idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
06/30/2009 13:52

Der erste Gefäßchirurg geht in Elternzeit

Dr. Annette Tuffs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Heidelberg

    Beim 1. Heidelberger Assistententreffen der Gefäßchirurgen am 26. Juni 2009 wurden neue Strategien gegen den Nachwuchsmangel diskutiert

    Den chirurgischen Fächern geht der Nachwuchs aus. Die Gründe sind bekannt: extreme Arbeitsbelastung, fehlende Perspektiven, familienunverträgliche Arbeitszeiten und inadäquate Bezahlung. Über Lösungsmöglichkeiten für die besonders betroffene Gefäßchirurgie diskutierten junge Assistenzärzte und Gefäßchirurgen auf dem 1. Heidelberger Assistententreffen HEAT. Das von der Klinik für Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Heidelberg initiierte, bundesweit einmalige Pilotprojekt fand jetzt sehr erfolgreich im Rahmen der gefäßchirurgischen Fachtagung "Heidelberger Heißes Eisen" zum ersten Mal statt.

    "Sie haben heute die Gelegenheit, die Zukunft der Gefäßchirurgie mitzubestimmen", so Professor Böckler, Ärztlicher Direktor der Klinik für Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum Heidelberg in seiner Begrüßung in der Heidelberger Print Media Akademie. Denn neue Konzepte sind nötig, um das Fach für junge Mediziner attraktiver zu machen. Die Zeit drängt: Die Zahl der Absolventen im Fach Humanmedizin nahm in den letzten 15 Jahren um 27 Prozent ab, gleichzeitig stieg das Durchschnittsalter bei den Krankenhausärzten von 38,1 auf 40,9 Jahre. In 10 Jahren werden in Deutschland 17.500 Ärzte fehlen.

    Nur 5 Prozent der Medizinstudenten wollen noch Chirurgen werden

    Besonders betroffen sind die chirurgischen Disziplinen: Interessieren sich im 1. Fachsemester Humanmedizin noch 20 Prozent der Studenten für diese Fachbereiche, sind es am Ende des Studiums noch 5 Prozent. "Die Nachwuchsförderung", so Böckler, "ist und bleibt daher eines der wichtigsten Themen für Chefärzte." In der Gefäßchirurgie hat sich die Situation extrem zugespitzt. Die Zahl eigenständiger Gefäßchirurgen hat seit 1990 von 81 auf 213 zugenommen, die Anzahl der Stellenanzeigen zwischen 2004 und 2008 um 60 Prozent. Auf 130 freie Oberarztstellen bewarben sich 2008 jedoch nur noch 50 Gefäßchirurgen.

    Als konkrete Maßnahmen zur Erhöhung der Attraktivität des Berufsbildes "Gefäßchirurg" nannte Böckler die Einführung eines Ausbildungscurriculums, eine deutliche verbesserte Organisation der Arbeitszeiten sowie die Schaffung von Rahmenbedingungen, die eine international konkurrenzfähige Forschung ermöglichen. Ein wesentlicher Bestandteil, so die jungen Mediziner, muss ausreichender Freiraum für die Forschung sein. Aber auch eine fundierte wissenschaftliche Ausbildung in Theorie und Praxis wurde gefordert.

    Familienfreundliche Arbeitsplätze für Frauen und Männer

    Besonders umstritten: Ab wann und in welcher Reihenfolge sollen die für die Facharztprüfung notwendigen Operationen geleistet werden? Denn die Zeit, um die Anforderungen des OP-Kataloges zu erfüllen, ist letztlich knapp. OP-Praxis ab dem ersten Tag der Ausbildung könnte ein Anreiz für Studenten sein, so die jungen Assistenten. Erfahrene Mediziner gaben zu bedenken, dass Komplikationen erst mit mehr Erfahrung und Fachwissen richtig einzuordnen und zu bewältigen seien. Übungsmöglichkeiten seien auch an Modellen gegeben.

    Ein weiteres "heißes Eisen" war die Familienunfreundlichkeit der Arbeitsplätze in den chirurgischen Disziplinen. Vor allem junge Frauen entscheiden sich oft gegen diese Fachbereiche. Diese Gruppe ist jedoch relevant: 62,5 Prozent der Studienanfänger im Fachbereich Humanmedizin sind weiblich, aber nur 15 Prozent der Gefäßchirurgen. Bei den leitenden Krankenhausärzten sind es nur noch 11 Prozent. Aber auch die jungen Väter lässt das Thema nicht mehr kalt. Einige von ihnen denken über Elternzeit oder später über eine vorübergehende Teilzeitbeschäftigung nach. Im Zuge des Wettbewerbs stellt sich für die Chefärzte die Herausforderung, familienfreundliche Arbeitsplätze in der Chirurgie anzubieten.

    Strukturiertes Ausbildungscurriculum und gute Forschungsbedingungen

    An der Klinik für Gefäßchirurgie in Heidelberg wird derzeit ein strukturiertes Ausbildungscurriculum erarbeitet und ist zum Teil schon umgesetzt. Auch familienfreundliche Rahmenbedingungen wie Teilzeitstellen oder Kinderbetreuungsmöglichkeiten werden diskutiert. Darüber hinaus möchte Professor Böckler das Angebot an Rotationsstellen zum Austausch zwischen seinem Haus und nicht-universitären Krankenhäusern ausweiten. Auch forschungsfreundliche Rahmenbedingungen sind auf dem Prüfstand.

    Und auch HEAT soll kein Experiment bleiben, sondern eine regelmäßige Einrichtung werden. Ende des Jahres geht in der Heidelberger Abteilung, deren ärztliche Mitarbeiter im Schnitt gerade mal 35 Jahre alt sind, der erste männliche Gefäßchirurg für einige Monate in Elternzeit.

    Weitere Informationen:
    www.klinikum.uni-heidelberg.de/Gefaesschirurgie.106812.0.html

    Ansprechpartner:
    Professor Dr. med. Dittmar Böckler
    Ärztlicher Direktor
    Klinik für Gefäßchirurgie
    Universitätsklinikum Heidelberg
    Tel.: 06221 / 56 62 49 (Sekretariat)
    E-Mail: dittmar.boeckler(at)med.uni-heidelberg.de

    Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
    Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
    Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 7.000 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 40 Kliniken und Fachabteilungen mit 1.600 Betten werden jährlich rund 500.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.100 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. (Stand 12/2008)

    www.klinikum.uni-heidelberg.de

    Bei Rückfragen von Journalisten:
    Dr. Annette Tuffs
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Heidelberg
    und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
    Im Neuenheimer Feld 672
    69120 Heidelberg
    Tel.: 06221 / 56 45 36
    Fax: 06221 / 56 45 44
    E-Mail: annette.tuffs(at)med.uni-heidelberg.de

    Diese Pressemitteilung ist auch online verfügbar unter
    www.klinikum.uni-heidelberg.de/presse


    Images

    Herr Böckler, Ärztlicher Direktor  der Klinik für Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum Heidelberg, unterweist eine Teilnehmerin bei der Simulation einer Gefäßoperation.
    Herr Böckler, Ärztlicher Direktor der Klinik für Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum Heidelberg, ...
    Source: Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg.


    Criteria of this press release:
    Medicine
    transregional, national
    Scientific conferences, Studies and teaching
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).