerungen, dass nicht Mikrooganismen, sondern allein bestimmte Umwelt- oder Materialfaktoren den Zerfall bewirken, auf Unkenntnis der mikrobiologischen Zusammenhänge" sagt Prof. Dr. Schauer, der wissenschaftliche Leiter der Untersuchung. "Mikroorganismen sind nun mal in der Regel unsichtbar und vielfach kann man ihr zerstörerisches Werk nicht direkt mit bloßem Auge beobachten. Es scheint so, als wäre der Regen, das Klima oder die Zusammensetzung des Materials allein daran schuld, dass es abgebaut wird und verrottet. Letztlich funktioniert natürlich ein Abbau von organischen Stoffen unter Beteiligung von Kleinstlebewesen in der Tat nur, wenn Wasser oder Mineralstoffe vorhanden sind - aber ohne bestimmte Mikroorganismengruppen geht es - wie man durch Abtötungs- und Sterilisierungsmaßnahmen leicht nachweisen kann - eben in der Regel auch nicht."
Die verantwortlichen Organismen für eine Reetzerstörung zu ermitteln und die Einflussgrößen auf deren Entwicklung konkret zu analysieren, ist eine sinnvolle Forschungsaufgabe, die durch die Weitsicht vieler Reetdachdecker initiiert und finanziell unterstützt wurde. Man kann den Einfluss von fördernden bzw. hemmenden Umweltfaktoren auf die Reetzerstörung überhaupt nur sinnvoll analysieren, wenn man die am Abbau beteiligten Organismen (vor allem Bakterien und Pilze) kennt und in die Untersuchungen als eine an der Verrottung entscheidend beteiligte Faktorengruppe einbezieht. Auch am Abbau des relativ widerstandsfähigen Holzstoffs (Lignin) als stabilisierendes Element von Baumstämmen sind - wie jeder Mikrobiologe oder Mykologe weiß - ebenfalls fast ausschließlich Pilze, vor allem Weißfäulepilze, beteiligt. Bakterien sind dazu nicht in der Lage und spielen dabei zumindest keine primäre Rolle.
Verständlich mag jedoch sein, dass die Ankündigung der Entwicklung eines mikrobiologischen Tests zur Qualitätskontrolle von heimischen und vor allem importierten Reet gelegentlich auf Skepsis bei Herstellern bzw. Händlern führen kann, obwohl natürlich auch ihnen prinzipiell an einer guten Reet-Qualität gelegen sein sollte.
Soviel ist jedenfalls sicher: Die Forschungen auf diesem Gebiet der mikrobiellen Reetzerstörung werden durch die seit Jahren mit dem Abbau verschiedenster Stoffe befassten Greifswalder Wissenschaftler auf jeden Fall fortgesetzt und publiziert.
Ansprechpartner für Rückfragen
Prof. Dr. Frieder Schauer
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Institut für Mikrobiologie, Abteilung für Mikrobiologie und Molekularbiologie
Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 15a, 17487 Greifswald
Telefon 0 3834 86-4204
Telefax 03834 86-4202
schauer@uni-greifswald.de
Criteria of this press release:
Biology, Construction / architecture, Environment / ecology
transregional, national
Research results
German
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