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Wissenschaft
Der mit 50.000 Euro dotierte Dr. Leopold-Lucas-Preis wird im Jahre 2009 der weltberühmten Londoner Theologin, Religionswissenschaftlerin und Publizistin Karen Armstrong verliehen. Die diesjährige Preisverleihung wird am 12. Mai 2009, um 17.15 Uhr im Festsaal der Eberhard Karls Universität stattfinden.
Karen Armstrong gehört zu den weltweit führenden Kommentatorinnen in religiösen Fragen. Sie schreibt als Wissenschaftlerin, wendet sich jedoch an eine breite Leserschaft. Sie ist Autorin von Bestsellern, die in 40 verschiedene Sprachen übersetzt worden sind, und zugleich eines religionswissenschaftlich-theologischen Werkes von höchstem Rang. Weltberühmt geworden sind auch ihre religiös-autobiographischen Schriften, in denen sie die eigene Lebensgeschichte, beginnend mit ihrer Zeit als Nonne, verarbeitet.
Armstrongs Schriften befassen sich mit verschiedenen Religionen, mit der Geschichte des Judentums, des Christentums und des Islam, in den letzten Jahren auch mit östlichen Religionen. Ihr besonderes Interesse gilt den Herausforderungen der Gegenwart: Fundamentalismus, Heiliger Krieg, Toleranz, Dialog der Religionen sowie Möglichkeiten des Religionsfriedens. Ihr im Jahre 2000 erschienenes Buch "Im Kampf für Gott. Fundamentalismus im Christentum, Judentum und Islam" erwies sich angesichts der Ereignisse im Jahr 2001 als von geradezu prophetischer Natur.
Neben ihrem literarischen Oeuvre, das zahlreiche Monographien umfasst, steht ihre Arbeit im Bereich von Film und Fernsehen. Auch hier gehört sie zu den international gefragtesten Gesprächspartnern. Darüber hinaus hat sie Dokumentarfilme etwa zu Paulus und zu Jerusalem gestaltet.
10 Jahre lang war Karen Armstrong als Dozentin am renommierten Leo Baeck College für jüdische Studien in London tätig. Im Jahre 2001 wirkte sie als Gastprofessorin an der Harvard Universität, wo sie u. a. die Tillich-Gedächtnisvorlesungen hielt.
Seit dem 11. September 2001 sind ihre Arbeiten zu Islam und Fundamentalismus in den Vordergrund getreten, besonders in den Vereinigten Staaten. Mehrfach hat sie vor Mitgliedern des amerikanischen Kongresses und des Senats vorgetragen, an hochrangigen politischen Konsultationen in verschiedenen Ländern teilgenommen und vor den Vereinten Nationen und bei NATO-Konferenzen gesprochen. Vom Niederländischen Parlament wurde sie zur Beraterin in Fragen des Islam bestellt. Im Jahre 2005 wurde sie von Kofi Annan als Mitglied der Initiative "Allianz der Zivilisationen" ernannt. Sowohl in Spanien als auch in der Türkei hat sie als politische Beraterin fungiert - mit dem Auftrag, sich kritisch mit der These vom "Kampf der Kulturen" auseinander zu setzen sowie Hilfestellungen gegen Extremismus zu entwickeln.
Für ihr Bemühen um Verbindungsmöglichkeiten zur islamischen Welt hat sie zahlreiche Ehrungen empfangen - zuletzt vom Muslim Council for Public Affairs (USA, 1999) und der Muslim Association of Social Sciences (UK, 2004). Im Jahre 2007 erhielt sie von der ägyptischen Regierung eine wissenschaftliche Auszeichnung für ihre Verdienste um den Islam und wurde damit zur ersten Ausländerin, die diese begehrte Auszeichnung der Al Azhar Universität erhielt. Weitere Einladungen führten sie in zahlreiche Länder der islamischen Welt - von Istanbul bis Singapur, Lahore, Islamabad und Karachi.
Der Dr. Leopold-Lucas-Preis würdigt alljährlich hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Theologie, der Geistesgeschichte, der Geschichtsforschung und der Philosophie. Er ehrt dabei insbesondere Persönlichkeiten, die zur Förderung der Beziehungen zwischen Menschen und Völkern wesentlich beigetragen und sich durch Veröffentlichungen um die Verbreitung des Toleranzgedankens verdient gemacht haben. Zu den bisherigen Preisträgern gehören namhafte Wissenschaftler wie Karl Rahner, Paul Ricoeur, Raimund Popper, Michael Walzer und Michael Theunissen, Repräsentanten des religiösen Lebens wie Tenzin Gyatso, der 14. Dalai Lama oder der polnische Erzbischof Henryk Muszynski, sowie der Kultur und Politik wie Léopold Sédor Senghor, der frühere senegalesische Staatspräsident und Richard von Weizsäcker. Preisträger des letzten Jahres war der Philosoph Dieter Henrich.
Die Auszeichnung wurde 1972 von dem am 9. Juli 1998 verstorbenen Generalkonsul Franz D. Lucas, ehemals Ehrensenator der Eberhard Karls Universität, zum 100. Geburtstag seines in Theresienstadt umgekommen Vaters, des jüdischen Gelehrten und Rabbiners Dr. Leopold Lucas gestiftet. Die Evangelisch-theologische Fakultät vergibt den Preis alljährlich im Namen der Universität Tübingen.
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