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Wissenschaft
Nr. 077/15.August 1997 / sho
Universitaet Karlsruhe opfert 600 Studienanfaengerplaetze zur Erfuellung des Solidarpaktes
UEber 600 Studienanfaengerplaetze bzw. 3000 Studienplaetze muessen an der Universitaet Karlsruhe geopfert werden. Dies ist die Konsequenz aus dem Solidarpakt zwischen Landesregierung und Landesuniversitaeten, der fuer die kommenden 10 Jahre einen kontinuierlichen Stellenabbau vorsieht. Die Universitaet Karlsruhe muss dabei insgesamt 250 Stellen a 100.000 DM abgeben. Schon in den ersten 5 Jahren, also fuer den Planungszeitraum bis 2001, streicht sie 160,5 Stellen aus Professorenschaft, Wissenschaftlichem Dienst sowie Verwaltung und Technik.
Diese Streichungen haben einen ueberproportionalen Abbau der Lehre, eine Einschraenkung neuer Forschungsaufgaben sowie einen Rueckgang der Einwerbung von Drittmitteln zur Folge.
Bei den von Verwaltungsrat und Senat beschlossenen Stellenstreichungen wurden die Vorschlaege der Hochschulstrukturkommission (HSK) einbezogen, in einigen Punkten jedoch modifiziert. Vor allem wurden Stellen fuer den wissenchaftlichen Nachwuchs geschont und schmerzliche strukturelle Eingriffe durch Streichung von Professuren vorgenommen. Die Universitaet Karlsruhe hat diese Streichungen nach dem Prinzip der Profilschaerfung und Schwerpunktbildung vorgenommen. So wird sie in Zukunft verstaerkt die uebergreifende Lehre akzentuieren, da von den Absolventen zunehmend problemuebergreifendes Verstaendnis gefordert wird. Mit dem Konzept der uebergreifenden Lehre hat die Fridericiana bereits in der Vergangenheit ein richtungsweisendes Vorbild gegeben. Durch bewusste Berufungspolitik und Bleibeverhandlungen wird sie zum anderen Forschungsschwerpunkte ausbauen, die sich aus der Struktur der Fakultaeten sowie den Verflechtungen ihrer Sonderforschungsbereiche ergeben. Dabei ist festzuhalten, dass die Zukunft in der Nanotechnologie, der Medizintechnik, der Informationswissenschaft und der Mikrostrukturtechnik liegt; letztgenannte hat ihren Ursprung in Karlsruhe. Es ist jedoch auch geplant, einige neue Forschungs- und Lehrgebiete in Angriff zu nehmen.
Die Streichung von Magisterstudiengaengen an der Fakultaet fuer Geistes- und Sozialwissenschaften ist nicht moeglich: Der von der HSK empfohlene Abbau verkennt die intensive Verknuepfung dieser Studiengaenge mit der Lehramtsausbildung und den Studiengaengen der Ingenieur- und Naturwissenschaften. Ebensowenig konnten die Ingenieurwissenschaften nach der Empfehlung der HSK aus den Stellenstreichungen ausgenommen werden, da dies fuer andere kleinere Studiengaenge die komplette Schliessung bedeutet haette.
Konkret bedeutet der Stellenabbau unter anderem: Wegfall der Professuren in der Elektrotechnik und im Maschinenbau, Zusammenlegung der Institute fuer Petrographie und Mineralogie, Konzentration der Ausbildung im Fachgebiet Mechanik, Schwaechung richtungsweisender Forschungsgebiete wie Energietechnik, Mikrobiologie und Verkehrswesen sind die Folgen.
Schliesslich wird die Universitaet Karlsruhe ihre regionale Einbindung und internationale Ausrichtung weiter verfestigen. Hervorzuheben sind ihre enge Kooperation mit Wirtschaft, Industrie und Forschungseinrichtungen in der Region und die aus der Universitaet hervorgegangenen Einrichtungen wie das Forschungszentrum Informatik (FZI), die Bundesforschungsanstalt fuer Ernaehrung (BfE), die Bundesforschungsanstalt fuer Wasserbau und die Landesanstalt fuer Umweltschutz (LfU). Richtungsweisend sind die zahlreichen Firmengruendungen aus der Universitaet heraus wie die Technologiefabrik und andere erfolgreiche Transfereinrichtungen.
Die Fridericiana wird auch ihre internationale Ausrichtung weiter ausbauen. So bietet sie schon jetzt unter den deutschen Hochschulen die meisten gemeinsamen Studiengaenge mit franzoesischen Universitaeten und sie wird ihr Osteuropa- und Asienprogramm verstaerken.
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