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Wissenschaft
Forscher der Universität Jena haben in "Thüringer Gründer Studie" die FuE-Förderung evaluiert
Jena (29.04.09) Innovative Unternehmensgründungen tragen zu technologischem Wandel bei und sichern so die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Öffentlichkeitswirksame Programme - wie die 2006 von der Bundesregierung verkündete "High-Tech-Strategie für Deutschland - zeigen, dass diese wissenschaftlichen Erkenntnisse längst in der Politik angekommen sind. Von zahlreichen Förderprogrammen verspricht man sich neue innovative Produkte und Dienstleistungen - und letztlich neue Arbeitsplätze. Diese Hoffnungen sind nicht unbegründet, wie Wissenschaftler der Universität Jena ermittelt haben: Die Förderung von Forschung und Entwicklung (FuE) in neu gegründeten Unternehmen wirkt auf Beschäftigungswachstum und Patentierungsaktivität. Die Untersuchungen der "Thüringer Gründer Studie" zeigen, dass die Förderung zu einem 66 Prozent stärkeren Beschäftigungswachstum bei den geförderten gegenüber den nicht-geförderten Unternehmen führt. Die Anzahl der Patentanmeldungen liegt bei diesem Vergleich gar um 184 Prozent höher.
Zwischen Januar und August 2008 haben Mitarbeiter der "Thüringer Gründer Studie" mehr als 600 Interviews mit Gründern innovativer Unternehmen geführt. Die Daten von 450 Thüringer Unternehmen wurden ausgewertet, die alle seit 1994 ihre Geschäftstätigkeit aufgenommen haben und allesamt in den ersten drei Geschäftsjahren Forschung und Entwicklung betrieben. Mehr als 40 Prozent dieser Gründungen erhielten dafür Förderung.
INNO-WATT, FUTOUR und InnoProfile sind nur einige Beispiele für Programme des Bundes, aus denen FuE (neu gegründeter) Unternehmen gefördert werden kann. "Dieser Förderdschungel macht es zum einen Gründern schwer, passende Programme zu finden", sagt der Jenaer Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Uwe Cantner. "Er ist aber auch eine Herausforderung für die Evaluation der Programme", so der Leiter der Studie weiter. Die Forscher haben deshalb nicht Daten zu spezifischen Programmen erhoben, sondern die Gründer allgemein gefragt, ob sie öffentliche Fördermittel für FuE in den ersten drei Geschäftsjahren in Anspruch genommen haben.
Dabei zeigte sich, dass geförderte Unternehmen einige "Spezialitäten" aufweisen: Sie werden öfter im Team gegründet, haben die innovativeren Geschäftsideen und entwickeln eher Produkte (statt weniger kapitalintensivere) Dienstleistungen. "Diese sogenannte Selektionsverzerrung macht den direkten Vergleich geförderter und nicht-geförderter Unternehmen unmöglich. Die geförderten Unternehmen könnten ja auch ohne Förderung besser oder schlechter sein", gibt Sarah Kösters, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt, zu Bedenken. Die Jenaer Forscher haben daher nach "Zwillingsunternehmen" gesucht, die sich nur dadurch unterscheiden, dass eines Fördermittel erhielt, das andere keine. Die "Zwillinge" wurden dann anhand ihres Beschäftigungswachstums und der Anzahl ihrer Patentanmeldungen verglichen. Der Vergleich zeigt: Die Unternehmen, die gefördert wurden, haben eine um 66 Prozent höhere Wachstumsrate - gemessen an den Beschäftigtenzahlen in den ersten drei Jahren. Auch ist die Anzahl ihrer Patentanmeldungen in den ersten vier Geschäftsjahren nahezu dreimal höher. "Wir finden keinen Hinweis auf die viel zitierten Mitnahmeeffekte. Vielmehr zeigen diese Werte, dass geförderte Unternehmen stärker wachsen", fasst Prof. Cantner zusammen.
Bei der Analyse nimmt die Gruppe der akademischen Spin-offs eine herausragende Position ein. Die Geschäftsideen dieser Unternehmen, deren Gründer zuvor an einer Universität oder einer Forschungseinrichtung gearbeitet haben, basieren häufig auf Forschungsergebnissen, die nun im Rahmen des eigenen Unternehmens vermarktet werden. Diese Neugründungen erhalten allesamt Fördermittel und sind wegen ihrer Innovativität einzigartig. Dementsprechend konnten für sie keine ungeförderten "Zwillinge" gefunden werden. "Der Fokus der Politik auf akademische Spin-offs zeigt Wirkung", ist sich Prof. Cantner sicher. "Obwohl die entscheidenden langfristigen Wirkungen der Förderung noch weiter untersucht werden müssen, könnte die besondere Förderung akademischer Spin-offs ein spezielles Modell für Ostdeutschland sein. Hochschulen und andere Forschungseinrichtungen könnten den Mangel an Großunternehmen ausgleichen, die sonst häufig als Inkubatoren fungieren", hofft der Volkswirt. "Jena - mit den Optik-Riesen Jenoptik und Zeiss - ist hier eher die Ausnahme."
Die Studie "R&D Subsidies to Start-ups - Effective Drivers of Patent Activity and Employment Growth?" ist im Internet verfügbar unter:
http://zs.thulb.uni-jena.de/receive/jportal_jparticle_00147677?XSL.view.objectme...
"Thüringer Gründer Studie"
Gemeinsam suchen Wirtschaftswissenschaftler und Psychologen der Friedrich-Schiller-Universität und der Fachhochschule Jena nach Antworten auf die Fragen: "Was motiviert Menschen zur Unternehmensgründung und wie sieht ihr Lebensweg bis dahin aus? Auf welche Hindernisse treffen die Unternehmensgründer in der Gründungsphase? Wie entwickeln sich diese Unternehmen dann weiter?" Die Jenaer Forscher befragten dazu seit 1,5 Jahren erstmals im großen Maßstab Unternehmer und Gründer in ganz Thüringen. Informationen: http://www2.uni-jena.de/gruenderstudie/
Kontakt:
Prof. Dr. Uwe Cantner
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Jena
Carl-Zeiß-Str. 3, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 943200
E-Mail: uwe.cantner[at]uni-jena.de
http://www2.uni-jena.de/gruenderstudie/
http://zs.thulb.uni-jena.de/receive/jportal_jparticle_00147677?XSL.view.objectme...
Studienleiter Prof. Dr. Uwe Cantner.
Foto: Anne Günther/FSU
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Criteria of this press release:
Economics / business administration
transregional, national
Research results
German
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