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06/09/2009 10:39

Das Bologna-Schwarzbuch: Warum wir eine neue Reform brauchen

Kordula Lindner-Jarchow M.A. Presse- und Informationsstelle
Universität Siegen

    Das Buch ist nicht schwarz, sondern blau. Das hat zwei Gründe: Zum einen publiziert der Deutsche Hochschulverband seine Arbeiten in diesem Layout. Zum anderen - und das ist noch wichtiger - sehen die Autoren nicht zwingend schwarz für die Zukunft, sofern endlich Umdenken einsetzt. Genau das bezwecken die Professoren Christian Scholz und Volker Stein als Herausgeber sowie die insgesamt 13 Autoren mit ihrem gemeinsamen Buch: Vermittlung von wichtigen Informationen dazu, was die so genannte "Bologna-Reform" eigentlich wollte und was wirklich dabei herausgekommen ist.

    Die vorgelegten Befunde sind schockierend und werfen ein böses Licht auf viele der handelnden Personen: Nicht nur werden die angestrebten Ziele eindeutig verfehlt, es werden auch immer neue Konzepte aufgesattelt, die zu einer Entmündigung von Studierenden und Professoren führen, gleichzeitig aber Institutionen wie die Hochschulrektorenkonferenz und externe Akkreditie-rungsagenturen in ihrer - so die Autoren des Buches - "unlegitimierten Macht" bestärken.
    Warum überhaupt ein Buch über den sog. Bologna-Prozess, die so genannte "Reform" des europäischen Hochschulsystems? Ist nicht alles gesagt zur deutschen Umsetzung von "Bologna", zu seinen Stärken, seinen Schwächen?
    Die Antwort ist eindeutig "nein!": Viele Menschen wissen weder, dass es diesen Bologna-Prozess gibt, noch, welche verheerenden Wirkungen er in der deutschen Bildungslandschaft ausgelöst hat: für die Studierenden, für Fakultäten und Fachbereiche, für die einzelnen Hochschullehrer. "Dabei ist das Problem noch nicht einmal vollständig in der Wirtschaft angekommen, die 'Bachelor welcome' sagt, Lohnkostensenkung meint - und langsam gemeinsam mit dem Wissensstandort Deutschland untergeht", so Professor Volker Stein, der an der Universität Siegen eine Professur für Betriebswirtschaftslehre, insbes. Personalmanagement und Organisation, innehat.
    Das "Bologna-Schwarzbuch" vereint neben den Herausgebern eine Reihe namhafter Professo-rinnen und Professoren: Peter J. Brenner, Karl-Otto Edel, Wolfgang A. Halang, Thomas Hering, Walter Krämer, Wilfried Krüger, Joachim Lege, Andrea Liesner, Konrad Paul Liessmann, Walter Slaje, Dietrich von der Oelsnitz, Jürgen Weibler, Stefan Winter. Sie alle wollen das, was Wissenschaftler üblicherweise tun: Sie weisen kritisch auf Fehlentwicklungen hin und zeigen Entwicklungslinien für die Zukunft auf.
    Das Buch liefert nicht nur eine umfassende Analyse, es liefert am Ende auf zwei Seiten komprimiert auch provokante Konsequenzen, die sich nach Ansicht der Autoren aufdrängen: Exemplarisch zu nennen sind: die sofortige Abschaffung der Akkreditierungen, das Ersetzen der aktuellen zentralen Planwirtschaft durch echte Marktlösungen und der Verzicht darauf, die Universitäten zu Fachhochschulen umzufunktionieren.
    Auch wenn es immer noch Politiker, Funktionäre und Medienvertreter gibt, die die letzten zehn Jahre Bologna als Triumph feiern, es wird Zeit für eine wirkliche Reform: "Alle diejenigen, die sich an die Gleise der alten Bologna-Idee gekettet haben und jetzt nur noch auf Schadensminimierung setzen, sind aufgefordert, über neue Wege in die Zukunft nachzudenken und diese neue Zukunft mit zu gestalten", so der Saarbrücker Professor Christian Scholz. Dies setzt aber Verstehen der Vergangenheit und Diskurs über die Gegenwart voraus. Genau dazu will das vorliegende Buch beitragen.

    Christian Scholz / Volker Stein (Hrsg.)
    Das Bologna-Schwarzbuch.
    Mit einem Geleitwort von Bernhard Kempen, Prsident des Deutschen Hochschulverbandes
    Bonn: DHV 2009

    Kontakt:
    Univ.-Prof. Dr. Christian Scholz
    Universität des Saarlandes in Saarbrücken
    Tel.: 0681-302-4120
    E-Mail: scholz@orga.uni-sb.de

    Univ.-Prof. Dr. Volker Stein
    Universität Siegen
    Tel.: 0271-740-3227
    E-Mail: volker.stein@uni-siegen.de


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    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    transregional, national
    Research results, Science policy
    German


     

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