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03/27/2001 17:32

High-Tech im Klartext:Interview mit FH-Präsident Prof. Lindner

Richard Bayer Referat Marketing und Kommunikation
Fachhochschule Coburg

    Interview mit dem
    Präsidenten der Fachhochschule Coburg,
    Professor Dr. Gerhard Lindner

    anläßlich des
    High-Tech-Tages an der Fachhochschule Coburg
    am 31. März 2001

    Herr Professor Dr. Lindner, warum veranstaltet die Fachhochschule Coburg einen "High-Tech-Tag"?

    Als die Bayerische Staatsregierung mit ihrer Idee, einen bayernweiten High-Tech-Tag bei Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Hochschulen zu veranstalten, an uns herantrat und uns um unsere Unterstützung bat, da rannte sie bereits offene Türen ein. Die Fachhochschule Coburg hat sich ja bereits selbst mit zwei Projekten aktiv an der bayerischen High-Tech-Offensive beteiligt. Unsere technologische Kompetenz konnten wir im vergangenen Jahr mit dem neuen Studiengang "Informatik" noch erweitern. Natürlich sind wir ein wenig stolz auf unsere Leistungen und deshalb freuen wir uns, dass wir im Rahmen des High-Tech-Tages der Öffentlichkeit zeigen können, was wir tun.

    An dem High-Tech-Tag der Fachhochschule Coburg beteiligen sich auch viele regionale Unternehmen. Wie kam es dazu?

    Wir haben sehr engen Kontakt zu den regionalen Unternehmen. In Sachen High-Tech versteht sich die Fachhochschule auch als Wissenspool und Transformator für die Wirtschaft - und diese greift gerne auf unser Knowhow zurück - sei es im Produktdesign oder in der Physikalischen Technik, die Bandbreite ist hier sehr groß. Unsere Studenten absolvieren ihre Praxissemester zum großen Teil in der Region und viele finden hier einen Arbeitsplatz. Hochschulen als Schnittpunkt zwischen Bildungsvermittlung und Forschung können sich Berührungsängste zur Wirtschaft nicht leisten. Die Verknüpfung von Wissenschaft und Wirtschaft ist bei uns sehr eng. Wir bilden schließlich praxisorientiert und bedarfsorientiert aus. Da macht so eine Gemeinschaftsveranstaltung Sinn - für beide Seiten.

    Warum spielt denn das Thema "High-Tech" so eine große Rolle?

    Die Innovationsgeschwindigkeit in großen wie in kleinen Unternehmen prägt deren internationale Wettbewerbsfähigkeit - und damit auch die der sie tragenden Standorte und sie stützt die Erwerbstätigkeit. In den modernen Informations- und Kommunikationstechnologien wie auch in der Biotechnologie werden die meisten neuen Firmen mit Wachstumspotential gegründet. Deshalb werden die sogenannten MINT-Fächer, Mathematik, Informationstechnik, Naturwissenschaften und andere Technikfächer in Schule und Hochschule immer wichtiger. In den Unternehmen fehlt es dramatisch an Nachwuchs - nach Zahl und Qualifikation.

    Welche Rolle übernimmt hier die Fachhochschule Coburg?

    Wir haben die Weichen rechtzeitig gestellt und unser Studienangebot auf die Bedürfnisse des Marktes ausgerichtet. 1996 haben wir beispielsweise den Studiengang Physikalische Technik ins Leben gerufen. Die beruflichen Chancen für unsere Absolventen sehen hervorragend aus - die Unternehmen suchen händeringend Leute in diesem Bereich. 1998 begründeten wir den Studiengang Integriertes Produktdesign und im Jahr 2000 kam die Informatik dazu - auch hier finden unsere Absolventen glänzende Arbeitsmarktbedingungen vor.

    Kann denn eine Hochschule, die fern von den großen Zentren angesiedelt ist, eine moderne Ausbildung sicherstellen?

    Sie kann - und sie muß sogar. Die Fachhochschule Coburg hat schon vor Jahren erkannt, dass Profilbildung zum neuen Paradigma gehört. Wir Fachhochschulen sind gefordert - wie alle Wirtschaftsunternehmen auch - mit ständigen Reformen unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit unter Beweis zu stellen. Wir haben die Herausforderung zur Innovation angenommen. Unsere für das Jahr 2001 neu ins Leben gerufenen modularisierten Studiengänge mit Masterabschluß, Klinische Sozialarbeit und - sofern die Genehmigung erteilt wird - auch Financial Management, sind beispielgebend dafür. In unseren Labors finden sie modernste Technologie. Die Fachhochschule Coburg ist -wie andere große Hochschulen in den Zentren - am bayerischen Hochschulnetz und seinem sogenannten "Hochgeschwindigkeits-Backbone" angeschlossen. Sie verfügt damit über alle technischen Voraussetzungen, die vielfältigen Möglichkeiten des weltumspannenden Internets voll auszuschöpfen. Internationalität und der Umgang mit den virtuellen Möglichkeiten des Lernens und Lehrens gehören bei uns zur Selbstverständlichkeit. Der Erfolg des Studiums hängt sicher nicht nur von der Qualität der Lehrinhalte und der Ausstattung der Hochschule, sondern auch von den Lehrpersonen ab. Unsere Professoren wissen, dass sie mit ihren Leistungen davon überzeugen müssen, dass jede in die Fachhochschule Coburg investierte Mark bestens angelegt ist. Bildungsinstitutionen wie unsere sind Dienstleistungszentren, die - zumal wenn sie vom Souverän, dem steuerzahlenden Bürger finanziert sind - einem Legitimationsdruck ausgesetzt sind. Diese Legitimation ist auch durch den Wettbewerb der Hochschulen untereinander und über die Grenzen unseres Landes hinaus zu erwerben. Die Wegweiser stehen auch bei uns auf Leistung und Wettbewerb. Dafür sind wir bestens gerüstet.

