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Wissenschaft
Die schon seit langem weltweit schwelenden politischen und wirtschaftlichen Krisen erfordern nach Auffassung des Philosophen Michael Bordt SJ ein entschiedenes Umdenken und eine geistige Neuorientierung. Der Rektor der Hochschule für Philosophie der Jesuiten in München hat dazu unter dem Titel ,Was in Krisen zählt' ein Sachbuch publiziert, in dem er sich aus philosophischer Sicht kritisch mit gängigen Einstellungen und Haltungen eines so genannten Krisenmanagements auseinandersetzt. Das Buch, dessen aktuelle Thematik nach Angaben des Münchner Zabert Sandmann-Verlages bereits zu einer sehr guten Nachfrage bei den Medien geführt habe, will auf Fragen antworten, die sich jetzt viele stellen.
Bordt, der an der Hochschule für Philosophie der Jesuiten in München lehrt, benennt drei große Krisen, die weltweit Grundlagen des menschlichen Lebens bedrohten: den internationalen Terrorismus, die mögliche Klimakatastrophe und "den immer weiter um sich greifenden Zusammenbruch der Finanzmärkte mit seinen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft" . Diese drei Krisen stellten die Grundfeste von Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Kultur in Frage. Der Wissenschaftler, der sich ausdrücklich nicht unter die Mahner oder Moralisten eingereiht wissen will, die es immer schon besser gewusst haben und jetzt Hochkonjunktur hätten, sieht in einem vertieften und auch unbequemen Nachdenken über die Ursachen der Krise eine echte Chance für einen Neubeginn.
"Was uns wirklich wichtig ist und welche Werte wir tatsächlich vertreten, zeigt sich nicht daran, wie wir über Werte reden, sondern daran, was wir tun." Bordt empfiehlt etwa die kritische Nachfrage, ob nicht die westliche Welt imperialistische, politisch und wirtschaftlich ungerechte Strukturen geschaffen habe, "die nun ihrerseits zu einer Brutstätte für den Terrorismus und ein terroristisches Umfeld geworden sind". Zum Klimawandel stelle sich die entscheidende Frage, "ob wir tatsächlich den politischen und ökonomischen Willen haben, ihn aufzuhalten". Die Krise der Finanzmärkte mache erschreckend deutlich, dass das Streben nach schnellem und immer höheren Gewinn, "der ja nicht nur von vereinzelten besonders gierigen Managern, sondern auch von allen Aktionären freudig begrüßt wurde", nicht ohne "einen grässlichen Kater am Morgen danach" zu haben ist.
In der Krise, die in wachsendem Maße von vielen auch als eigene Lebenskrise empfunden wird, rät der Philosoph, sich an bewährten Maßstäben für ein gelingendes Leben zu orientieren: "Wenn es im Leben nicht nur darum geht, möglichst oft einen glücklichen Gefühlszustand zu erreichen, sondern darum, dass unser Leben gelingt, dann sollten wir tiefer bohren als nur zum Konsum und zum Erfolg, die sich beide durch kurzsichtige Glücksmomente auszeichnen." Menschen wollten schließlich mehr vom Leben als nur Glücksgefühle. Bordt ist davon überzeugt, dass vor allem zwei Dinge das Leben gelingen lassen: "Lieben und sinnvoll tätig sein". Jeder brauche Menschen, die er liebe, von denen er geliebt werde und mit denen er in Freundschaft verbunden sei. Hinzu komme, "dass wir in unserem Leben etwas tun, das sinnvoll und für andere Menschen wertvoll und wichtig ist". In diesem Zusammenhang warnt der Philosoph vor einer "problematischen, wenn nicht bedrohlichen" Trennung von privatem und beruflichen Wertvorstellungen.
Michael Bordt SJ: Was in Krisen zählt. Die Antworten eines Jesuiten auf die Fragen, die wir uns jetzt stellen.
Zabert Sandmann Verlag, München 2009. 77 Seiten, 7.95 Euro.
Kontakt:
Dr. Michael Reder
Hochschule für Philosophie
Kaulbachstr. 31a
80539 München
Criteria of this press release:
Philosophy / ethics
transregional, national
Scientific Publications, Studies and teaching
German
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