    Das hört sich nach Eliteausbildung an...

    Im positiven Sinne - vielleicht ja. Die politisch Verantwortlichen fordern die Hochschulen auf zu mehr Wettbewerb und Differenzierung, zu mehr Spitzenleistungen - kurz zu mehr Elite. Was wir dazu beitragen können: Wir geben unser Bestes. Wir bereiten die Grundlage eines breiten, in Anspruch und Dauer differenzierten Bildungsangebotes - für eine ebenso differenzierte Nachfrage. Wir bilden die besonders Leistungsbereiten marktgerecht aus, mit den neuesten technischen Möglichkeiten und dem aktuellen Knowhow. Unsere besten Werbeträger sind die ehemaligen Absolventen der Fachhochschule Coburg, die heute in verantwortlichen Positionen tätig sind.


    Europaweit ist ein dramatischer Rückgang des Schüler-Interesses für Mathematik und Physik zu verzeichnen. Sind junge Leute heuzutage nicht mehr für technische Fächer zu begeistern?

    Heutzutage wird gerne über Spitzenleistungen zum Beispiel im Sport gesprochen. Jeder akzeptiert Meister-Leistungen in der Musik. Spitzenleistungen im technischen Bereich werden in der Öffentlichkeit oftmals nicht so wahrgenommen. Das war wohl schon immer so. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts glaubte Wernher von Siemens nicht einmal selbst daran, dass die Glühbirne jemals das Gaslicht verdrängen würde.
    Entwicklungen im technischen Bereich ziehen Veränderungen in anderen Bereichen, bspw. in der Betriebswirtschaft, in der Volkswirtschaft, im Designbereich, in der Architektur u.a. nach sich. Wir müssen die faszinierenden Möglichkeiten neuer Technologien mehr in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stellen. Wir sind alle, die wir damit zu tun haben, gefordert, den Menschen die Angst vor neuen Entwicklungen zu nehmen. Heute wissen wir, dass der Mensch nicht - wie man einst befürchtete - dauerhaften psychischen Schaden erleidet, wenn er sich in motorbetriebenen Fahrzeugen schneller als mit 25 Kilometern pro Stunde bewegt. Und wir wissen auch, dass der PC uns nicht zu vereinsamten Wesen auf soziokulturellen Internetinseln machen wird. Wir wissen heute viel mehr als jemals zuvor, wie wichtig es ist, die Chancen der modernen Technik zu nutzen. Die, die sich heute nicht im Umgang mit dem Internet schulen, sind die Analphabeten von morgen.

    Kann der High-Tech-Tag hier ein Impulsgeber sein?

    Der High-Tech-Tag am 31. März soll einen Beitrag dazu leisten, die Faszination von Technik - auch bei jungen Leuten - zu wecken und die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten, die unser ganzes Alltagsleben durchdringen, aufzeigen. Und das anhand von praktischen, spannenden Beispielen und interaktiven Mitmach-Aktionen. Deshalb auch unser Motto: "erlebnis.technik".

    Wer kann zu dem High-Tech-Tag in Coburg kommen?

    Wir verstehen unseren High-Tech-Tag als einen "Tag der offenen Tür". Eingeladen sind alle interessierten Bürger und Bürgerinnen. Unsere Veranstaltung soll nicht nur alle Sinne, sondern auch alle Generationen ansprechen. Wir haben ein erlebnisreiches Betreuungsprogramm für die kleinen Besucher arrangiert, Schüler und Studenten können sich über unsere Studiengänge informieren, Absolventen und andere Jobsuchende können mit den anwesenden Unternehmen ins Gespräch kommen, Unternehmen und Fachleute werden bei uns umfassend über die neusten Trends in Forschung und Entwicklung informiert - und die spannenden Präsentationen werden einfach jedermann begeistern. Dazu gibt es noch Musik mit unserer Coburg College Combo und "Special Guests". Mensa und Cafeteria sind für die Bewirtung geöffnet.


    More information:

    http://www.fh-coburg.de


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    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications
    German


     

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